Lamya KaddorDIE GRÜNEN - Jahrestag des terroristischen Überfalls auf Israel
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundespräsident! Sehr geehrter Herr Botschafter Prosor! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Seit dem Überfall der Hamas auf Israel hört das Grauen nicht mehr auf. Der 7. Oktober ist mittlerweile ein 368 Tage andauernder Albtraum für die Opfer dieses Massakers an Männern, Kindern, vor allem auch an Frauen, für die Geiseln und ihre Angehörigen, für die Binnenflüchtlinge, eigentlich für alle Jüdinnen und Juden, für alle Israelis sowie alle Freundinnen und Freunde des Staates Israel weltweit. Darüber hinaus steht der 7. Oktober für das Leid und Elend in Gaza, der Westbank und im Libanon, für den Tod von mehr als 40 000 Menschen.
Ausgelöst haben diese weitere Menschheitstragödie – und da müssen wir ganz klar sein – niemand anderes als die islamistischen Extremisten der Hamas, der Hisbollah, der Huthis und des iranischen Regimes.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Sie waren es, die Israel diesen Krieg aufgezwungen haben. Noch heute könnten sie die Waffen strecken und das Grauen beenden.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU und der FDP)
Nichts rechtfertigt den 7. Oktober mit seinen grausamsten Verbrechen, nichts, auch kein historischer Kontext, meine Damen und Herren.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU und der FDP)
Ich habe heute ein Geschenk von meiner Reise im Mai nach Israel und zur Westbank mitgebracht. Es ist diese Kette. Auf ihr steht: „Bring Omri home“. Das ist der Name eines Sohnes; seinen Vater lernte ich kennen: Dani Miran. Er schenkte mir diese Kette, um dann gemeinsam mit ihm kurz für seinen Sohn zu beten, was wir dann auch taten. Wie es danach allerdings weiterging – und das ist sehr bemerkenswert –, möchte ich Ihnen gleich erzählen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sollten als Politiker nicht unsere Menschlichkeit verlieren. Das Schicksal der einen ist unzertrennlich mit dem Schicksal der anderen verbunden. Wir sollten das Leid auf beiden Seiten sehen. Deshalb kann der einzig vernünftige politische Ansatz nur der sein, weitere Eskalationen zu verhindern. Deutschland hat im Sinne seiner Staatsräson die Pflicht, das Fortbestehen des einzigen jüdischen Staates zu gewährleisten. Dieses Schutzversprechen kann jedoch nicht bedingungslos für eine teils rechtsextremistische Regierung mit radikalen Plänen gelten. Mit großer Selbstverständlichkeit muss gleichzeitig gesagt werden, dass eine Zukunft in Frieden mit den Vernichtungsfantasien von Hamas, Hisbollah und dem iranischen Regime unvereinbar ist.
Sehr geehrte Damen und Herren, ich bin der Außenministerin Annalena Baerbock sehr dankbar für ihren starken Einsatz, ihre zahlreichen diplomatischen Vorstöße und ihre klaren Linien dabei. Ein Frieden in Nahost ist nur dann möglich, wenn wir ein Bündnis mit den arabischen Nachbarn wie Jordanien, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Ägypten schaffen, die sich ebenfalls mit an den Tisch setzen. Das ist ihr bereits gelungen. Und sie engagiert sich wie kein anderer europäischer Politiker bzw. keine andere europäische Politikerin nachhaltig für die Freilassung der Geiseln, für einen Waffenstillstand, für humanitäre Hilfe und Deeskalation.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)
Nun bin ich Ihnen das Ende der Erzählung meiner Begegnung mit Dani Miran schuldig. Nach dem Gebet stellten wir uns für ein gemeinsames Foto auf. Plötzlich fragte er nach meinen Händen. Sie seien kräftig, meinte er. So wurde mir übersetzt; er sprach Ivrit. Ich sagte lächelnd, ich hätte sie wohl von meinem Vater, der einer Olivenbauernfamilie aus Syrien entstammte. Nach der Übersetzung schaute er mich beinahe begeistert an und fragte: Btihki arabi? Sprechen Sie Arabisch? – Ich bejahte, und er führte in bestem Arabisch aus: Ich musste als Jude aus dem Irak fliehen und bin nach Israel, meinem Zufluchtsort, gekommen. Weißt du: Wir waren einst ja gute Nachbarn. In šā"allāh – so spricht er weiter –, werden wir es bald wieder sein. – Ich wünschte mir, sehr viel mehr Menschen hätten diese übermenschliche Größe wie Dani Miran.
Vielen Dank.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [Die Linke])
Als Nächster hat das Wort für die CDU/CSU-Fraktion Friedrich Merz.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7616342 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 191 |
Tagesordnungspunkt | Jahrestag des terroristischen Überfalls auf Israel |