Esra LimbacherSPD - Frühjahrsdürre und Hitzeprognosen
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! In einigen Regionen in unserem Land – in zu vielen – hat es seit Februar praktisch kaum mehr geregnet. Wir erleben eines der trockensten Frühjahre seit Beginn der flächendeckenden Wetteraufzeichnungen – mit dramatischen Folgen.
(Andreas Paul [AfD]: Wann haben Sie denn die Rede geschrieben?)
Der Deutsche Wetterdienst, auf den Sie sich, Herr Kollege von der AfD, immer beziehen, hat folgende Zahlen festgehalten: Zwischen Anfang Februar und Mitte April
(Karsten Hilse [AfD]: Jetzt haben wir Mai!)
war es in Deutschland seit 1931 nie so trocken wie im Jahr 2025. Nie!
(Andreas Paul [AfD]: Wir sind aber im Juni! – Weiterer Zuruf von der AfD: 1931! In 25 000 Jahren vielleicht!)
Die Prognosen sagen: Der Sommer wird heiß. Wieder einmal wird er heiß. Diese Frühjahrsdürre, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist kein einmaliges Ereignis mehr, sie ist Teil eines sich verstetigenden Trends, ein weiteres Puzzlestück der Realität.
Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage aus der AfD-Fraktion?
Bitte, Herr Kollege. – Ich hoffe, das war jetzt nicht zu überraschend.
In gewisser Weise schon. Daher danke, dass Sie die Frage annehmen. Mal schauen, ob Sie das in Zukunft auch noch machen werden.
Im vergangenen Jahr, in 2024, betrug die Jahresdurchschnittsmenge in Deutschland 903 Liter Regen pro Quadratmeter. Das ist ein rein rechnerischer Mittelwert und als solcher komplett unbrauchbar. Die Jahresniederschlagsmenge im Saarland war mehr als zweieinhalbmal so hoch wie die in Berlin und Brandenburg. Können Sie mir sagen, ob die Steigerung der Niederschläge im Saarland auf eine hervorragende Klimapolitik im Saarland zurückzuführen ist?
(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh! – Mein Gott!)
Ich kann Ihnen sagen, Herr Kollege, dass das Saarland – und ich hoffe nicht, dass Sie sich darüber noch mal lustig machen, nachdem Sie das in der letzten Sitzungswoche schon mal getan haben – im letzten Jahr von einem der schlimmsten Hochwasser betroffen war, die wir seit langer, langer Zeit erlebt haben. Und das Problem ist, dass Deutschland, dass Europa in letzter Zeit nicht nur einmal von solchen Hochwassern bedroht war, sondern viele Male.
(Zuruf von der AfD: Seit Jahrhunderten!)
Das Problem, liebe Kolleginnen und Kollegen, liegt darin, dass solche Jahrhunderthochwasser nicht mehr alle Jahrhunderte in unserem Land vorkommen, sondern inzwischen jedes Jahr. Genau das ist das Problem, auf das wir hier hinweisen wollen,
(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der Linken – Andreas Paul [AfD]: Nein, nein! Das Thema war „Dürre“!)
dass nämlich diese Extremwetterereignisse in letzter Zeit keine einmaligen Ereignisse mehr sind, sondern Ausdruck eines Klimawandels in unserem Land, den wir endlich ernst nehmen wollen.
(Andreas Paul [AfD]: „Jahrhundertereignis“ wurde es von Ihnen genannt! Es war völlig normal, alle zehn Jahre Hochwasser zu haben!)
Ich will Ihnen noch etwas sagen, weil Sie immer so dazwischenrufen. Sie tragen viel Verantwortung als größte Oppositionspartei in unserem Land. Ja, Sie haben hohe Wahlzustimmung erhalten, zum Beispiel in Bundesländern wie in Thüringen.
(Andreas Paul [AfD]: Das tut weh! Das tut weh!)
– Das tut weh, aber vor allen Dingen ist es schmerzhaft für die betroffenen Bürgerinnen und Bürger vor Ort,
(Andreas Paul [AfD]: Nein, für die SPD!)
weil Sie nicht die Maßnahmen ergreifen wollen, die wirklich dringend notwendig sind.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Linken)
Ich will Ihnen mal sagen, was in Thüringen passiert ist: Allein im letzten Jahr gab es dort eine Waldbrandfläche von der Größe eines 30-Jahres-Hochs. Allein in Thüringen, wo Sie Rekordzustimmung erhalten.
(Dr. Götz Frömming [AfD]: Wir regieren doch gar nicht in Thüringen!)
Nehmen Sie doch endlich mal Ihre verdammte Verantwortung wahr in diesem Bundesland, anstatt hier reinzublöken! Machen Sie das mal!
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Linken – Zuruf von der AfD: Wenn Sie demokratisch wären, täten wir das schon lange!)
Diese Bundesregierung wird weiter für einen effektiven und effizienten Klimaschutz eintreten, nicht im Streit, nicht gegeneinander, sondern gemeinsam und entschlossen.
(Zuruf von der AfD: Unsere Lösungen wollen Sie ja nicht!)
Wir setzen auf Innovation, auf Investition in klimaresiliente Infrastrukturen, auf den Schulterschluss mit Wirtschaft und Gesellschaft. Wir wollen überzeugen, nicht belehren. Wir wollen Klimaschutz, der für alle bezahlbar ist, keinen Klimaschutz mit der Brechstange, keine Überforderung, keine neuen gesellschaftlichen Gräben, keine Stärkung von Verschwörungstheorien und extremistischen Strömungen, wie wir sie hier in unserem Hause leider ertragen müssen.
(Jörn König [AfD]: Reine Unterstellung, Herr Limbacher!)
Wir setzen auf eine pragmatische Lösung, die unser Land starkhält, liebe Kolleginnen und Kollegen. Darum geht es.
Und ich setze darauf, dass auch die Kollegen von den Grünen, nachdem sie diesen Antrag heute hier vorgelegt haben, die notwendigen Maßnahmen, die wir ergreifen wollen, unterstützen werden.
(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn Sie das machen, tun wir das selbstverständlich!)
Ich freue mich auf die Zusammenarbeit.
(Marcel Queckemeyer [AfD]: War das ein Koalitionsversuch?)
Herzlichen Dank.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7632471 |
Wahlperiode | 21 |
Sitzung | 10 |
Tagesordnungspunkt | Frühjahrsdürre und Hitzeprognosen |