Amira Mohamed AliBSW - 35 Jahre Mauerfall
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Vor 35 Jahren hat die Bevölkerung Ostdeutschlands die Mauer zu Fall gebracht. Es waren die Ostdeutschen, die das erreicht haben. Das wird viel zu oft vergessen. Heute ist der Tag, sich an die Leistung dieser Menschen zu erinnern.
Sie gingen auf die Straße; denn sie wünschten sich Demokratie, Meinungsfreiheit, Reisefreiheit. Sie wünschten sich keine westdeutschen Unternehmen, die in Goldgräberstimmung das Land ausplündern, oder eine Treuhand, die Betriebe zerstört und Millionen Menschen in die Arbeitslosigkeit schickt.
(Beifall beim BSW sowie bei Abgeordneten der Linken)
Ich selbst bin keine Ostdeutsche; ich bin in Hamburg geboren. Aber meine Freunde und Bekannten aus Ostdeutschland erzählen mir alle, dass sie das nicht vergessen haben, und das ist kein Wunder. Denn bis heute leiden viele Menschen in Ostdeutschland an den Folgen dieser falschen Politik.
(Dr. Bernd Baumann [AfD]: Der SED!)
Sie leiden unter niedrigeren Renten durch die Brüche in der Erwerbsbiografie. Sie leiden unter niedrigeren Löhnen. Vollzeitbeschäftigte in Ostdeutschland haben im Schnitt 824 Euro brutto weniger im Monat als ihre westdeutschen Kollegen, und ein ostdeutscher Haushalt hat im Schnitt nur halb so viel Vermögen wie ein Haushalt im Westen. Ostdeutsche sind nach wie vor Exoten in Führungspositionen. Gerade einmal 8 Prozent der führenden Medienmacher und nur 4 Prozent der Wirtschaftsbosse sind in Ostdeutschland geboren. Das muss sich ändern, Kolleginnen und Kollegen.
(Beifall beim BSW sowie bei Abgeordneten der Linken)
Überregionale Medien blicken oft überheblich und abwertend auf Ostdeutsche. Und wenn Springer-Chef Döpfner sagt – Zitat –: „Die Ossis sind entweder Kommunisten oder Faschisten. Dazwischen tun sie es nicht“, dann lässt das wirklich tief blicken. Und dann muss man sich auch nicht wundern, wenn so viele Menschen in Ostdeutschland mit den sogenannten Mainstream-Medien wirklich nichts mehr anfangen können.
Ich finde es wirklich unerhört, wenn Ostdeutsche pauschal als rechtsextrem oder als Putin-Freunde verunglimpft werden, weil sie kein zweites Mal miterleben wollen, wie eine unfähige und nur auf ihren eigenen Vorteil bedachte Regierung ihre Lebensperspektiven zerstört.
(Beifall beim BSW sowie des Abg. Matthias W. Birkwald [Die Linke])
Vor allem Politiker aus Westdeutschland sind gut beraten, den Menschen im Osten zuzuhören, ihre Lebenserfahrungen, Ängste –
Kommen Sie bitte zum Schluss.
– und Hoffnungen ernst zu nehmen.
Danke schön.
(Beifall beim BSW)
Die letzte Rednerin in der Debatte ist für die AfD-Fraktion Ulrike Schielke-Ziesing.
(Beifall bei der AfD sowie der Abg. Robert Farle [fraktionslos] und Thomas Seitz [fraktionslos])
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7617835 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 198 |
Tagesordnungspunkt | 35 Jahre Mauerfall |