Anja ReinalterDIE GRÜNEN - Sicherung der Ausbildung
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich freue mich, dass wir heute unseren Antrag zur beruflichen Bildung beraten, und bedanke mich direkt bei Jessica Rosenthal und Friedhelm Boginski. Denn mit dem Antrag zeigen wir genau das, was wir gemeinsam auf den Weg gebracht haben. Wir wollen nicht immer nur Gemotze.
Ich fange mit drei Beispielen an.
Erstens. Mit der Ausbildungsgarantie verhindern wir, dass junge Menschen ohne Ausbildungsplatz dastehen und in die Arbeitslosigkeit abrutschen. Das ist wichtig. Denn es stimmt: In Deutschland gibt es 2,86 Millionen junge Menschen im Alter zwischen 20 und 34 ohne Abschluss. Diese Herausforderung ist auch nicht neu. Aber wir packen sie mit der Ausbildungsgarantie endlich an.
(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der FDP – Stephan Albani [CDU/CSU]: Keine Lösung! Die Experten sagen, dass das keine Lösung ist!)
Zweitens. Mit dem Berufsbildungsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetz machen wir die berufliche Bildung digitaler und ermöglichen durch die Anerkennung von Berufserfahrung einen formalen Abschluss als Fachkraft. Endlich zählt, was jemand kann, und nicht nur das, was auf dem Papier steht.
(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der FDP)
– Genau: Klatscht! – Danke.
Und drittens. Mit der Exzellenzinitiative Berufliche Bildung haben wir die berufliche Bildung individueller, internationaler, innovativer und dadurch auch viel attraktiver gemacht.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)
Unser duales Ausbildungssystem ist ein Erfolgsmodell und gleichzeitig Wirtschaftsmotor, weil es sich am Arbeitsmarkt orientiert und entscheidend dazu beiträgt, dass Deutschland mit 5,9 Prozent die niedrigste Jugendarbeitslosenquote in der EU hat.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)
Unser duales System ist seit vielen Jahrzehnten Vorbild für Länder auf der ganzen Welt.
Dennoch steht es vor großen Herausforderungen; das stimmt. Ich denke an die 73 000 unbesetzten Ausbildungsstellen und an Matchingprobleme, die sogar dazu führen, dass ganze Berufsschulklassen geschlossen werden müssen. Das liegt auch daran, dass in unserer Gesellschaft die berufliche Bildung nicht die gleiche Wertschätzung bekommt wie die akademische Bildung. Dabei brauchen wir beides,
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)
Ärztinnen und Pflegekräfte, Zimmerleute und Architekten, Installateure und Ingenieurinnen.
Ich kenne beide Wege. Ich war Lehrerin an einem Berufsschulzentrum in Biberach, einem der größten Zentren in Baden-Württemberg, in dem 6 000 junge Leute unterrichtet und ausgebildet werden. Sie kommen aus Oberschwaben, sie kommen aus Laupheim, sie kommen aus Riedlingen, aus Bad Schussenried; sie kommen aus Frankreich, Syrien, Afghanistan und aus der Ukraine.
(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der FDP)
Ich habe dort Erzieherinnen und Erzieher und Pflegekräfte unterrichtet, bis ich den Ruf als Professorin an die Hochschule Kempten bekam. Ich kenne also wirklich beide Wege und junge Menschen, die nach einem erfolgreichen Abschluss wissen, was sie können und was sie wollen, und selbstbewusst in ein Berufsleben starten, und zwar egal, ob sie studiert haben oder eine Ausbildung gemacht haben. Beide Wege sind gleich wichtig und gleichwertig.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)
Und wie machen wir das sichtbar? Ganz einfach: Mit der Verrechtlichung des DQR, des Deutschen Qualifikationsrahmens für lebenslanges Lernen. Ohne Wenn und Aber: Der DQR braucht endlich eine rechtliche Verbindlichkeit in Deutschland.
(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)
Und eines ist auch klar: Wenn wir hier über die Gleichwertigkeit von Studium und Beruf sprechen, dann müssen wir auch über gleichwertige finanzielle Unterstützung sprechen. Denn es ist logisch: Wir fördern Studis, also fördern wir auch Azubis. Alles andere ist ungerecht. Darum brauchen wir eine echte Reform des Aufstiegs-BAföGs.
(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der FDP)
Dafür setzen wir uns weiterhin ein.
Vielen Dank.
(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der FDP)
Die nächste Rednerin ist Gitta Connemann für die CDU/CSU-Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7617206 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 194 |
Tagesordnungspunkt | Sicherung der Ausbildung |