Friedhelm BoginskiFDP - Sicherung der Ausbildung
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Radiospots, Anzeigen und Anfragen bei der Agentur für Arbeit haben Sandy Schulz nicht weitergeholfen. Sandy Schulz ist die Inhaberin der Alten Brauerei, einer Gaststätte, die seit 1868 in Eberswalde Geschichte geschrieben hat. Ende Dezember schließt dieser Traditionsort, weil nach der Pandemie die Hälfte der Stellen für Restaurantfachkräfte nicht mehr besetzt werden konnte.
(Dr. Götz Frömming [AfD]: Wer hat denn den Lockdown verhängt?)
Ein regionales Beispiel, doch es steht für den Druck in vielen Teilen unserer Wirtschaft.
Ohne Fachkräftemangel könnten deutsche Unternehmen in diesem Jahr bei Vollauslastung 49 Milliarden Euro mehr erwirtschaften, so das Institut der deutschen Wirtschaft. Für 2026 werden 728 000 fehlende Fachkräfte erwartet. Dabei sind Verkauf, Kinderbetreuung, Erziehung, Sozialarbeit sowie Gesundheits- und Krankenpflege die Mangelberufe in allen Regionen Deutschlands. Gestern hat die Bundesregierung die Fachkräftestrategie Indien beschlossen – Indien, ein Land mit vielen gut ausgebildeten Menschen, das aber nicht genügend Arbeitsplätze hat. Dies ist eine Chance für Deutschland, und die Koalition ergreift sie.
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Aber nicht nur gut ausgebildete ausländische Arbeitskräfte sind enorm wichtig. Auch der deutsche Arbeitsmarkt steht im Fokus der Koalition. Und genau da setzt unser Antrag „Damit die Ausbildung eine verlässliche Zukunft garantiert“ an. Damit stärken wir die duale Ausbildung im Vertrauen auf die Sozialpartner, Bildungsorte und jeden einzelnen Menschen.
Zum nationalen Fachkräftepotenzial gehören: Frauen, die mangels Kinderbetreuungsangeboten nicht den vollen beruflichen Wiedereinstieg finden; aber auch die 6,2 Millionen gering literarisierten Menschen, die wir in Deutschland haben; die 2,8 Millionen jungen Frauen und Männer zwischen 24 und 35, die ohne Berufsausbildung sind; und die unbekannt Verbliebenen zwischen Schule und Berufseinstieg.
Die Grundrichtung für die Veränderung ist klar: Wir brauchen vielleicht ein bisschen weniger Tradition und ein bisschen mehr Modernität.
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Dies zeigt sich in der Schaffung einer Kultur des lebenslangen Lernens, die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt aufgreift und flexible Anpassungen der beruflichen Aus- und Weiterbildung ermöglicht.
Wir brauchen eine Aus- und Weiterbildung, die sich als Motor für Innovation und Wachstum und als Vorbereiter auf den ökologischen und digitalen Wandel sowie auf die stark nachgefragten Berufe begreift. Wir wollen junge Menschen für eine Ausbildung gewinnen. Dafür müssen wir Vertrauen schaffen, dass die berufliche Bildung höchste Qualität bietet und zu modernen und digitalisierten Berufen führt.
Auf dem Weg der Reformen sind alle Sozialpartner gefordert.
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Dazu gehören auch – das will ich noch mal besonders herausstellen – die Bundesländer als Verantwortliche für die Bildung. Sie müssen mehr tun, um eine bessere Grundbildung und damit Ausbildungsfähigkeit zu ermöglichen; das wollen unsere Unternehmen haben. Insbesondere müssen sie die Berufsschulen stärker in den Fokus nehmen.
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Aber wir brauchen auch eine umfassende Berufsorientierung an allen Schulformen, flächendeckende und weiter ausgebaute Jugendberufsagenturen und vieles andere mehr.
Hoffnung macht mir die veröffentlichte Shell-Jugendstudie. Sie sagt, zwei Drittel der Jugendlichen seien bereit, mehr zu arbeiten, um dadurch mehr Geld zu verdienen; sie strebten ein hohes Einkommen, gute Aufstiegschancen und eine hohe Flexibilität im Job an.
Zum Ende möchte ich noch mal ein ganz herzliches Dankeschön sagen an Jessica und an Anja! Das war eine tolle Arbeit, die wir hier geleistet haben, finde ich jedenfalls, und es hat mir mit euch viel Spaß gemacht.
Danke.
(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ampel wirkt!)
Guten Abend, liebe Kolleginnen und Kollegen! Das Wort erhält Stephan Albani für die CDU/CSU-Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7617202 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 194 |
Tagesordnungspunkt | Sicherung der Ausbildung |