Christine Aschenberg-DugnusFDP - Gesundes-Herz-Gesetz
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren! Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind nach wie vor eine der größten Herausforderungen für unser Gesundheitswesen. Wie schon in den Vorjahren sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit fast 34 Prozent die häufigste Todesursache, noch vor den Krebserkrankungen. Auch im internationalen Vergleich hinkt Deutschland bei der durchschnittlichen Lebenserwartung hinterher. Ich finde, das ist ein Zustand, den wir auf jeden Fall verbessern müssen.
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Kordula Schulz-Asche [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Gerade im Bereich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind Defizite in der Prävention, in der Diagnose und in der Therapie erkennbar. Dementsprechend ist es nur folgerichtig, dass wir heute den Entwurf eines Gesetzes debattieren, das zum Ziel hat, die alarmierende Situation der Herzgesundheit in Deutschland langfristig zu verbessern.
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Kordula Schulz-Asche [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Ursachen für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind teilweise durch einen gesunden Lebensstil beeinflussbar; das wurde schon gesagt. Wird der Lebensstil verbessert, sinkt ebenfalls das Risiko für Diabetes und Bluthochdruck, was zusätzlich einen positiven Effekt auf das Verhindern von Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat.
Jedoch zeigt sich, dass ausschließlich verhaltenspräventive Maßnahmen für eine starke Herzgesundheit nicht ausreichend sind. Daher ist ein umfassender Ansatz nötig, der verschiedene evidenzbasierte Präventionsmaßnahmen miteinander kombiniert.
Was soll sich also in Zukunft ändern? Nun, wir werden Früherkennungsmaßnahmen einführen, um Risikogruppen rechtzeitig zu erkennen. Dabei richtet sich die Früherkennung neben den Erwachsenen ganz gezielt auch an Kinder und Jugendliche. So wird im Gesundes-Herz-Gesetz eine Früherkennung für familiär bedingte Fettstoffwechselerkrankungen im Kindesalter eingeführt; denn Fettstoffwechselerkrankungen können, wenn sie schon im Kindesalter vorliegen, bereits im mittleren Lebensalter zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen und schwere Schädigungen verursachen.
Aktuell ist die Diagnostik familiärer Fettstoffwechselstörungen in Deutschland unzureichend. Die Fachgesellschaften gehen davon aus, dass nur 5 von 100 Betroffenen diagnostiziert werden. Ich sage Ihnen: Das ist ein unhaltbarer Zustand, und deswegen müssen wir ihn mit diesem Gesetz ändern, meine Damen und Herren.
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)
Künftig kann das vom Kinderarzt durchgeführte Screening frühzeitig eine familiäre Fettstoffwechselerkrankung feststellen. Mit einer adäquaten, leitliniengerechten Therapie wird so die Herzgesundheit dieser Kinder langfristig gestärkt. Betroffene – das muss man mal klar sagen – können bis zu 15 Jahre länger leben, wenn diese familiäre Erkrankung rechtzeitig erkannt wird.
Meine Damen und Herren, des Weiteren werden Jugendliche gezielt angesprochen und über herzgesundheitliches Risikoverhalten aufgeklärt. Auch Erwachsene erhalten die Möglichkeit für Gesundheitsvorsorgeuntersuchungen. Ziel der Check-ups ist es auch, gesundheitliche Probleme, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen, frühzeitig zu erkennen und damit auch rechtzeitig eingreifen zu können. Das ist Inhalt dieses Gesundes-Herz-Gesetzes.
Zum Abschluss möchte ich noch einen Ansatz nennen, der bisher im Gesundes-Herz-Gesetz meines Erachtens noch zu kurz kommt, und das ist die Zahnmedizin. Denn nach der Studienlage erhöht eine unbehandelte schwere Zahnfleischerkrankung, eine sogenannte Parodontitis, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen enorm. Daher sollten unseres Erachtens Zahnärzte in das Gesundes-Herz-Gesetz miteinbezogen werden und Patienten mit schwerer Parodontitis über ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen informieren.
Zu guter Letzt müssten bei der Stärkung der Herzgesundheit auch die geschlechtsspezifischen Unterschiede mit bedacht werden.
(Beifall der Abg. Dirk-Ulrich Mende [SPD] und Dr. Kirsten Kappert-Gonther [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Denn Frauen kurz vor der Menopause entwickeln durch den sinkenden Östrogenspiegel ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
(Dr. Andrew Ullmann [FDP]: So ist es!)
Gerade für die altersspezifischen Check-ups müssen daher Geschlechtsunterschiede in der Medizin berücksichtigt werden.
(Beifall bei Abgeordneten der FDP, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Denn wir wollen doch Frauen- und Männerherzen gleichermaßen schützen, meine Damen und Herren.
Das sind die beiden Punkte – Zahnmedizin und geschlechtsspezifische Check-ups –, die ich gerne im Laufe des weiteren Verfahrens noch einbringen würde. Ich freue mich auf die weiteren Beratungen und möchte noch einmal sagen, dass wir hier ein gutes Gesetz auf den Weg bringen.
Herzlichen Dank.
(Beifall bei der FDP und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Vielen Dank. – Der nächste Redner ist Dr. Georg Kippels für die CDU/CSU-Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7617671 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 196 |
Tagesordnungspunkt | Gesundes-Herz-Gesetz |