Jürgen HardtCDU/CSU - Aktuelle Stunde: Schutz der Bundestagswahl vor ausländischer Einflussnahme
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Desinformationen und Einflussnahme von außen auf Wahlen in Deutschland haben eine lange Geschichte. Die beginnt mit der Unterstützung der SED bzw. der DDR für die kommunistischen Hochschulorganisationen. Die geht über die – wie wir wissen – historisch gesicherte Erkenntnis, dass in Deutschland auch mal ein Misstrauensvotum über einen Bundeskanzler, nämlich damals Brandt gegen Barzel, durch zwei gekaufte Stimmen möglicherweise maßgeblich entschieden wurde. Und wir haben auch heutzutage eine Situation in Deutschland, wo wir auf vielfältige Weise in dieser Richtung angegriffen sind.
Ich glaube zum Beispiel, dass das große Misstrauen, was viele Menschen aus der Spätaussiedlergeneration aus der ehemaligen Sowjetunion heute den deutschen staatlichen Strukturen entgegenbringen, auch damit zu tun hat, dass ihre Fernsehgewohnheiten bzw. ihre Sprachkompetenzen dazu führen, dass sie sich überwiegend aus Russia Today oder ähnlichen Quellen ernähren und dass sie eben nicht in der Lage sind oder es nicht für notwendig halten, sich aus deutschen westlichen Quellen zu informieren. Und dann kommen sie zu ganz abstrusen Auffassungen über politische Dinge.
Ich bin ja Elon Musk und der AfD dankbar, dass wir jetzt wissen, dass der Eigentümer von X die AfD offen unterstützt und dass man, wenn man auf X parteipolitische Propaganda liest, diese immer durch diese Brille betrachten muss.
(Zuruf von der AfD)
Das ist offensichtlich. Es ist auch gut, dass in Deutschland solche Dinge nicht unter der Decke bleiben.
Wir haben einen weiteren massiven Einfluss durch TikTok. Ich glaube, dass das ein ausgesprochen gefährliches Medium ist, weil es so leichtgängig ist, gerade für sehr viele junge Menschen; dort hat es eine riesige Anhängerschaft. In meinem Büro wird quasi wöchentlich diskutiert, ob wir da einsteigen oder nicht. Ich bin bisher nicht dabei. Ich glaube, da müssen wir unseren Blick scharf hinwenden.
Und wir müssen natürlich auch die Anstrengungen verstärken, junge Menschen mit der digitalen Bildung vertraut zu machen und ihnen Fähigkeiten an die Hand zu geben, auch in sozialen Netzen Wahres von Unwahrem zu unterscheiden.
Es gibt natürlich auch Einflussnahme von außen auf politische Prozesse in Deutschland, wo Tech-Milliardäre konkret mit Geld in Deutschland aktiv sind. Dazu gibt es, wie ich finde, ein gutes Beispiel. Dazu wird die CDU/CSU-Fraktion in den nächsten Tagen eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung richten. Es gibt nämlich eine Institution, das Dezernat Zukunft in München, deren Geschäftsführerin eine SPD-Bundestagskandidatin im Norden Münchens ist. Diese Frau ist gleichzeitig die Lebensgefährtin des Kanzleramtsministers Wolfgang Schmidt.
(Dr. Jens Zimmermann [SPD]: Was tut denn das hier zur Sache?)
Und viele Millionen von Moskovitz, dem Mitgründer von Facebook, fließen in die Finanzierung dieser NGO, die interessanterweise als wesentlichen Gegenstand ihrer Arbeit hat, das Vertrauen Deutschlands in die Schuldenbremse im Grundgesetz zu untergraben
(Dr. Jens Zimmermann [SPD]: Das ist wirklich unterste Schublade! Schämen Sie sich! – Weiterer Zuruf von der SPD: Ui!)
und für eine Aufhebung der Schuldenbremse zu werben.
(Patrick Schnieder [CDU/CSU]: Unglaublich! – Kerstin Radomski [CDU/CSU]: Hört! Hört!)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Freunde,
(Zurufe der Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
ich glaube, jeder Einzelne von uns wäre froh,
(Dr. Jens Zimmermann [SPD]: Es würde schon einmal helfen, wenn Herr Merz seine Finanzen offenlegen würde!)
wenn er eine solche Plattform für seinen Wahlkampf hätte. Ich kann die Bundestagsverwaltung eigentlich nur auffordern, da mal genau hinzuschauen. Die Kleine Anfrage von uns wird hoffentlich beantwortet werden, und dann wird auch klargestellt werden, welchen Zusammenhang es zwischen dem Hamburger Kandidaten Wolfgang Schmidt und der Münchner Kandidatin Sigl-Glöckner gibt und welcher Zusammenhang da zu Moskovitz und anderen in den USA besteht, die da viele Millionen aufwenden.
(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Jens Zimmermann [SPD]: Unterste Schublade!)
Ich habe hiermit nicht gesagt, dass das alles unzulässig und illegal ist. Aber ich finde, das gehört im Sinne von Transparenz und Wahrhaftigkeit an die Öffentlichkeit; und dafür werden wir sorgen.
Herzlichen Dank.
(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Jens Zimmermann [SPD]: Vollkommen daneben! – Zuruf des Abg. Tobias B. Bacherle [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/cvid/7629031 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 210 |
Tagesordnungspunkt | Aktuelle Stunde: Schutz der Bundestagswahl vor ausländischer Einflussnahme |