Johannes WagnerDIE GRÜNEN - Med. Versorgung von Kindern u. Jugendlichen
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Frau Borchardt, nach Ihrer Rede frage ich mich schon, ob Sie das ganze Thema Hebammenfinanzierung voll umrissen haben; denn schon jetzt ist es so, dass Hebammen voll aus dem Pflegebudget finanziert werden und die Träger die Hebammen angemessen bezahlen können.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP – Simone Borchardt [CDU/CSU]: Es gibt freiberufliche Hebammen!)
Aber zurück zu Ihrem Antrag. Sie fordern in Ihrem Antrag, dass die Geburtshilfe und die Kindermedizin verbessert werden müssen. Als jemand, der selbst als Arzt in einer Kinderklinik gearbeitet hat, kann ich diesem Anliegen grundsätzlich nur zustimmen. Aber wenn ich mir Ihren Antrag genauer anschaue, muss ich sagen: Schade, dass Ihr Engagement nicht auch von der notwendigen Sorgfalt begleitet worden ist. Schade, dass es Ihnen mehr um die große Bühne ging als wirklich um die Sache. Und schade, dass Ihnen anscheinend nicht aufgefallen ist, dass wir einen Großteil der von Ihnen geforderten Maßnahmen bereits angegangen sind.
Aber der Reihe nach. Ihr Antrag startet ja ganz sympathisch. Aber kaum ist man auf der dritten Seite, reihen Sie Forderung um Forderung aneinander, bei denen Sie gekonnt ignorieren, dass oftmals die Länder oder die Selbstverwaltung der richtige Adressat wären und nicht der Bundestag.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)
Aber es gibt durchaus auch sinnvolle Forderungen in Ihrem Antrag. Sie fordern zum Beispiel mehr Geld. Da kann ich Ihnen sagen: Das ist bereits umgesetzt, und mit der Krankenhausreform verstetigen wir die über 800 Millionen Euro, die wir in den letzten beiden Jahren für Geburtshilfe und Kinderkliniken gezahlt haben, weiter.
Und auch die niedergelassenen Kinderärzte profitieren. Durch die Entbudgetierung in diesem Frühjahr wird ihre Arbeit jetzt immer voll vergütet, auch wenn in einem Erkältungsjahr einmal deutlich mehr Kinder behandelt werden müssen als gewöhnlich.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP – Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Mit der neuen Krankenhausreform heben wir jetzt außerdem die untere Grenzverweildauer in Kinderkliniken auf. Das klingt sehr technisch, ist aber ein riesiger Unterschied zum Status quo. Damit sorgen wir dafür, dass kein Kind mehr auch nur eine Nacht länger als medizinisch notwendig im Krankenhaus übernachten muss.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)
Des Weiteren ermöglichen wir Kinderkliniken, Kinder auch ambulant zu behandeln, wenn sie eine komplexe Krankheit haben. Das reduziert endlich die Fahrtwege für Familien, die teilweise stundenlang zum nächsten niedergelassenen Spezialisten fahren mussten.
Diese Reform ist ein großer Erfolg, auf den wir stolz sein können. Und dabei freue ich mich vor allem, dass meine Berufsgruppe besonders berücksichtigt wurde.
(Simone Borchardt [CDU/CSU]: So ein Zufall!)
Viel zu lange wurden die Kinderkliniken und die Geburtshilfe vernachlässigt. Aber jetzt kommt es darauf an, dass wir diese Reform gemeinsam umsetzen, auch in den Ländern.
Deswegen zum Abschluss ein Appell, liebe Union – liebe CSU vor allem –: Schauen Sie bitte nach Nordrhein-Westfalen, wie dort angepackt und tatkräftig gehandelt wird! Daran sollten Sie sich ein Beispiel nehmen. Wir brauchen jetzt ein gemeinsames Handeln von Bund und Ländern. Darum bitte ich auch Sie: Kommen Sie zurück zum Verhandlungstisch.
Vielen Dank.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7616513 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 191 |
Tagesordnungspunkt | Med. Versorgung von Kindern u. Jugendlichen |