30.01.2025 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 210 / Zusatzpunkt 4

Verena HubertzSPD - Regierungserklärung z. Jahreswirtschaftsbericht 2025

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Dieser Jahreswirtschaftsbericht ist schon in einer gewissen Weise ein Déjà-vu. Die deutsche Wirtschaft stagniert, Krieg und Krise fordern ihren Tribut, und wir stehen weiterhin vor großen strukturellen Herausforderungen. Das, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist doch, wenn man ehrlich ist, die Botschaft der vergangenen Jahre gewesen. Ich bin es auch leid. Denn wir haben kein Erkenntnisproblem, wir haben ein Umsetzungsproblem und vor allen Dingen auch einen zu großen Reformstau aus den GroKo-Jahren. Es ist also nicht die Frage, ob wir das Rad drehen, sondern wie wir es in Zukunft drehen und ob wir uns auch wirklich mal alle miteinander trauen, die großen Räder zu drehen; denn das braucht die Wirtschaft ganz dringend.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Vieles haben wir in dieser Legislatur auf den Weg gebracht. Wir sind ein Go-to-Markt für erneuerbare Energien geworden; die ganze Welt investiert hier.

(Dr. Rainer Kraft [AfD]: Die ganze Welt greift Subventionen ab!)

Im Bereich „künstliche Intelligenz“ haben wir eine starke Forschungslandschaft, die auch den internationalen Diskurs trägt. Und wir haben ein innovatives Einwanderungsgesetz, lieber Hubertus Heil, nach kanadischem Vorbild geschaffen. Das sind wichtige Bausteine; aber es reicht eben noch nicht.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Union, bei allem Respekt: Ich frage mich schon auch, wo Ihre Strategie denn eigentlich ist. Wir wissen jetzt: Friedrich Merz glaubt nicht an Windräder. Er glaubt nicht an den grünen Stahl. Aber Sie glauben an Verbrennermotoren und an ein Revival der Atomkraft. Aber glauben Sie wirklich, dass ein paar niedrigere Steuern mit der Gießkanne für alle und ein Rückschritt in der Energiepolitik uns wieder nach vorne bringen können? Das glaube ich nicht.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Es ist doch wichtig, dass die nächste Regierung, egal wer sie in welcher Konstellation stellt, die großen Räder mit einer mutigen Vision dreht und sich nicht im Klein-Klein verheddert. Denn wir brauchen jetzt ein kraftvolles Wachstumspaket, wie es im Sommer auf dem Tisch lag – das ist jetzt umso wichtiger –, und noch ein paar Schippen drauf.

Ich glaube an die gestaltende Kraft von Politik in einer sozialen Marktwirtschaft. Als Gründerin und Unternehmerin glaube ich an die Kraft von Innovation, von Mut und Tech. Ich glaube an Biotech, an Climate Tech, an Deep Tech.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Ich weiß auch, dass uns das wieder nach vorne bringen kann, liebe Kolleginnen und Kollegen. Warum? Ich mache es mal konkret. Wir haben mit der Pharmastrategie die Weichen gestellt, weltweit führend im Bereich von Forschung und Entwicklung zu werden. An der Gesundheitswirtschaft hängen jetzt schon mehr als 1 Million Arbeitsplätze. Das ist schon mehr als in der so wichtigen Automobilindustrie. Das müssen wir doch ausbauen und unsere Stärken stärken.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Der Bereich „Climate Tech“ ist bereits der Motor der Energiewende und damit auch ein Jobmotor. Und der Bereich boomt.

(Zuruf von der AfD: Wo denn?)

Letztes Jahr gab es Finanzierungsrunden in dem Bereich von über 360 Millionen Euro; das hat sich mehr als verdoppelt im Vergleich zu 2023. Der Bereich Deep Tech – das sind Worte, über die wir alle immer reden: KI, Quanten-Computing – ist für mich die Grundlage für Transformation, Produktivität und Innovation.

(Zuruf von der AfD)

Hier müssen wir aber vor allen Dingen von der Forschung in die Anwendung kommen. Dafür braucht es Gründungsgeist, es braucht Mut, und es braucht Geld,

(Zuruf von der AfD: Niedrigere Strompreise!)

um die bestehenden Industriezweige zu transformieren und neue zu skalieren. Es geht also in den nächsten Jahren nicht darum, zu kleckern, sondern zu klotzen.

Wir als SPD haben eine starke Antwort mit unserem Deutschlandfonds. Wir wollen über 100 Milliarden Euro investieren. Wir wollen privates Kapital mobilisieren für unsere Infrastruktur von morgen und die Industrienation von übermorgen. Um den Dampfer Deutschland mit neuer Dynamik in Fahrt zu bringen – damit komme ich zum Schluss –, brauchen wir zwei Dinge: Wir brauchen gute strukturelle Rahmenbedingungen, weniger Bürokratie, bessere Energiepreise, mehr Schnelligkeit, mehr Deutschlandtempo.

(Albrecht Glaser [AfD]: Mehr Schulden!)

Und dafür brauchen wir auch die Speedboote der Innovation, die uns wieder schneller nach vorne bringen. Dafür bitte ich Sie in diesem Haus gemeinsam zu kämpfen: für eine zukunftsfähige Wirtschaft, für starke Arbeitsplätze in diesem Land. Dafür braucht es Mut, Entschlossenheit und Kraft.

Weil ich noch 20 Sekunden habe, möchte auch ich dem Kollegen Sven-Christian Kindler noch mal danken. Wir durften in der letzten Woche drei Wirtschafts- und fünf Energiegesetze miteinander verhandeln. Ich bedaure es sehr, dass du nicht mehr dem nächsten Deutschen Bundestag angehören wirst, und danke dir auch noch mal für deine starken Worte zum Abschluss. Dir alles Gute!

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Als Nächster hat das Wort für die Gruppe Die Linke Christian Görke.

(Beifall bei der Linken)

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Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7628719
Wahlperiode 20
Sitzung 210
Tagesordnungspunkt Regierungserklärung z. Jahreswirtschaftsbericht 2025
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