Alexander ThromCDU/CSU - Migrationspolitik
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wenn man sich die Reden der Ex-Ampelfraktionäre so anhört, dann muss man sich arg wundern, warum die Koalition überhaupt geplatzt ist: Sie sind sich ja völlig einig in Ihren Positionen; nach Ihrer Meinung ist das in den letzten Jahren hier alles klasse gelaufen.
(Otto Fricke [FDP]: Mit wem wollen Sie denn koalieren? – Julian Pahlke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann müssten Sie ja eine Koalition mit der AfD machen, Herr Throm! Ihr Wahlprogramm deckt sich mit dem der AfD! Gute Reise!)
Es ist schon auffällig, dass die Ampelkoalition, aber auch die AfD sich vor allem an den vergangenen Jahren abarbeiten. Die Union dagegen will sich mit der Zukunft beschäftigen, liebe Kolleginnen und Kollegen.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh! – Dr. Bernd Baumann [AfD]: Ja, SPD und Grüne als Koalitionspartner! Der größte Volksbetrug!)
Wir von der Union haben in den letzten drei Jahren einen umfassenden Plan entwickelt, wie wir die Migrationskrise in Deutschland beenden werden.
(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Stephan Brandner [AfD]: Warum denn nicht davor, zum Beispiel 2015? Sechs Jahre Vollversagen!)
Es braucht dazu durchgehend konsequente Maßnahmen, auf nationaler und auch auf europäischer Ebene.
Maßnahmen auf nationaler Ebene müssen vor allem dazu dienen, dass wir den Zuzug faktisch reduzieren. Denn wir können nicht jedes Jahr akzeptieren, dass 200 000 oder 300 000 irreguläre Migranten on top kommen, zusätzlich zu denen, die wir schon über die vielen vergangenen Jahre haben. Ja, das gestehen wir zu: Das ist nicht leistbar, und das überfordert unser Land nicht nur hinsichtlich der Infrastruktur, nicht nur finanziell, sondern auch mit Blick auf den Zusammenhalt unserer Gesellschaft.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Und deswegen hat oberste Priorität: den Zuzug verhindern.
(Dr. Bernd Baumann [AfD]: Dann dürfen Sie nicht mit der SPD koalieren!)
Deswegen brauchen wir die Grenzkontrollen, die auf unser Drängen hin eingeführt wurden, auf unabsehbare Zeit.
(Stephan Brandner [AfD]: Wo waren denn die Grenzkontrollen 2015 und 2021?)
Und wir brauchen die Zurückweisung aller Flüchtlinge, die bereits in einem anderen EU-Land hätten Asyl beantragen können; denn – das wissen wir alle – wir sind nicht dafür zuständig, rechtlich nicht – nach EU-Recht –, aber – und das will ich auch mal betonen – auch nicht moralisch; denn jeder und jede dieser Flüchtlinge steht in einem sicheren Land, wo er oder sie Asyl beantragen könnte. Deswegen kann und muss diese Zurückweisung erfolgen: Der Verzicht auf Zurückweisung seinerzeit, bei Schengen, war das Gegenstück zu Dublin. Dublin funktioniert nicht; die anderen Länder beteiligen sich nicht so, wie es rechtlich notwendig wäre. Deswegen kann von uns nicht verlangt werden, dass wir zukünftig einseitig auf Zurückweisungen verzichten.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Und wir brauchen europäische Maßnahmen, nicht nur ein halbherziges GEAS, das vor allem deutsche Interessen unzureichend berücksichtigt.
(Julian Pahlke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch Ihre Kommissionspräsidentin! Oder ist sie ausgetreten?)
Wir wollen uns den 15 EU-Staaten anschließen, die das Verbindungselement auflösen wollen. Ja, wir wollen das Verfahren der sicheren Drittstaaten, weil damit endlich Humanität in das europäische Asylsystem kommt
(Helge Lindh [SPD]: Wie? Konkret!)
und die Menschen nicht mehr im Mittelmeer oder in der Sahara sterben, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Ja, wir wollen auch eine konsequentere Rückführung. Das verhindern nicht nur die nationalen Gesetze, sondern vor allem auch die geltende Rückführungsrichtlinie. Deswegen wollen wir mit einer Mehrheit der EU-Staaten, die es momentan gibt,
(Stephan Brandner [AfD]: Mit wem wollen Sie es im Deutschen Bundestag umsetzen?)
diese Rückführungsrichtlinie verändern, sodass wir Menschen, die ausreisepflichtig sind, länger in Abschiebehaft nehmen können – in einen Ausreisearrest bei schweren Straftaten –, liebe Kolleginnen und Kollegen.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Jetzt möchte ich doch noch meine wertvolle Zeit auch auf Syrien verwenden:
(Otto Fricke [FDP]: Ihre „wertvolle Zeit“! – Filiz Polat [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Grausam! Kinder und Jugendliche! Gruselig! – Benjamin Strasser [FDP]: Das ist aber sehr christlich von Ihnen!)
Welch moralische Selbstüberhöhung hier bei den drei Ampelparteien!
(Lachen bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Flüchtlingsschutz ist Aufenthalt auf Zeit – das ist der internationale Grundsatz –, und wenn der Fluchtgrund wegfällt, dann fällt grundsätzlich auch der Flüchtlingsschutz weg. Nichts anderes haben wir gesagt.
(Erhard Grundl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben ganz was anderes gesagt!)
Und wer freiwillig in sein Heimatland gehen will, um dort am Wiederaufbau teilzunehmen, der sollte unsere Unterstützung haben und nicht noch entsprechend kritisiert werden.
(Beifall bei der CDU/CSU – Sebastian Hartmann [SPD]: HTS ist eine Terrorgruppe!)
Bis vor zwei Wochen drehte sich die Diskussion nur darum: Wie können wir verhindern, dass noch mehr Syrer kommen, und vor allem dafür sorgen, dass die Abschiebung funktioniert? Plötzlich gibt es anscheinend bloß noch Ärzte unter den syrischen Flüchtlingen, liebe Kolleginnen und Kollegen.
(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Silke Launert [CDU/CSU]: Ja! – Stephan Brandner [AfD]: Das ist fast schon Volksverhetzung, was Sie da machen! – Sebastian Hartmann [SPD]: Das ist eine Terrorgruppe! – Zuruf: Populist!)
0,5 Prozent der syrischen Flüchtlinge sind Ärzte. Die sind auch gar nicht betroffen, die haben in aller Regel eine Niederlassungserlaubnis.
(Zuruf von der CDU/CSU: Genau!)
Aber werden diese Ärzte und Pfleger nicht gerade jetzt auch in Syrien gebraucht?
(Gabriele Katzmarek [SPD]: Dass Sie sich für so was hergeben!)
Wie moralisch ist es denn, diese vor allem oder nur für Deutschland in Anspruch zu nehmen? Ihre Argumentation diesbezüglich hat postkoloniale Züge.
(Stephan Brandner [AfD]: Sie reden ja wie der Brandner! – Erhard Grundl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben keine Krippe unterm Christbaum! Das ist Ihr Problem! Das ist Quatsch, was Sie reden!)
Nein, auch diese Personen müssen frei entscheiden können, wo sie hingehen.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Letzte Bemerkung. Die Beschäftigungsquote der Syrer ohne geringfügige Beschäftigung liegt bei 34,4 Prozent. 54,9 Prozent aller syrischen Flüchtlinge beziehen Bürgergeld.
(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Falsch!)
Deswegen müssen diejenigen, die erst kurz in Deutschland sind oder nicht gut integriert sind, weil sie insbesondere nicht arbeiten,
(Julian Pahlke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das können Sie gut, Herr Throm! – Lachen bei Abgeordneten der AfD)
dann, wenn der Fluchtgrund wegfällt, auch wieder in ihr Heimatland reisen.
Herzlichen Dank.
(Beifall bei der CDU/CSU – Sebastian Hartmann [SPD]: Aber Sie merken schon, dass die AfD lacht?)
Das Wort für Bündnis 90/Die Grünen hat der Kollege Julian Pahlke.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7619954 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 208 |
Tagesordnungspunkt | Migrationspolitik |