08.11.2024 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 198 / Tagesordnungspunkt 23

Hannes WalterSPD - 35 Jahre Mauerfall

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Kollegen Frieser und Mörseburg, der erhobene Zeigefinger und die Belehrung aus dem Westen haben immer noch den größten Dienst für die deutsche Einheit geleistet. Das kommt bei uns im Osten wirklich immer richtig gut an. Vielen Dank dafür.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

1989 war ich fünf Jahre alt. Wenn meine Eltern mal abends nicht da waren und meine Oma auf mich aufgepasst hat, musste ich immer die „Aktuelle Kamera“ auf Videokassette aufnehmen. Warum ich das tun sollte, habe ich damals natürlich noch nicht wirklich verstanden. Inzwischen bin ich 40. Die „Aktuelle Kamera“ gibt es nicht mehr, genauso wenig die DDR.

35 Jahre ist es nun her, dass die Mauer fiel, ein Moment von historischer Tragweite, der das Leben von Millionen Menschen in Deutschland grundlegend geändert hat. Grundlegend geändert hat sich auch das Leben für die Menschen, die damals die Wende eingeleitet haben, so wie Stephan Hilsberg, den ich gerade auf der Besuchertribüne gesehen habe. Dabei kommen mir auch persönliche Erinnerungen in den Sinn. Denn die historische Tragweite betrifft nicht nur die Generation derer, die die Wende eingeleitet haben, sondern auch die Generation, die danach kam.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Dazu gehört auch meine persönliche Geschichte. Denn ich habe es größtenteils Stephan Hilsberg

(Maja Wallstein [SPD]: Guter Mann!)

zu verdanken, dass ich hier stehe. Wir wollten 2004 in die Gemeindevertretung bei uns in Massen kommen, einfach mitbestimmen, ein bisschen mitmachen in der Tagespolitik – das, was man in der DDR nicht machen konnte. Und was haben wir gemacht? Wir, ein paar junge Leute, haben uns zusammengefunden und darüber unterhalten, wie wir das angehen können. Bekannte, die damals schon Mitglied der SPD waren, sagten uns dann: Ruft doch mal im Bürgerbüro des Bundestagsabgeordneten an. – Ich war zu dem Zeitpunkt 19 Jahre alt. Das muss man sich mal vorstellen: Ein 19-Jähriger überlegt, wie er einen SPD-Ortsverein gründen kann, und ruft im Bundestagsbüro an. Aber das Schöne war: Stephan war zwei Wochen später bei uns im Dorf, hat mit uns gesprochen, und es hat nicht lange gedauert, bis ich Mitglied der SPD wurde.

(Beifall bei der SPD)

Diese Passage meiner Rede war nicht geplant. Ich entschuldige mich bei meinem Team, dass ich von der vorbereiteten Rede abgeschweift bin.

(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)

Trotz dieser positiven Geschichten haben wir noch einen weiten Weg zu gehen, damit die Einheit Deutschlands wirklich vollendet werden kann. Wir haben immer noch eine tiefgreifende Verteilungsproblematik bei den Vermögen.

(Dr. Götz Frömming [AfD]: Das hört sich aber sehr sozialistisch an! – Beatrix von Storch [AfD]: Das muss zerschlagen werden!)

Das hat über Generationen angedauert. Wir brauchen – dafür hat Staatsminister Carsten Schneider schon gute Vorlagen geliefert – ein Grunderbe,

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

damit wir als Gesellschaft die gleichen Voraussetzungen haben, um den Wohlstand für alle gleichmäßig zu verteilen.

(Beatrix von Storch [AfD]: „Für alle gleichmäßig zu verteilen“: Wunderbar!)

Die Menschen in der ehemaligen DDR haben vor 35 Jahren mit ihrem Mut zur Freiheit den Weg zur Einheit geebnet. Einen solchen Mut brauchen wir, um die Unterschiede zu überwinden, die heute noch bestehen. Lassen Sie uns daran arbeiten, dass ein vereintes Deutschland auch ein wirtschaftlich gerechtes Deutschland wird,

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

und zwar damit die bestehenden Unterschiede unser Land in Zukunft nicht mehr in Ost und West spalten, sondern wir stolz sagen können: Wir sind ein Deutschland.

Vielen Dank und Glück auf!

(Beifall bei der SPD)

Für die AfD-Fraktion hat das Wort Kay-Uwe Ziegler.

(Beifall bei der AfD)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7617832
Wahlperiode 20
Sitzung 198
Tagesordnungspunkt 35 Jahre Mauerfall
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