06.12.2024 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 204 / Zusatzpunkt 30

Philipp HartewigFDP - Errichtung einer Spitzensport-Agentur

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Wir beraten heute das Sportfördergesetz in erster Lesung. Und um zu verstehen, warum es so ein Sportfördergesetz überhaupt braucht, müssen wir erst mal einen Blick auf den Status quo der deutschen Spitzensportförderung werfen. Offen gesagt:

Wir haben ein starres, bürokratisches, sich selbst lähmendes Fördersystem, in dem auch an der ein oder anderen Stelle Fehlanreize gesetzt werden.

Wir haben zu viele Akteure im System und zu viele Fördervorgänge.

Wir haben oftmals das falsche Mindset, weil trotz berechtigten hohen Integritätsansprüchen an uns selbst am Ende vor allem die Leistung zählen muss, eben auch in Form von Titeln und Medaillen.

Wir haben innerhalb der Sportpolitik aber auch oft den falschen Fokus. Im Zentrum sollten leistungsbildende Faktoren stehen. Die Diskussionen dazu drehen sich aber viel zu oft eher um die Kür als um die Pflicht.

So wie jede unserer Athletinnen die beste der Welt sein will, so müssen wir den Anspruch haben, auch das beste Sportfördersystem der Welt zu schaffen.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Das muss unser Anspruch sein, und daran muss sich auch die Sportpolitik messen lassen.

Was wir brauchen, ist eine ganzheitliche, effiziente und flexible Förderung, die Athletinnen und Athleten in den Mittelpunkt stellt. Genau hier setzt das Sportfördergesetz richtigerweise auch an. Wir brauchen eine Förderung weg von kleinteiligen Verfahren hin zu einer überjährigen oder disziplinübergreifenden Mittelverwendung. Besonders begrüßenswert im jüngsten Entwurf ist beispielsweise, dass der Einstieg in eine sogenannte Festbetragsfinanzierung vorgesehen ist.

(Fritz Güntzler [CDU/CSU]: Für sechs Jahre!)

Im Gesetzentwurf sind viele gute Ansätze, aber natürlich auch einige Fallstricke und Verbesserungspotenziale.

(Fritz Güntzler [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

Dazu nur drei Punkte.

Erstens das Thema „Effizienz und Bürokratie“. Das Gesetz zielt darauf ab, Prozesse zu vereinfachen, aber der Erfüllungsaufwand für die Verwaltung darf nicht steigen, wie es der Entwurf momentan an der ein oder anderen Stelle noch suggeriert. Wir müssen hier konkrete Einsparungen und Verschlankungen bei allen Akteuren im System einfordern. Die Gefahr der Schaffung neuer Doppelstrukturen muss ausgeräumt werden.

Zweiter Punkt: Potenzialorientierung und Flexibilität. Wir müssen aufpassen, uns nicht die vorgesehene Flexibilität zu nehmen. Es ist richtig, weiterhin auf eine Potenzialorientierung zu setzen.

Drittens: Digitalisierung. Ein Neuaufbau der Förderstrukturen ohne vollständige Digitalisierung wäre eine vertane Chance. Auch hier muss noch nachgebessert werden.

Und, Frau Kollegin Poschmann, Frau Kollegin Winklmann, wir sind und waren immer gesprächsbereit. Aber ich glaube, es ist jetzt trotzdem keine Überraschung, dass es schwer wird, das Gesetz noch zu Ende zu bringen.

(Canan Bayram [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oah! Menno!)

Dennoch ist es wichtig, in den Diskussionen den Prozess zu nutzen und daran anzuknüpfen; denn wir haben sehr viele extrem gute Akteure im Spitzensport, beispielsweise bei den OSPs, in unseren Instituten FES und IAT, in den Verbänden, bei der Sporthilfe oder der Bundeswehr.

Bei einer Reform des Spitzensports kommt es auch auf Sie, kommt es auch auf euch an. Wir haben viele talentierte und großartige Sportlerinnen und Sportler. Wir haben mit Athleten Deutschland eine starke Athletenvertretung. Bei einer Reform des Spitzensports kommt es auch auf Sie, kommt es auch auf euch an.

Wir haben viele politische Ebenen, die Einfluss auf die Entwicklung der sportlichen Rahmenbedingungen haben – von den Kommunen über die Länder bis hin zum Bund. Auf Sie alle, auf uns alle kommt es auch dabei an.

Es braucht aber auch allgemein eine Bewegungsoffensive für Deutschland. Täglich eine Stunde Bewegung in der Schule sollte zur Selbstverständlichkeit werden, nicht nur für die körperliche Fitness, sondern auch für die geistige Entwicklung und das soziale Miteinander. Schulwettbewerbe – ob Bundesjugendspiele oder „Jugend trainiert für Olympia“ – können jungen Menschen den Reiz des Wettkampfs und den Spaß an Bewegung näherbringen. Doch auch das kann nur ein Anfang sein. Es braucht mehr Bewegungsräume in den Kommunen. Es braucht mehr Investitionen in die Sportstätten. Es braucht auch eine stärkere Vernetzung von Vereinen und Schulen sowie eine Talentsichtung, um Talente zu fördern und mehr Kinder für unsere Vereinslandschaft zu begeistern.

(Beifall bei der FDP – Zuruf des Abg. Jörn König [AfD])

Ich freue mich darauf – unabhängig von der Konstellation –, das gemeinsam als Offensive in der nächsten Legislatur anzugehen.

Und da ich davon ausgehe – leider –, dass das Gesetz jetzt nicht zu einem Ende kommt, möchte ich aber trotzdem die Gelegenheit nutzen, um mich bei allen Kolleginnen und Kollegen aus dem Sportausschuss für die angenehme Zusammenarbeit zu bedanken. Nelson Mandela hat mal gesagt: „Sport hat die Kraft, die Welt zu verändern.“ Man sollte erst im eigenen Land anfangen. Aber es ist einiges gelungen. Viel Potenzial ist noch übrig geblieben. Deswegen: Vielen Dank für die Zusammenarbeit. Ich freue mich auf die kommenden Herausforderungen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)

Das Wort hat der Abgeordnete Jörn König für die AfD-Fraktion.

(Beifall bei der AfD)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7619078
Wahlperiode 20
Sitzung 204
Tagesordnungspunkt Errichtung einer Spitzensport-Agentur
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