06.11.2024 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 196 / Tagesordnungspunkt 3

Nezahat BaradariSPD - Gesundes-Herz-Gesetz

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Minister! Es wurden bereits sehr viele Argumente hier ausgetauscht, aber ich möchte sie trotzdem noch mal unterstreichen.

Kein Land der Europäischen Union gibt einen so großen Anteil des Bruttoinlandsproduktes für sein Gesundheitssystem aus wie Deutschland; 2022 waren es 12,6 Prozent. Ein gutes Gesundheitssystem kostet Geld. Und allen Unkenrufen zum Trotz muss man eines festhalten: Das deutsche Gesundheitssystem ist eines der besten und leistungsfähigsten der Welt.

(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Kordula Schulz-Asche [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Dennoch dürfen wir nicht verschweigen, dass in Deutschland die Lebenserwartung niedriger ist als in anderen europäischen Ländern, obwohl wir pro Kopf mehr Geld ausgeben. Deutschland liegt hier gerade mal im Mittelfeld. Die Ursachenforschung zeigt uns, dass Todesursache Nummer eins in Deutschland Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind. Trotz unseres im Jahr 2015 verabschiedeten Präventionsgesetzes müssen wir neun Jahre später konstatieren: Die Maßnahmen sind ganz offensichtlich nicht ausreichend Wir müssen neue Wege gehen. Diese beschreiten wir mit dem Gesundes-Herz-Gesetz sogar von Kindesbeinen an.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der FDP)

Als Kinder- und Jugendärztin weiß ich, wie wichtig Früherkennung und Vorsorgeuntersuchungen sind. Mit der Einführung eines Screenings auf familiäre Hypercholesterinämie für Kinder ab dem fünften Lebensjahr erfassen wir auch Altersgruppen, die bisher durchs Raster gefallen sind. Denn genau diese Gruppen brauchen ab der Diagnosestellung Statine, natürlich neben gesunder Ernährung und ausreichender Bewegung.

(Dr. Andrew Ullmann [FDP]: So ist es!)

Dies ist ein Meilenstein der Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Sinne der Sekundärprävention.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Christine Aschenberg-Dugnus [FDP])

Auch bei Erwachsenen soll es Angebote für ein Screening auf Hypercholesterinämie im Alter von 25, 40 und 50 Jahren geben. Damit können wir den Kreis der Betroffenen mit einer Hyperlipidämie präzise erfassen. Angelehnt an aktuelle Studien, können Ärzte so evidenzbasiert Erwachsenen Statine verschreiben, um die Sterblichkeit aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken, und weitere Empfehlungen geben.

Wir alle wissen, dass Rauchen und Alkoholkonsum große Risikofaktoren sind. Unsere bisherige Strategie, beispielsweise bei der Rauchentwöhnung, geht ganz offensichtlich nicht auf. Deshalb ist ein weiterer Baustein des Gesetzes, dass jedem Raucher die Kosten der Rauchentwöhnung erstattet werden. Auch hier beschreiten wir neue Wege.

(Beifall der Abg. Dagmar Schmidt [Wetzlar] [SPD] und Linda Heitmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Jeder Raucher, der medikamentös oder auf andere Weise dem Rauchen abschwört, verlängert damit nicht nur individuell sein Leben, sondern erspart dem Gesundheitssystem auch erhebliche Kosten.

(Beifall der Abg. Angelika Glöckner [SPD] und Linda Heitmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Zusätzlich werden strukturierte Behandlungsprogramme, kurz: DMPs, zur Behandlung chronisch Kranker verpflichtend gemacht. Darauf wird mein geschätzter Kollege Herbert Wollmann weiter eingehen.

Im Vorfeld – das muss man auch sagen – gab es, angefangen beim Deutschen Olympischen Sportbund bis zu den Kreissportbünden, Kritik, auch in meinem Wahlkreis im Sauerland. Diese Kritik nehme ich sehr ernst.

(Zuruf: Aha!)

Im anstehenden parlamentarischen Verfahren werden wir uns mit einzelnen Aspekten, vor allem mit den Präventionsangeboten der Kassen nach § 20 SGB V, auf die das Gesetz erheblichen Einfluss nimmt, noch einmal intensiv beschäftigen. Auch die psychisch-mentale Gesundheit und ihre Auswirkungen auf das Herz sowie geschlechtersensible Diagnostik und Therapie sind wichtige Aspekte, die es noch näher auszuführen gilt. Frauenherzen schlagen nämlich anders.

Meine Rede ist zu Ende; aber ich möchte Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, darauf aufmerksam machen: Am Freitag gibt es in Zusammenarbeit mit der Charité ein Angebot. Da können Sie kommen, Ihren Blutdruck messen lassen, sich Blut abnehmen lassen, ein EKG machen lassen und auch Ihren BMI bestimmen lassen. Auch das ist ein wichtiger Schritt in Richtung Prävention. Sie sind herzlich dazu eingeladen. – Vielen Dank, Frau Präsidentin, dass ich das noch sagen durfte.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

Die nächste Rednerin ist Kathrin Vogler für die Gruppe Die Linke.

(Beifall bei der Linken)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7617673
Wahlperiode 20
Sitzung 196
Tagesordnungspunkt Gesundes-Herz-Gesetz
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