Jana SchimkeCDU/CSU - Bürgergeld - Fokus auf Arbeitsvermittlung
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe Besucher auf der Besuchertribüne! In den frühen 2000er-Jahren hatte Deutschland unglaublich viele Arbeitslose, 5 Millionen an der Zahl, und wir galten als der kranke Mann Europas. Damals hat Gerhard Schröder die sogenannten Agenda-2010-Reformen auf den Weg gebracht. Wir reden heute als Union immer noch gerne davon, weil sie sich sehr bewährt haben. Menschen, die auf dem sozialen Abstellgleis in Deutschland waren und um die man sich nicht gekümmert hat, wurden in die Arbeitsvermittlung gesteckt, nach dem Motto: Jeder Mensch kann arbeiten. Du bist es wert, du schaffst das.
Das hat zum Erfolg geführt. Die Arbeitslosenzahlen gingen massiv nach unten, natürlich auch durch andere Reformen. Das ist der Grund, warum wir an diesem System festhalten. Für das Arbeitslosengeld I sind die Bundesagentur für Arbeit und die Arbeitsagenturen vor Ort zuständig. Im Arbeitslosengeld II, das sogenannte Bürgergeld, wie es heute genannt wird, befinden sich Langzeitarbeitslose, die eine gesonderte Hilfe erfahren.
Das Grund, weshalb wir heute hier so heiß diskutieren, besteht im Wesentlichen darin, dass die AfD behauptet, dass ein Großteil der Menschen, die im Hartz-IV-Bezug oder im Bürgergeldbezug sind, nicht arbeitsfähig ist. Im Übrigen beruht die entsprechende Studie auf den Selbsteinschätzungen der Betroffenen. Das ist nicht mal faktisch so; sie schätzen das selber so ein. Darüber kann man streiten. Aber in der Tat lautet die entscheidende Frage: Sind diese Menschen arbeitsfähig, oder sind sie es nicht? Wir sagen: Sie sind es. Wir geben niemanden in diesem Land auf. Das ist unsere tiefe Überzeugung.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Wir geben niemanden auf. Ob er eine psychische Erkrankung hat, ob er eine körperliche Erkrankung hat, ob er jemanden zu Hause pflegt, ob es Kinder in der Familie gibt, aber keinen Kita-Platz, das ist total egal. Wir geben niemanden auf.
Jeder Mensch hat in diesem Land das Recht auf Teilhabe, wozu auch die Arbeitsmarktteilhabe gehört. Aber jeder hat auch die Pflicht dazu. Das ist das, was uns umtreibt. Deswegen stecken wir da so viel Mühe rein. Deswegen stecken wir da so viel Geld rein. Deswegen gibt es so viele Maßnahmen, die versuchen, den betreffenden Menschen in allen möglichen Lebenslagen zu helfen, sie zu unterstützen und ihnen den Weg in die finanzielle Unabhängigkeit zu ebnen, sie nicht in staatlicher Abhängigkeit zu belassen. Das ist das, was uns antreibt und was uns umtreibt.
Wenn es in unserer Arbeitsmarktpolitik nur um Jobvermittlung ginge, dann bräuchten wir nicht so viele Behörden; das ist doch völlig klar. Natürlich muss es darum gehen, Menschen auch an die Hand zu nehmen, gezielte Förderangebote zu schaffen. Wir stehen mit unserer Arbeitsmarktpolitik voll und ganz hinter der Bundesagentur für Arbeit und den Jobcentern vor Ort, weil wir der festen Überzeugung sind, dass Arbeit immer besser ist als Arbeitslosigkeit. Das ist eine ganz wichtige Feststellung.
Das täuscht natürlich nicht darüber hinweg, dass es auch Verbesserungen und Veränderungen geben muss, dass wir besser werden müssen, Stichwort „Sanktionen“. Wir können gerne wieder den Vermittlungsvorrang einführen oder die Menschen zu gemeinnütziger Arbeit heranziehen. Das alles gehört zur Wahrheit.
Aber die guten Erfolge der letzten Jahre jetzt wieder zurückzudrehen und zu sagen: „Das brauchen wir alles nicht, weil das alles gar nichts bringt“, das ist absolut inkonsistent, wie übrigens Ihre ganze Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik. Das muss ich leider so sagen. Da ist kein roter Faden zu erkennen. Insofern würde ich vorschlagen, dass Sie noch mal ganz tief in sich gehen.
Vielen Dank.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Jens Teutrine [FDP])
Angelika Glöckner für die SPD-Fraktion ist die nächste Rednerin.
(Beifall bei der SPD)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7617074 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 194 |
Tagesordnungspunkt | Bürgergeld - Fokus auf Arbeitsvermittlung |