05.12.2024 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 203 / Zusatzpunkt 11

Kirsten Kappert-GontherDIE GRÜNEN - Änderung des Transplantationsgesetzes

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Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! In dieser Debatte geht es um Sterben, und es geht um Leben. Das ist eine wichtige Debatte, eine sehr schwierige und komplexe und eine mit einer erheblichen historischen Dimension in unserem Land. Ist jetzt eine gute Zeit für diese erneute Debatte, eine Zeit, die so sehr geprägt ist von Verunsicherung? Ich finde, nein, zumal die Gesetze der letzten Legislatur ja gerade erst beginnen, ihre Wirkung zu entfalten.

Als Ärztin weiß ich: Vertrauen in das Organspendesystem ist die Grundlage für eine hohe Spendebereitschaft. Auch die Debatte um die Organentnahme nach dem Herztod hat hier bereits zu Verunsicherung geführt.

Brauchen wir mehr Organspenden? Ja. Taugt die Widerspruchsregelung dafür? Nein. Sie haben es in dieser Debatte und sonst auch vielleicht anders gehört, aber es gibt keine validen wissenschaftlichen Daten, die einen Zusammenhang von Widerspruchsregelung und Organspendezahlen belegen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP und der Abg. Linda Heitmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Es ist eine Scheinlösung, die aber zu erheblichen ethischen Konflikten führt; Kollege Gröhe hat es ausgeführt.

In Spanien ist übrigens das Gespräch mit den Angehörigen Kernstück des Erfolgs. In Ihrem Gesetzentwurf ist jetzt vorgesehen, das einzuschränken.

(Sabine Dittmar [SPD]: Das stimmt nicht!)

Ich finde, das wird der Situation des Abschieds von einem geliebten Menschen nicht gerecht.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP und der Abg. Linda Heitmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Darf Schweigen in einer so zutiefst persönlichen Angelegenheit Zustimmung bedeuten? Ich finde, nein. Es ist ja noch nicht mal erlaubt, einen Newsletter zu versenden, ohne dass jemand aktiv zugestimmt hat. Menschen müssen sich aktiv entscheiden; sonst besteht die Gefahr, dass Menschen Organe entnommen werden, die das eben nicht wollten.

(Enrico Komning [AfD]: Das stimmt!)

Es kann viele Gründe geben, warum Menschen es nicht schaffen, sich vor ihrem Tod zu erklären. Das können Sprachbarrieren sein, schwierige Lebenslagen –

Sie müssen bitte zum Schluss kommen.

– ich komme zum Schluss –, psychische Erkrankungen und auch Ambivalenzen. Aber alle Menschen müssen sicher sein können, dass ihr Wille respektiert wird. Die Widerspruchsregelung hilft nicht, –

Danke.

– birgt aber viele Gefahren.

Ich danke Ihnen.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

Das Wort erhält Dr. Petra Sitte.

(Beifall bei der Linken sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7618878
Wahlperiode 20
Sitzung 203
Tagesordnungspunkt Änderung des Transplantationsgesetzes
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