17.10.2024 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 194 / Zusatzpunkt 17

Reinhard HoubenFDP - Aktuelle Stunde: Projektprüfung bei Thyssenkrupp

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Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist wirklich schon ärmlich, dass die AfD hier eine Aktuelle Stunde einberuft und das eigentlich nur nutzt, um ihre Tiktok-Kanäle zu bedienen.

(Hannes Gnauck [AfD]: Haben Sie eigentlich einen?)

Sie haben, meine Herren von der AfD, das Wort „thyssenkrupp“ beide genau ein Mal in Ihren fünfminütigen Beiträgen genannt. Sie haben verschiedene – eigentlich bekannte – Dinge vorgetragen, und es ist wirklich eine Kränkung – wenn nicht sogar eine Beleidigung – der Menschen in Duisburg, die von dieser Entscheidung wirklich betroffen sind.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Die Herstellung von grünem Stahl ist komplex und teuer. Die Energiewende ist ebenfalls komplex und teuer. Das heißt jedoch nicht, dass die Umstellung auf grünen Stahl nicht funktioniert. Schauen wir doch einmal nach Schweden – es ist eben schon gesagt worden –: Stahlerzeuger SSAB wird den ersten klimaneutralen Stahl herstellen; er hat ihn sogar schon ausgeliefert.

(Zuruf des Abg. Karsten Hilse [AfD])

Und es wird in Boden in Schweden, in der Nähe des Polarkreises, eine entsprechende Produktion aufgebaut.

Klar ist aber auch: Die Umstellung auf grünen Stahl ist kein Selbstzweck. Es geht um die Reduzierung von CO2-Emissionen, und diese Reduktion kann man unterschiedlich erreichen. Wenn die Produktion entsprechend umgebaut ist, kann man allein durch den Ersatz von Kohle durch Gas 60 Prozent der angestrebten CO2-Reduktion erreichen. Nutzt man wiederum, wie hier auch ausgeführt, die CCS-Technologie und nutzt man somit blauen Wasserstoff, erreicht man eine Reduktion von ungefähr 85 Prozent. Und ja, mit grünem Wasserstoff ist es natürlich auch möglich. Dann hat man wirklich den Goldstandard erreicht. So gibt es eben die unterschiedlichsten Wege zum Ziel. Ich sage Ihnen: Lassen Sie uns endlich anfangen, die Emissionen bei der Stahlherstellung zu reduzieren. Lieber unperfekt starten als perfekt warten!

(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

Wir können nicht von einem Tag auf den anderen klimaneutral werden.

(Zuruf des Abg. Karsten Hilse [AfD])

Es ist ein langer Weg, und die Entscheidung vor Ort muss am Ende die Stahlindustrie selbst treffen. Wir können nicht in die Feinsteuerung der Produktion an einzelnen Standorten eingreifen. Die Auswahl der Technologien muss bei den Unternehmen liegen.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

Für die Transformation der Stahlbranche sollen in den kommenden Jahren Milliardensummen von Bund und Ländern fließen. Im Mittelpunkt stehen dabei die vier Stahlhersteller thyssenkrupp Steel Europe, Salzgitter, ArcelorMittal und die Stahl-Holding-Saar. Diese vier Stahlhersteller sollen klassische und CO2-intensive Stahlproduktionen im Hochofen mittels Kohle und Eisenerz durch wasserstoffbasierte Direktreduktionsverfahren, Stichwort „DRI“, ersetzen. Die Stufen habe ich Ihnen eben erklärt. Die entsprechenden Förderbescheide über insgesamt 7 Milliarden Euro wurden überreicht. Die Unternehmen haben vor Monaten mit den Arbeiten begonnen. Die ersten Auszahlungen sind erfolgt.

Wenn thyssenkrupp nun das Projekt grundlegend überprüfen lässt und Szenarien entwickelt, wie es jetzt weitergehen soll, ist das zwar im ersten Moment vielleicht keine gute Nachricht, aber es ist dann eben so. Denn wenn wir davon ausgehen, dass die Unternehmen selbst entscheiden, wie sie vor Ort ihre Produktion aufbauen, dann müssen wir den Unternehmen auch die Chance geben, ihre Strategien zwischendurch mal zu überdenken und genau zu prüfen, wie sie in der Feinsteuerung vorgehen sollen.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

Nur mit dieser Kraft, die Mühen der Ebenen eben auch in dieser Frage zu gehen, werden wir es am Ende schaffen, Stahl so herzustellen, dass wir CO2-Reduktion in Deutschland erreichen. Denn – am Ende – ohne eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes hat die Stahlherstellung in Deutschland eben keine Chance, auch wenn die AfD es vielleicht nicht glauben mag.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)

Vielen Dank, Herr Kollege Houben. – Nächster Redner ist der Kollege Fabian Gramling, CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7617099
Wahlperiode 20
Sitzung 194
Tagesordnungspunkt Aktuelle Stunde: Projektprüfung bei Thyssenkrupp
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