Katja AdlerFDP - Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Werte Gäste hier im Saal und draußen an den Bildschirmen! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Werte Frau Ministerin Paus, die Sie dafür verantwortlich sind, dass Sie die finanziellen Mittel in Ihrem Ressort zur Verfügung stellen,
(Beifall bei der FDP – Lachen bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Takis Mehmet Ali [SPD]: Was?)
Gewalt gegen Frauen ist nicht nur eine individuelle Tragödie. Gewalt gegen Frauen ist eine gesellschaftliche Katastrophe, der wir mit aller Entschlossenheit begegnen müssen. Dabei geht es nicht nur um den Schutz von Frauen, sondern auch um den Schutz ihrer Kinder,
(Nicole Höchst [AfD]: Ach, was!)
der unschuldigsten Opfer, die oft ebenfalls in einer dramatischen Spirale aus Gewalt und Traumatisierung gefangen sind.
Studien zufolge wurden 2023 in Deutschland etwa 180 000 Frauen Opfer von häuslicher Gewalt. Über die Hälfte dieser Frauen haben Kinder, die Gewalt hautnah erleben, sei es, dass sie selbst Opfer von Schlägen und Demütigungen werden oder dass sie Zeugen von Gewalt an ihren Müttern sind. Diese Kinder haben nicht nur Angst und sind unsicher im eigenen Zuhause. Sie haben oft auch tiefe seelische Wunden, die sie davontragen, ein Leben lang. Schulprobleme, Bettnässen, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Wutanfälle, Essstörungen, eine verzögerte Sprachentwicklung oder im jugendlichen Alter Suchtkonsum, Selbstverletzung oder Suizidversuche sind ihre ganz persönlichen, ganz furchtbaren, ganz eigenen Tragödien. Untersuchungen belegen, dass Kinder, die Gewalt miterleben, ein erhebliches Risiko tragen, später entweder selbst gewalttätig oder erneut Opfer von Gewalt zu werden. Das heißt, die Gewalt in den Familien pflanzt sich fort, von einer Generation zur nächsten. Wenn wir diesen Kreislauf durchbrechen wollen, müssen wir konsequent handeln. Wir müssen helfen, diesen Kindern und deren Müttern. Deshalb brauchen wir den Ausbau von Frauenhausplätzen. Wir brauchen eine nationale digitale Datenbank, die Frauenhäusern ermöglicht, ihre Kapazitäten in Echtzeit zu melden.
(Beifall bei der FDP)
Wir brauchen ein besseres Monitoring, breite Forschung und die Verbesserung der Prävention. Jeder Frau und ihren Kindern muss bei Gefahr und Bedrohung schnell und unkompliziert geholfen werden. Es darf nicht passieren, dass Frauen in akuten Notlagen keinen Platz finden, weil Frauenhäuser überlastet und schlecht ausgestattet sind oder freie Plätze überregional nicht auffindbar sind.
Diese digitale Datenbank muss daher Priorität haben, um Hilfe dann anzubieten, wenn sie am dringendsten gebraucht wird, ortsunabhängig. Ebenso müssen die Forschung und das Monitoring zu Gewalt in Familien massiv verstärkt werden. Wir brauchen verlässliche Daten über die Mechanismen und die Auswirkungen dieser Gewalt auf die Frauen und insbesondere auch auf ihre Kinder. Wie oft erleben sie Gewalt? Welche Unterstützungsangebote helfen wirklich? Welche präventiven Maßnahmen sind wirksam? Hier klaffen immer noch große Lücken, die es zu schließen gilt.
Selbstverständlich braucht auch das Personal in den Frauenhäusern und Beratungsstellen bessere Unterstützung, leistet es doch in seiner Arbeit mit traumatisierten Frauen und ihren Kindern wertvolle und anspruchsvolle Hilfe.
(Beifall bei der FDP)
Die Menschen, die in den Frauenhäusern arbeiten, können aber nur dann effektiv, nachhaltig und erfolgreich helfen, wenn sie in einem bundeseinheitlichen Rechtsrahmen ausreichend geschult, finanziell abgesichert und nicht überlastet sind. Es braucht auch den Ausbau von Second-Stage-Einrichtungen, um den Frauen und ihren Kindern, die häuslicher Gewalt endlich entkommen sind, eine bleibende und niedrigschwellige Unterstützung anzubieten.
Der Schutz vor Gewalt ist ein Grund- und Menschenrecht. Alle Frauen und ihre Kinder haben einen Anspruch darauf, in Würde und Sicherheit zu leben. Dafür tragen wir als Gesellschaft die Verantwortung. Der Antrag der FDP ist ein wichtiger Schritt in die Richtung: mehr Schutzräume, mehr Prävention, mehr Forschung und ein besseres Monitoring: Lassen Sie uns dieses Thema mit der Dringlichkeit behandeln, die es auch verdient!
Kommen Sie bitte zum Schluss.
Es geht um Leben, um Chancen und um eine Gesellschaft, die Gewalt keinen Platz gibt.
Vielen Dank.
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Als Nächste hat das Wort für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Ulle Schauws.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7619113 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 204 |
Tagesordnungspunkt | Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen |