17.10.2024 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 194 / Tagesordnungspunkt 7

Florian HahnCDU/CSU - Ein Jahr Nationale Sicherheitsstrategie

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Als die Ampel die Nationale Sicherheitsstrategie mit stolzgeschwellter Brust vor einem Jahr vorgestellt hatte, war kein Tamtam zu groß, kein Superlativ zu gering. Damals hieß es, dieses Papier sei nicht weniger als das oberste sicherheitspolitische Dachdokument Deutschlands. Diese Nationale Sicherheitsstrategie sollte den umfassendsten Ansatz haben, der denkbar schien. Um die Außenministerin zu zitieren:

„Weil neue Bedrohungen komplex sind und alle Bereiche von Staat, Gesellschaft und Wirtschaft treffen, spannen wir unsere Sicherheitspolitik ‚integriertʼ über all diese Bereiche. Integrierte Sicherheitspolitik bedeutet, Sicherheitsfragen konsequent mitzudenken …“

Wer Derartiges ankündigt, darf sich nicht wundern, wenn damit große Erwartungen geweckt werden und es dann auch an der Zeit ist, eine erste Bilanz zu ziehen, ob die Ampel den eigenen Ansprüchen gerecht wurde und wird.

(Deborah Düring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und wenn man keine Ansprüche hat?)

Und genau das ist Gegenstand der heutigen Debatte. Das Ergebnis vorab: Die Bewertung fällt genauso negativ aus, wie unsere Einlassung das vor einem Jahr schon prognostiziert hat. Die Nationale Sicherheitsstrategie ist nicht mehr als eine ordentliche Analyse.

(Sara Nanni [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darüber muss man nicht mal eine Rede schreiben, Herr Hahn! Freut mich für Sie!)

Darüber hinaus wurde und wird sie dem zentralen Anspruch jedes Strategiepapiers nicht gerecht.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Es müssen konkrete Mittel benannt werden, mit deren Hilfe die selbstgesteckten Ziele erreicht werden können. Darüber hinaus wurde auf die Erarbeitung einer Vielzahl von Strategien in zweistelliger Höhe – 15 Strategien an der Zahl – verwiesen. Wenn wir jetzt mal schauen, was davon tatsächlich umgesetzt wurde, stellen wir fest, dass wir auch da von einer reinen Ankündigungspolitik sprechen müssen.

(Annalena Baerbock, Bundesministerin: Ich kann die Ihnen alle aufzählen!)

Bereits vor der Veröffentlichung der Strategie war klar, dass die Implementierung eines so dringend notwendigen nationalen Koordinationselements, eines Nationalen Sicherheitsrats, an Kompetenzstreitigkeiten gescheitert ist. Das Außenamt und das Kanzleramt waren sich zum wiederholten Male nicht einig, und damit wurde das Dokument zum zahnlosen Tiger. Ein Nationaler Sicherheitsrat hätte nicht nur in krisenhaften Lagen, sondern bei allen Gesetzesvorhaben, bei allen staatlichen Entscheidungen dem Sicherheitsinteresse Deutschlands Geltung verschaffen können. Das wäre ein wirklich strategischer Ansatz mit Biss gewesen, der einen echten Mehrwert gehabt hätte in einem Land, in dem das Ressortprinzip zu oft überstrapaziert wird und strategisches Handeln erschwert wird.

Wenn die Nationale Sicherheitsstrategie schon nicht in der Lage ist, einen strategischen Ansatz zu verfolgen, hätte sie wenigstens zur Kohärenz von Regierungshandeln beitragen können. Doch auch hier weit gefehlt! Oder wie lässt es sich erklären, dass die deutsche Staatsräson und eine entsprechend daran konsequent orientierte Politik monatelang im Kabinett von vermutlich zwei Ministern hintertrieben wurde, ohne dass sich der Bundeskanzler daran störte?

(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist eine ungeheuerliche Unterstellung! Das haben Sie gestern auch schon gemacht!)

– Ich kann es Ihnen nicht ersparen. – Die gestrige Debatte über die Waffenlieferungen, Frau Haßelmann,

(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die war bodenlos Ihrerseits!)

hat gezeigt, wie zerstritten die Ampel in Wahrheit ist. In einer Frage, in der es eigentlich nur eine Antwort geben kann,

(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ausgerechnet Hahn!)

nämlich ein maximaler Konsens der mit Israel verbundenen Demokraten, sind Sie, liebe Vertreterinnen und Vertreter der Ampel, von einem geschlossenen Auftreten oder gar kohärentem Handeln so weit entfernt wie von Ihrer eigenen Wiederwahl.

(Beifall bei der CDU/CSU – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ausgerechnet Hahn!)

Am Ende wissen wir auch, woran das Scheitern an den selbstgestellten Ansprüchen an die Nationale Sicherheitsstrategie liegt. Die Außenministerin schrieb über dieses Dokument einst – ich zitiere –: „Die Strategie wird so stark sein, wie die Menschen, die sie tragen …“ Mehr muss man dazu nicht sagen.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Als Nächster hat das Wort für die SPD-Fraktion Sebastian Hartmann.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7616998
Wahlperiode 20
Sitzung 194
Tagesordnungspunkt Ein Jahr Nationale Sicherheitsstrategie
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