20.12.2024 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 208 / Zusatzpunkt 26

Detlef SeifCDU/CSU - Migrationspolitik

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Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Rhetorik der Ampel wird die Wähler möglicherweise in die rechtspopulistische Ecke drängen.

(Stephan Brandner [AfD]: Ja, hoffentlich! – Jamila Schäfer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie das mal Herrn Spahn!)

Sie sind nicht in der Lage zur Differenzierung. Sie sehen nicht die Kernelemente unseres Antrags, oder Sie sehen sie und behaupten hier bewusst das Gegenteil.

(Beifall bei der CDU/CSU)

16 EU-Mitgliedstaaten wollten eine Initiative auf den Weg bringen, um die irreguläre Migration deutlich zu reduzieren.

(Stephan Brandner [AfD]: „Illegale Migration“ heißt das!)

Mette Frederiksen, die dänische Ministerpräsidentin, wollte mit Bundeskanzler Olaf Scholz in Kontakt treten, damit Deutschland dabei eine führende Rolle übernimmt. Was hat sie bekommen? Frederiksen hat bei diesem wichtigen Thema nicht einmal eine Eingangsbestätigung bekommen. Deutschland war immer die führende Kraft bei europäischen Themen, und hier bei diesem Thema versagt Deutschland vollkommen.

(Beifall bei der CDU/CSU – Sebastian Hartmann [SPD]: Wo ist eigentlich Horst Seehofer?)

Um das Kernelement – worum geht es eigentlich? – reden Sie immer schön drum herum. Es geht doch eigentlich darum, dass Menschen zu uns kommen, die keinen Schutzanspruch haben. Natürlich ist ein großer Teil darunter, die einen Schutzanspruch haben.

(Helge Lindh [SPD]: Ja, was denn nun?)

Aber wir geben Anreize durch unser System.

(Julian Pahlke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wollen doch alle abweisen! Machen Sie sich ehrlich, Herr Seif!)

Wir geben den Schleppern ein Geschäftsmodell, die eine menschenverachtende Politik umsetzen. Davon haben Sie heute kein Wort gesagt. Das ist sehr bedauerlich.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Meine Damen und Herren, Sie haben nur auf die paar Seiten des heutigen Antrags geguckt. Wo waren Sie denn die letzten Monate? Die Union hat viele Anträge zu Humanität und Ordnung gestellt.

(Sebastian Hartmann [SPD]: Abschottung und Ausgrenzung!)

Natürlich geht es uns darum, verfolgten Menschen Schutz zu bieten. Aber wir müssen doch die Belastungsgrenze dieses Landes sehen. Und natürlich haben wir nicht mehr überall eine Notlage, Herr Pahlke. Aber trotzdem sind Städte und Gemeinden erheblich überlastet.

(Helge Lindh [SPD]: Trotzdem gibt es Rechte!)

Sie haben keine Integrationsmöglichkeiten mehr. Die innere Sicherheit ist gefährdet. Dem müssen wir natürlich etwas entgegensetzen. Was Sie heute gesagt haben, ist nur Futter für die rechtspopulistische Seite. Sie sollten sich eigentlich dafür schämen, uns in diese Ecke gestellt zu haben.

(Beifall bei der CDU/CSU – Helge Lindh [SPD]: Sie sollten sich für Ihren Antrag schämen! – Sebastian Hartmann [SPD]: Sie sollten sich schämen! Das war wortwörtlich abgeschrieben von der AfD! – Stephan Brandner [AfD]: Wir fühlen uns da wohl!)

Die Zurückweisungen an der Grenze bedeuten doch nicht, dass wir auf alle Ewigkeit jeden Asylsuchenden an der deutschen Grenze zurückweisen wollen.

(Sebastian Hartmann [SPD], an die CDU/CSU gewandt: Das war abgeschrieben! Ihr habt das da abgeschrieben! Ihr habt das bei der AfD abgeschrieben! – Gegenruf des Abg. Alexander Throm [CDU/CSU]: Eure Verantwortung! – Gegenruf des Abg. Sebastian Hartmann [SPD]: Das sind eure Leute! – Weiterer Gegenruf des Abg. Julian Pahlke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wissenschaft, Herr Throm, Wissenschaft!)

Aber das europäische Asylrecht funktioniert nicht. Andere EU-Mitgliedstaaten verstoßen massenhaft gegen Vorschriften zur Registrierung, zur Bearbeitung der Anträge. Gemäß Dublin-Verfahren werden sie nicht zurückgenommen. Also müssen wir ein deutliches Signal setzen. Ich bin froh, dass mittlerweile eine Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten,

(Filiz Polat [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was schreien Sie denn so, Herr Seif? Das können Sie auch ruhiger sagen! Schreien Sie doch nicht so!)

aber auch die Kommissionspräsidentin im Letter of Intent an den EU-Kommissar Brunner hierzu klare Worte gefunden haben.

Wir müssen neue Wege gehen. Das haben Sie heute völlig verschwiegen. Das Verbindungselement im Bereich der Rückführungsrichtlinie wäre sehr wichtig, um Verfahren zu externalisieren. Am Ende des Tages bekommen aber verfolgte Menschen trotzdem Schutz, nur eben an anderer Stelle.

(Filiz Polat [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und das an Weihnachten!)

Das bedeutet, dass hier die Genfer Flüchtlingskonvention erfüllt wird.

(Beifall bei der CDU/CSU – Filiz Polat [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, ja! Haben Sie den Beschluss der Deutschen Bischofskonferenz nicht gelesen? Auch die EKD hat was anderes beschlossen!)

Nun rede ich ja auch mit vielen Bürgern, und viele haben Zweifel: Macht ihr das denn jetzt auch, und steht das irgendwo? Setzt ihr das denn um? – Ich als Unionspolitiker kann nur aus eigener, persönlicher Wahrnehmung eindeutig bestätigen und bekräftigen: Die Union hat aus ihren Fehlern gelernt. Ich gehörte im Jahr 2016 zu den 44 Unionspolitikern, die Angela Merkel aufgefordert haben, Zurückweisungen an den Grenzen zu vollziehen; denn sie hatte letztlich entschieden, das nicht zu machen.

(Filiz Polat [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sind Sie stolz darauf? – Stephan Brandner [AfD]: Trotzdem haben Sie nicht zugestimmt! Sie sind Mittäter!)

Wir kennen die Geschichte.

(Sebastian Hartmann [SPD]: Böse Angela!)

Das war eine schwierige Zeit für Unionspolitiker, die eine andere Asylpolitik wollten, aber immer noch eine Politik, die die Menschen schützt.

(Sebastian Hartmann [SPD]: Warum hat Hendrik Wüst den Abschiebeknast aus dem Haushalt gestrichen?)

Ich kann Ihnen allen hier im Hause, auch den Wählern sagen: Die Union hat dazugelernt.

(Sebastian Hartmann [SPD]: Ach!)

Wir werden diese Politik umsetzen. Wir brauchen dafür natürlich ein starkes Wahlergebnis. Wir setzen auf Sie.

Danke.

(Beifall bei der CDU/CSU – Sebastian Hartmann [SPD]: Hendrik Wüst hat den Abschiebeknast gestrichen! –Zuruf der Abg. Gabriele Katzmarek [SPD])

Das Wort für die Linke hat Clara Bünger.

(Beifall bei der Linken)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7619959
Wahlperiode 20
Sitzung 208
Tagesordnungspunkt Migrationspolitik
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