Sabine PoschmannSPD - Errichtung einer Spitzensport-Agentur
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das Sportfördergesetz hat das Parlament erreicht, und das ist eine wirklich gute Nachricht. Denn mehr als zwei Jahre wurde schon daran gearbeitet. Beteiligte wurden gehört, Entwürfe wurden diskutiert, und Verbesserungen flossen ein – nicht alle, aber so ist das bei einem Abwägungsprozess.
Jetzt könnte man fragen: Ist der Spitzensport denn jetzt so wichtig, dass wir ihn oben auf die Agenda setzen? Da sage ich Ihnen, meine Damen und Herren, ein ganz klares Ja. Denn wir wollen der Sportförderung ein starkes Fundament geben, damit die Verbände Planungssicherheit haben. Wir wollen Verantwortung für unsere Sportlerinnen und Sportler und Trainerinnen und Trainer übernehmen. Wir wollen Transparenz schaffen. Und wir wollen für Flexibilität und Bürokratieabbau sorgen. Genau deshalb setzen wir jetzt das Sportfördergesetz auf.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Wir wollen, dass es noch in dieser Legislaturperiode was wird. Die Zeit ist aus bekannten Gründen knapp. Die CDU/CSU und FDP möchten aber nicht in Verhandlungen eintreten. Aber vielleicht kommt ja noch mal Bewegung in den Laden. Dann ist es gut, wenn wir den Gesetzentwurf schon im Parlament aufgesetzt haben. So ist es nämlich möglich, die Fristen noch zu wahren, und gleichzeitig können wir Änderungswünsche mehrerer Fraktionen noch einarbeiten. Eine Anhörung im Sportausschuss könnte durchaus noch erfolgen. Und eine Beschlussfassung in zweiter und dritter Lesung wäre dann im Januar noch möglich. Sie sehen: Über zwei Jahre Arbeit und Diskussionen könnten noch in die Umsetzung gehen, sofern die Opposition sich jetzt mal bewegt.
Worum geht es eigentlich inhaltlich? Der wesentliche Kern des Gesetzes ist die Sportagentur. Sie soll die Gelder, die der Bund zur Verfügung stellt, effizient und zielgerichtet einsetzen. Dafür sollen sportfachliche Konzepte zur Leistungssportentwicklung und -steuerung erarbeitet werden. Dies soll Sportlerinnen und Sportler in die Lage versetzen, ihre besten Leistungen in einer für sie optimalen Umgebung zu erbringen. Werte und Integritätsstandards sowie Maßnahmen gegen jegliche Art von Gewalt sollen Voraussetzung für die Zuwendungen werden. Die Verbände haben nur einen Ansprechpartner; das soll zur Beschleunigung des Antragsverfahrens beitragen. „ Förderung aus einer Hand“ ist also das Stichwort.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Tina Winklmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Warum ist die Spitzensportförderung so wichtig? Spitzenathletinnen und -athleten repräsentieren uns nicht nur auf internationaler Ebene, sondern sie sind Vorbilder für unsere Gesellschaft. Zum einen vermitteln sie Werte, zum anderen motiviert es, selbst Sport zu treiben. Das ist gut für unsere Gesundheit und spart dem Staat sogar Kosten.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Tina Winklmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] und Philipp Hartewig [FDP])
Als unsere Basketballmannschaft Weltmeister wurde, strömten die Kinder und Jugendlichen nur so in die Vereine vor Ort, um Basketball zu spielen. Bei anderen Sportarten, meine Damen und Herren, sieht es ähnlich aus, wenn Sportler herausragende Leistungen bringen. Es lohnt sich also für den Breitensport, wenn der Spitzensport besser aufgestellt ist.
Es ist daher gut, dass sich der DOSB mit dem BMI geeinigt hat. Auch die unabhängige Athletenvertretung Athleten Deutschland befürwortet die Reform. Der DBS-Präsident hält die Reform nicht nur für notwendig, sondern für längst überfällig.
(Fritz Güntzler [CDU/CSU]: Eine gute Reform! Eine gute!)
Die Sportministerkonferenz begrüßt gerade die gesetzliche Grundlage für den Sport. Und Wissenschaftler wie Professor Lutz Thieme warnen vor einem Stillstand, wenn das Gesetz jetzt nicht beschlossen wird.
(Johannes Steiniger [CDU/CSU]: Wir machen es nächste Legislatur! Dann aber richtig!)
Sehr geehrte Damen und Herren, Stillstand ist doch das Letzte, was dieses Land gerade braucht.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Johannes Steiniger [CDU/CSU]: Ja, das haben wir drei Jahre jetzt gehabt unter Ihnen!)
Deshalb ist es wichtig, jetzt Verantwortung zu übernehmen. SPD und Bündnis 90/Die Grünen tun das. Wir unterbreiten Ihnen ein ernstgemeintes Verhandlungsangebot. Natürlich sieht auch die SPD noch Optimierungsbedarf, etwa wenn es um die Athletenvertretung geht, wenn es um die Arbeitsbedingungen des Leistungssportpersonals geht oder auch die Verantwortung des Parlaments.
Aber gerade jetzt ist doch die Stunde des Parlaments, wo man noch Änderungsvorschläge einbringen und abwägen kann. Also teilen Sie uns doch die Veränderungsvorschläge, die Sie haben, offiziell mit, und nörgeln Sie nicht von der Seitenlinie!
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Tina Winklmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Im Ruhrgebiet sagt man nämlich: Nur wer spricht, dem kann geholfen werden.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Philipp Hartewig [FDP]: Keine Sorge!)
Lassen Sie uns also gemeinsam darüber sprechen, wie man den Gesetzentwurf im Sinne des Sports noch verbessern kann. Wir sind es, sehr geehrte Damen und Herren, nicht nur den Sportvereinen, sondern auch den Trainerinnen und Trainern und – ich sage jetzt mal – vor allem unseren Sportlerinnen und Sportlern schuldig.
Herzlichen Dank.
(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Tina Winklmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] und Philipp Hartewig [FDP])
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7619075 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 204 |
Tagesordnungspunkt | Errichtung einer Spitzensport-Agentur |