14.05.2025 | Deutscher Bundestag / 21. WP / Sitzung 3 / Tagesordnungspunkt 2

Stephan MayerCDU/CSU - Abgabe einer Regierungserklärung durch den Bundeskanzler

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Sehr verehrte Frau Präsidentin! Sehr verehrte Kolleginnen! Sehr geehrte Kollegen! Wir als CDU/CSU-Fraktion begrüßen es ausdrücklich, dass die neue Bundesregierung dem Sport und dem ehrenamtlichen Engagement deutlich mehr Bedeutung beimessen wird. Und wir begrüßen es deshalb sehr, dass zum ersten Mal in der Geschichte unseres Landes der Posten eines Staatsministers für Sport und Ehrenamt geschaffen wurde.

Ich darf Ihnen, liebe Frau Dr. Schenderlein, persönlich, aber insbesondere natürlich im Namen der gesamten CDU/CSU-Fraktion zu Ihrer Ernennung ganz herzlich gratulieren und Ihnen für Ihre sehr wichtige Aufgabe alles erdenklich Gute, viel Erfolg, viel Fortune und auch viel Vergnügen wünschen.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, Sportpolitik ist nichts Nebensächliches und auch kein Anhängsel. Sportpolitik ist Gesellschaftspolitik. Ich bin der festen Überzeugung: Gerade in einer Zeit, in der sich die Gesellschaft immer weiter auseinanderdividiert, in der die Fliehkräfte, die Zentrifugalkräfte in unserer Gesellschaft immer mehr zunehmen, die Polarisierung zunimmt, teilweise leider auch die Radikalisierung zunimmt, ist der Sport eine Kraft, die die Gesellschaft wieder einen kann, die das Miteinander auch wieder stärken kann. Deshalb begrüßen wir es sehr, dass die Sportpolitik in dieser laufenden Legislaturperiode einen deutlichen Stellenaufwuchs erhalten hat.

Gerade wenn es beispielsweise darum geht, Menschen aus anderen Kulturkreisen in unsere Gesellschaft zu integrieren oder Menschen mit Behinderung in unsere Gesellschaft zu inkludieren, dann kann der Sport wirklich Herausragendes leisten.

Herr Abgeordneter, erlauben Sie eine Zwischenfrage aus der AfD-Fraktion?

Sehr gerne, selbstverständlich.

(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh!)

Vielen Dank, Herr Kollege Mayer, dass Sie die Zwischenfrage zulassen. – Sie sprachen ja eben über die Integrationskraft des Sportes. Nun haben wir auch in unserer Fraktion einige Sportsfreunde,

(Zurufe von der SPD: Oh!)

Fußballer, die sich bemüht haben, beim FC Bundestag mitzumachen.

(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Jetzt haben wir eine neue Legislaturperiode. Wird denn, wenn es nach Ihnen ginge, die Ausgrenzung der AfD-Sportler im Fußballklub des Bundestages fortgesetzt, oder dürfen wir mitspielen?

(Beifall bei der AfD – Filiz Polat [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie wohl doch nicht so gut gespielt! – Agnieszka Brugger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mitspielen darf, wer sich an Regeln hält!)

Lieber Herr Dr. Frömming, ich danke Ihnen ganz herzlich für Ihre Frage. Ich bin da leider der falsche Ansprechpartner.

(Filiz Polat [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Ich bin nicht sportlich!“)

Ich bin zwar persönlich unheimlich sportbegeistert – deshalb natürlich auch mit großer Leidenschaft Sportpolitiker –, aber ich bin ein furchtbar schlechter Fußballer. Ich bin selbst auch nicht Mitglied des FC Bundestages; die hätten mich nie brauchen können.

Der FC Bundestag ist – und das wissen Sie – eine eigenständige Organisation; er ist ein eingetragener Verein. Deshalb richten Sie Ihre Frage an den falschen Adressaten. Ich bin in keiner Weise legitimiert, für den FC Bundestag zu sprechen. Das ist ein eingetragener Verein – einer von 87 000 Sportvereinen, die es in Deutschland gibt –,

(Zuruf des Abg. Beatrix von Storch [AfD])

und der hat eine Entscheidung getroffen. Das ist keine Frage des Parlamentes hier

(Filiz Polat [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oder des Verfassungsschutzes!)

und schon gar keine Frage, die der sportpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion zu beantworten hat.

(Beifall bei der CDU/CSU – Stefan Keuter [AfD]: Herr Frömming fragte nach Ihrer Position!)

Aber ich bin Ihnen dankbar, dass Sie Ihrerseits noch mal deutlich gemacht haben, dass auch Sie eine große Integrationskraft im Sport sehen. Wir alle sollten eigentlich ein Interesse daran haben, dass wir die Gesellschaft wieder stärker zusammenführen, dass wir sie wieder stärker einen. Ich glaube, gerade wenn es darum geht, zum Beispiel Kinder oder Jugendliche aus benachteiligten Familien zum Sport zu führen, hat der Bund eine wichtige Aufgabe.

Deswegen begrüße ich es auch sehr, dass im Koalitionsvertrag die sogenannte Sportmilliarde steht. Ich hätte mir persönlich da durchaus noch ein bisschen mehr vorstellen können; daraus möchte ich kein Hehl machen. Aber es ist schon mal ein wichtiges Signal, dass in diesen vier Jahren 1 Milliarde Euro seitens des Bundes zur Verfügung gestellt werden, um marode Turnhallen zu sanieren, um Freibäder, um Hallenbäder wieder in Betrieb zu nehmen. Damit setzt der Bund das enorm wichtige Signal, dass, obwohl wir verfassungsrechtlich gar nicht zuständig sind – es ist eine reine Zuständigkeit der Länder, wenn es um Breitensportanlagen geht –, wir uns hier nicht aus der Affäre stehlen, sondern unseren Anteil mit dazu beitragen, Sportdeutschland wieder moderner zu machen.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, ich sehe diese Sportmilliarde durchaus auch im Kontext der von Ihnen, liebe Frau Staatsministerin Schenderlein, erwähnten möglichen Bewerbung für Olympische und Paralympische Spiele. Denn ich bin der festen Überzeugung: Wir haben jetzt sieben erfolglose Anläufe hinter uns, was die Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele anbelangt. Wenn wir es ein achtes Mal probieren, sollte es, bitte schön, klappen.

(Beifall der Abg. Nancy Faeser [SPD])

Es klappt aber nicht von alleine. Es klappt nur dann, wenn nicht nur ein paar Politiker, ein paar Sportfunktionäre, ein paar IOC-Mitglieder der Meinung sind, Deutschland wäre ein guter Austragungsort für Olympische und Paralympische Spiele, sondern wenn die Breite der Bevölkerung, wenn die Breite unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger diese Spiele als ihre Spiele wollen und sie nicht nur als ein Ereignis über 16 Tage für ein paar Tausend Athleten und ein paar Hundert Funktionäre sehen.

Ich bin der Überzeugung: Es gelingt uns nur dann, dieses Momentum, diese Pro-Olympia- und -Paralympics-Stimmung in Deutschland zu schaffen, wenn wir auch in der Breite dem Sport in Deutschland wieder mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stellen. Denn ansonsten sagen die Leute mit einer gewissen Berechtigung: Warum brauchen wir Olympische Spiele – sei es in München, in Berlin, in Hamburg oder in der Rhein-Ruhr-Region –, wenn bei uns nebenan die Turnhalle marode ist, das Freibad geschlossen ist? Deswegen stehen diese beiden Themen – „Sportmilliarde“ und „Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele“ – durchaus in einem sehr engen inneren Zusammenhang.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Nancy Faeser [SPD])

Was uns darüber hinaus noch sehr wichtig ist, ist, dass wir in Deutschland dem Leistungsgedanken wieder mehr Bedeutung beimessen. Ich bin unserem Bundeskanzler sehr dankbar, dass er in seiner Regierungserklärung heute deutlich gemacht hat, dass es auch darum geht, die Leistungsbereitschaft in unserem Land wieder zu stärken. Dafür ist der Sport natürlich sinnbildlich.

Es stimmt: Gerade im Sommersport haben wir in den letzten Jahren und Jahrzehnten leider an Boden verloren gegenüber anderen westlichen Nationen. Großbritannien, Frankreich, Niederlande, Japan sind an uns vorbeigezogen. Wir brauchen deshalb dringend einen Paradigmenwechsel in der Steuerung der Spitzensportförderung. Das muss aus meiner Sicht eines der Hauptanliegen der neuen Bundesregierung sein. Wir als CDU/CSU-Fraktion werden Sie dabei nachdrücklich und sehr engagiert und leidenschaftlich unterstützen.

Ich freue mich auf sehr erfolgreiche vier Jahre für den Sport, für den organisierten Sport, für über 87 000 Sportvereine und 29 Millionen Mitglieder in den Sportvereinen in Deutschland. Das wird eine gute Legislaturperiode für den Sport.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Nancy Faeser [SPD])


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7631004
Wahlperiode 21
Sitzung 3
Tagesordnungspunkt Abgabe einer Regierungserklärung durch den Bundeskanzler
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