18.10.2024 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 195 / Tagesordnungspunkt 28

Nicole WestigFDP - Nationale Menopausen-Strategie

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Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zunächst einmal vielen Dank an die Kolleginnen und Herrn Kippels von der Union,

(Heiterkeit der Abg. Emmi Zeulner [CDU/CSU])

dass sie dieses wichtige Thema hier in den Deutschen Bundestag bringen; denn wie viele Belange der Frauengesundheit muss auch die Menopause raus aus der Tabuzone.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Abg. Dr. Ingeborg Gräßle [CDU/CSU])

Viele Frauen haben keine Beschwerden; sie fühlen sich befreit und starten noch mal richtig durch. Aber um diejenigen, denen es nicht gut geht, müssen wir uns kümmern.

(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Die moderne Medizin zeigt uns immer deutlicher, dass Männer und Frauen nicht nur hormonell, sondern auch in vielen anderen biologischen und gesundheitlichen Aspekten unterschiedlich sind.

(Martin Reichardt [AfD]: Oh! Das ist ja ganz neu! Das sagen Sie doch sonst nicht so! – Weiterer Zuruf von der AfD: Ach nee!)

– Ja, doch. – Und deshalb ist eine geschlechtsspezifische Medizin wichtiger denn je.

(Beifall bei der FDP und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Leni Breymaier [SPD]: Frauen sind anders, Männer auch!)

Im Koalitionsvertrag haben wir uns deshalb darauf verständigt, dass künftig geschlechtsbezogene Unterschiede in der Gesundheitsversorgung und -forschung besser berücksichtigt werden sollen.

(Beifall der Abg. Kordula Schulz-Asche [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] und Friedhelm Boginski [FDP] – Volker Münz [AfD]: Ist das nicht diskriminierend?)

Wir wollen den Gender Data Gap schließen.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

Das ist auch der Grund, liebe Union, warum Sie im Koalitionsvertrag nichts zur Menopause finden: Wir gehen das Thema Frauengesundheit ganzheitlich an – gerne mit Ihnen zusammen.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der SPD und der Abg. Kordula Schulz-Asche [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Nicht nur die Menopause, sondern auch Themen wie Endometriose, Lipödem oder Kinderwunsch gehören dazu. Ja, auch der flächendeckende Zugang zu einem sicheren Schwangerschaftsabbruch gehört dazu.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Laut einer Studie fügt die Benachteiligung von Frauen bei der gesundheitlichen Versorgung der Weltwirtschaft einen jährlichen Verlust von umgerechnet fast 1 Billion Euro zu. Liebe Kolleginnen und Kollegen, das können wir uns nicht leisten; das kann sich kein Land leisten, das im weltweiten Wettbewerb bestehen will.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der SPD und der Abg. Kordula Schulz-Asche [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Diese Regierung hat das erkannt und einen ersten Schritt getan: Mit bis zu 15 Millionen Euro fördert die Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger die Endometrioseforschung. Diesem ersten Schritt müssen natürlich weitere folgen, und deshalb bin ich sehr froh, dass wir heute über die Menopause sprechen. Im Jahr 2030 wird etwa ein Viertel der Weltbevölkerung in den Wechseljahren sein; auch deshalb müssen wir uns dieses Themas annehmen.

Doch lassen Sie mich noch auf einige einzelne Punkte aus Ihrem Antrag eingehen; denn nicht alles, was Sie bemängeln, lässt sich politisch lösen. Wir können zum Beispiel kein Gesetz gegen die mangelnde Einfühlsamkeit einzelner Ärztinnen und Ärzte erlassen, die Sie in Ihrem Antrag beklagen.

Sie wollen eine separate, zusätzliche Abrechnungsziffer für die Beratung von Frauen, die sich in der Menopause befinden. Ich frage Sie, welchen Sinn das vor dem Hintergrund macht, dass die Gynäkologinnen wie andere Fachärzte auch der Budgetierung unterworfen sind. Als Freie Demokraten treten wir für die Entbudgetierung ein, und das wäre sicherlich auch hier der konsequentere Weg.

(Beifall bei der FDP)

Sie fordern weiter, das Thema Wechseljahre in das betriebliche Gesundheitsmanagement aufzunehmen. Mit Verlaub, liebe Union, aber das ist doch nicht Aufgabe des Gesetzgebers. Und in der Tat sind hier Unternehmen wie Vodafone und SAP bereits aktiv geworden. Sie widmen sich bei ihrer Gesundheitsförderung gezielt auch der Menopause. Es bleibt zu hoffen, dass möglichst viele Unternehmen es ihnen gleichtun.

(Beifall der Abg. Kordula Schulz-Asche [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Denn, liebe Kolleginnen und Kollegen, wie Sie in Ihrem Antrag richtig schreiben: Es geht um ein gesamtgesellschaftliches Bewusstsein für die Wechseljahre.

Deshalb ist es gut, wenn Unternehmen dies erkennen und sich entsprechend engagieren, und deshalb ist es gut, dass wir diese Debatte hier heute führen. Deshalb ist es auch gut, dass die Zivilgesellschaft aufsteht und ihre Stimme erhebt.

Ich möchte mit einem herzlichen Dank an alle schließen, die die Menopause in die Öffentlichkeit tragen. Danke an Miriam Stein und die Initiatorinnen der Kampagne #wirsind9millionen! Danke auch an die Gynäkologin Sheila de Liz für ihre wegweisenden Bücher und an die Menopausen-Influencerinnen Nadine Miree und Anja Frankenhäuser sowie viele weitere, die uns und allen anderen Mut machen!

(Beifall der Abg. Tina Rudolph [SPD])

Sie alle geben uns den Auftrag, dafür zu sorgen, dass Frauen endlich den Platz in der Gesundheitsversorgung bekommen, der ihnen zusteht; denn wir sind mehr als die Hälfte der Bevölkerung.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Leni Breymaier [SPD]: Gute Rede! – Heike Engelhardt [SPD]: Sehr gut!)

Für die Unionsfraktion erteile ich das Wort der Kollegin Simone Borchardt.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7617342
Wahlperiode 20
Sitzung 195
Tagesordnungspunkt Nationale Menopausen-Strategie
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