Kirsten Kappert-GontherDIE GRÜNEN - Nationale Menopausen-Strategie
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Menopause ist wie ein gut gehütetes Geheimnis. Gut die Hälfte der Bevölkerung ist betroffen, aber kaum jemand spricht darüber. „ Wir sind 9 Millionen!“ ändert das. Gut! Also: Let’s talk about it.
Ob eine Person sexuell aktiv sein will oder eine Schwangerschaft gewollt ist oder nicht, das sind Fragen der sexuellen Selbstbestimmung. Welche Frau aber würde sich freiwillig für Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen und – immer noch viel zu häufig – die gesellschaftliche Unsichtbarmachung entscheiden? Vermutlich keine.
Frauen verschwinden bis heute, im Jahr 2024, noch viel zu oft buchstäblich von den Bildschirmen, wenn sie ein gewisses Alter erreicht haben. Was nach diesem Alter passiert, ist für viele offensichtlich so privat, dass es niemanden etwas anzugehen hat. Ernsthaft? Wenn wir als Gesellschaft lernen, tabufrei auf diese Zeit – meistens im Alter so um die 50 Jahre – zu gucken, dann können wir mit Stereotypen aufräumen, dann können Frauen sichtbar werden und ihr volles Potenzial umfassend entfalten.
Nicht nur wir als feministische Frauen und Männer wissen: Das Private ist politisch. Ob diejenigen von uns, die die Menopause erleben, gut darauf vorbereitet sind oder ob wir auf Wissen und Verständnis treffen, auch und gerade bei unseren Ärztinnen und Ärzten, das darf nicht nur vom individuellen Engagement und Glück abhängen.
(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der FDP)
Statt Frauen zu pathologisieren, viel zu oft zu psychopathologisieren, müssen sie endlich ernst genommen werden. Menschen in der Menopause gehören auf den Bildschirm: auf den Bildschirm von Forschung, öffentlicher Aufklärung, Gesundheitsversorgung, Arbeitswelt und natürlich auch Kultur.
Die klinische Leitlinie zur Peri- und Postmenopause besagt: Frauen sollen ausdrücklich ermutigt werden, „ihre Symptome und Bedürfnisse zur Sprache zu bringen“. Und das tun wir. Genau das ist der richtige Ansatz. Es geht hier doch im Kern nicht um Hormone, sondern um uns als eine Gesellschaft, die hinguckt, mitfühlt, Menschen Hilfestellungen bietet, um gut mit verschiedenen Lebensphasen klarzukommen, gerade auch mit körperlichen und seelischen Herausforderungen, die diese mit sich bringen können. Das muss nun in konkrete Politik übersetzt werden, in Arbeits-, Forschungs- und Gesundheitspolitik. Ich finde, der vorliegende Antrag bietet hierfür eine sehr gute Grundlage.
Danke schön. Ich freue mich auf die Beratungen.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU und der FDP)
Vielen Dank, Frau Kollegin. – Nächster Redner ist der Kollege Dr. Georg Kippels, CDU/CSU-Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7617344 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 195 |
Tagesordnungspunkt | Nationale Menopausen-Strategie |