Uda HellerCDU/CSU - Berufliche Bildung zukunftssicher gestalten
Guten Abend, sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vor allen Dingen, liebe Jugendlichen auf den Tribünen, ich denke, wir behandeln heute ein sehr wichtiges Thema für Sie! Ich kann nur sagen: Berufsplanung ist Lebenswegeplanung, individuelle Perspektive und Möglichkeit der gesellschaftlichen Teilhabe.
Die derzeitige Situation in Deutschland im europäischen und internationalen Vergleich ist eine gute. Mit dieser Feststellung möchte ich, verehrte Vorrednerin, auf Ihre Ausführungen reagieren, weil Sie jeden Aspekt schlechtgeredet haben. Das ist nicht Sinn einer solchen Debatte. Sie sollten uns auch mitteilen, welche Vorstellungen Sie haben.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jede Minute! Man muss auch auf den Punkt kommen!)
Wir verzeichnen mit 7,9 Prozent die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit in Europa.
(Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Hört! Hört!)
Deutschland ist das drittbeliebteste Land unter den Studenten.
(Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Sehr richtig!)
Rund Dreiviertel aller Auszubildenden sind mit ihrer Ausbildung zufrieden oder sogar sehr zufrieden.
Mit dem Antrag der Koalition zeigen wir, dass wir uns nicht auf dem Erreichten ausruhen, sondern die anstehenden Probleme erkannt haben und Lösungen aufzeigen. Deutschland steht durch den demografischen Wandel vor einem ernstzunehmenden Problem auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt.
Entscheidend ist es, die Attraktivität der beruflichen Bildung zu steigern, um unsere Jugendlichen für eine duale Ausbildung zu gewinnen. Das gilt insbesondere für die Mädchen, da sie mit einem Anteil von 39 Prozent noch deutlich unterrepräsentiert sind. Wir wollen durch eine individuelle Ansprache jeden mitnehmen und da abholen, wo er gerade ist, indem wir Barrieren ausräumen und Übergänge erleichtern. Jeder hat eine faire Chance verdient, auch Menschen mit Behinderung.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Dann scheint doch nicht alles gut zu sein!)
Durch eine noch bessere Verzahnung zwischen Schule, Ausbildung, Beruf und Hochschule können breitere Beschäftigungsperspektiven und attraktive Karrieremöglichkeiten geschaffen werden. Wir wollen Unternehmen für die betriebliche Ausbildung gewinnen, vor allen Dingen kleine und mittelständische Unternehmen.
Bei diesen Herausforderungen behalten wir die Ganzheitlichkeit der beruflichen Bildung und die jungen Menschen als Zielgruppe im Blick. Für mich gibt es zwei zentrale Schwerpunkte.
Erstens. Die Durchlässigkeit muss weiter optimiert werden. Hier sind wir bereits auf einem guten Weg. Das Programm „ANKOM“ ermöglicht die Anrechnung beruflicher Kompetenzen auf Hochschulstudiengänge. Die Initiative „DECVET“ verbessert die Durchlässigkeit zwischen den Teilsystemen der beruflichen Bildung. Wir haben den Hochschulzugang über eine berufliche Qualifikation erleichtert und den Meister dem Bachelor gleichgesetzt. 2014 wurden insgesamt 187 Millionen Euro in das Meister-BAföG investiert.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)
Daraus lassen sich erste Erfolge durch den steigenden Anteil der Erwerbstätigen mit Meister- und Technikerabschluss erkennen.
Zweiter Schwerpunkt ist für mich die Berufsorientierung. Wir haben heute 329 anerkannte Ausbildungsberufe und 7 500 Bachelorstudiengänge. Um hier den Überblick zu gewährleisten, haben wir zahlreiche Programme aufgesetzt, die helfen, den Einstieg zu verbessern: zum Beispiel das Berufsorientierungsprogramm „BOP“, das Ausbildungsstrukturprogramm „Jobstarter“ oder das Sonderprogramm „Berufseinstiegsbegleitung Bildungsketten“.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, diese komplexen Maßnahmen gilt es nun zu evaluieren, zielführend zusammenzufassen und flächendeckend zu verstetigen. Darüber hinaus fordern wir in unserem Antrag eine frühe und praxisnahe Berufs- und Studienorientierung an allen allgemeinbildenden Schulen, aber auch an den Gymnasien.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)
Denkbar ist zum Beispiel der Einsatz von Auszubildenden als Berufsbotschafter an Schulen; denn so findet Berufsberatung auf Augenhöhe statt.
Der Bund steht in der Berufsbildung nicht in alleiniger Handlungsverantwortung. Auch die Länder haben die Priorität der Querschnittsaufgabe erkannt. Meine Landtagskollegen haben beispielsweise ein Strategiepapier zur beruflichen Bildung erarbeitet. Hier stehen wir im intensiven Gedankenaustausch zum Thema. Der konstruktive Dialog zwischen Bund und Ländern in der dualen Ausbildung ist notwendig und sicher auch noch ausbaufähig.
Meine Damen und Herren der Opposition, ich würde mich sehr freuen, wenn wir heute nicht nur über den grundsätzlichen Handlungsbedarf Einigkeit erzielen, sondern wir mit Ihnen tatkräftige Mitstreiter bei der Umsetzung dieser Maßnahmen haben.
(Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Schön wär‘s!)
Ich lade Sie alle herzlich ein, unseren Antrag zu unterstützen und damit die Bildungspolitik in Deutschland zukunftssicher zu gestalten.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)
Vielen Dank. – Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der Kollege Willi Brase, SPD-Fraktion.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/3991901 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 60 |
Tagesordnungspunkt | Berufliche Bildung zukunftssicher gestalten |