10.10.2024 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 191 / Tagesordnungspunkt 7

Mathias SteinSPD - Jahrestag des terroristischen Überfalls auf Israel

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der 7. Oktober war ein sehr einschneidendes Ereignis; das ist von vielen hier gesagt worden. Noch nie seit dem Holocaust sind so viele Jüdinnen und Juden ermordet worden. Es waren Menschen, die gerade gefeiert haben oder die in einem Kibbuz an dem Feiertag morgens ausschlafen wollten und dann brutal von der Hamas überfallen worden sind.

Ich habe selber mal ein Jahr in einem Kibbuz gelebt und kann das sehr gut nachvollziehen. Ich habe die Orte im Februar/März auch besucht und gesehen, wie brutal die Menschen dort aus ihrem Alltag gerissen worden sind. Die Anschläge waren so irreal. Die Angreifer kamen mit Drachen rübergeflogen, drangen mit Pick-up-Trucks ein. Über Stunden kam dort keine Hilfe.

Das ist ein schweres Trauma für Israel gewesen – für Israel, das sich so bewaffnet hat, dessen Bewohner gesagt haben, sie sind unverwundbar und können gegen Terror und Krieg sehr viel machen. Gleichzeitig flogen Raketen auf Tel Aviv. Diese konnte die israelische Armee abwehren.

Um mal die Dimension zu nennen: über 1 200 Tote. Bei diesen Kriegen und Krisen sind Zahlen nichts. Aber wir müssen es uns für Deutschland vorstellen: Das wäre so, als würden an einem Tag 10 000 Menschen in Deutschland ermordet. Das ist ein schweres Trauma dort. Auf Deutschland übertragen ist fast ein ganzes Bundesland evakuiert worden. Diese Menschen kommen nicht zurück. Ich glaube, das ist sehr hart dort.

Israel hat natürlich das Recht, die Ursache dieses Terrorismus – die Strukturen der Hamas – zu bekämpfen und der brutalen Kriegsstrategie der Hamas zu begegnen, zivile Opfer als Schutzschild zu benutzen. Ich habe mit Israelis gesprochen, die in den Einsätzen waren. Viele sind Menschen, die als Reservisten ganz normale Tätigkeiten ausüben. Sie tun sich schwer, tatsächlich in den Krieg zu ziehen, weil sie nicht wissen, ob hinter Zivilisten, hinter Kindern plötzlich Hamasmörder sind. Das ist unendlich schwer. Ich glaube, das muss man an dieser Stelle anerkennen. Man muss aller Opfer gedenken.

Wir dürfen es uns nicht leicht machen, mal schnell über Waffenlieferungen zu diskutieren. Ich tue mich auch schwer, zu sagen: Na ja, 80 Prozent der Menschen in Palästina gehören der Hamas an oder unterstützen sie zumindest. – Ich tue mich auch schwer, zu behaupten, dass eine Zweistaatenlösung mal eben so kommt. Wir müssen Stück für Stück für Frieden sorgen. Wir müssen als Deutschland viele Dinge hinterfragen, auch den Antisemitismus bei uns hier vor Ort. Tun wir das!

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7616366
Wahlperiode 20
Sitzung 191
Tagesordnungspunkt Jahrestag des terroristischen Überfalls auf Israel
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