Ulli NissenSPD - Wohnungsnot in Hochschulstädten
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir diskutieren heute über den Antrag der Linken „Wohnungsnot, Mietsteigerungen und Mietwucher in Hochschulstädten bekämpfen“. Es ist wie so oft bei Ihren Anträgen, liebe Kolleginnen und Kollegen: Der Titel klingt klasse – so wie „Reichtum für alle“. Aber es gibt ja nicht nur den Titel, sondern auch den Text.
Ihr Antrag ist ein einziger Wunschzettel – wir haben bald Weihnachten –, egal wie es in unserem politischen System geregelt ist. Sie wissen doch: Seit der Föderalismusreform 2006 ist die soziale Wohnraumförderung – dazu gehört das studentische Wohnen – Ländersache. Deshalb ist es gut, dass die Länder 518 Millionen Euro jährlich als Kompensationszahlung erhalten, um Wohnraum zu fördern.
Ich komme aus der Banken- und Hochschulstadt Frankfurt und weiß, wie schwer es in Ballungsräumen ist, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Für Studierende ist es dort besonders schwierig: Die Mieten sind hoch, und Studierende haben in der Regel wenig Geld. Ein WG-Zimmer in Frankfurt kostet durchschnittlich 418 Euro. Nur München ist mit 521 Euro teurer. Zu Semesterbeginn zeigt sich dieses Problem immer wieder deutlich.
In Frankfurt gibt es derzeit 65 000 Studierende. Das sind fast 10 Prozent der Bevölkerung. Bei uns suchen viele Studenten einen Wohnheimplatz. Rund 2 000 Studentinnen und Studenten stehen auf der Warteliste für einen Wohnheimplatz. So ist es nicht nur in Frankfurt, sondern auch in Hessen und im gesamten Bundesgebiet. Die rot-schwarze Regierungskoalition kennt das Problem. Deshalb handeln wir auch. Wir kümmern uns aber um alle Mieterinnen und Mieter – um die Studierenden, aber auch um die Rentnerinnen und Rentner sowie um die Gering- und Normalverdiener. Alle sollen die Möglichkeit haben, bezahlbaren Wohnraum zu finden.
(Beifall bei der SPD)
Wir machen als Große Koalition unsere Hausaufgaben dort, wo wir können und wo wir es laut Grundgesetz auch dürfen. Wir haben eine Mietpreisbremse auf den Weg gebracht. Selbst Herr Luczak hat da zum Schluss mitgemacht. Sie schafft zwar keine neuen Wohnungen, trägt aber dazu bei, dass die Mieten nicht mehr so stark steigen.
Ich bin unserer Bundesministerin Barbara Hendricks dafür dankbar, dass sie auf Bundesebene ein Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen initiiert hat. Auch dort werden diese Probleme angegangen, damit Bund, Länder und Kommunen gemeinsam etwas Gutes erarbeiten können. Das geht, Herr Kühn, nicht von einem Tag auf den anderen. Wir wollen es nämlich gut machen.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Wir wollen nicht nur mehr, sondern mehr bezahlbaren Wohnraum. Was tun wir? Wir erhöhen das Wohngeld, und ich persönlich setze mich intensiv auch für die Wiedereinführung der Energiekostenkomponente ein. Außerdem haben wir die Mittel für die Städtebauförderung deutlich erhöht. Das bringt auch den Ländern und Kommunen Entlastung.
Natürlich lassen wir die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben nicht aus der Pflicht. Zum einen gibt es die Möglichkeit, Liegenschaften und Konversionsflächen zu verbilligten Konditionen an Kommunen abzugeben, wenn es der Wohnraumförderung dient. Das kann natürlich auch studentisches Wohnen bedeuten. Weiterhin prüfen wir natürlich auch, wie wir die Aufgaben der BImA mit unseren wohnungs- und sozialpolitischen Zielen in Einklang bringen können. Ich gehe davon aus, liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU/CSU, dass wir hier gemeinsam auf einen guten Weg kommen.
(Beifall bei der SPD)
All das wird in Gesamtheit dazu führen, dass sich die Wohnungsnot für alle entspannen wird. Die guten Nachrichten bezüglich des BAföG sind schon von Kollegen erwähnt worden. Ab nächstem Jahr – das ist wirklich wichtig – werden die Länder um 1,2 Milliarden Euro pro Jahr entlastet.
(Beifall bei der SPD)
Natürlich wäre es – das ist überhaupt kein Thema – toll, wenn die erhöhten BAföG-Sätze, die ab August 2016 kommen, eher eingeführt werden würden.
(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ziehen Sie doch vor!)
Die Erhöhung auf 250 Euro beim Wohnzuschlag ist aber auch ganz wichtig.
Sie von den Linken haben eine tolle Forderung. Sie fordern, dass in Hochschulstädten die Mehrkosten für Miete übernommen werden sollen. Super! Die Vermieter werden sich freuen und „Klasse!“ sagen. Sie werden das nutzen, um die Mieten zu erhöhen. Damit lösen Sie die Probleme nicht, sondern schaffen neue.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, es ist wenig hilfreich, in einem Antrag Dinge vom Bund zu fordern, die nicht in seiner Kompetenz liegen. Sie tun so, als täten die Länder, Städte und Hochschulen gar nichts.
(Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Das interessiert die überhaupt nicht! Es sitzen nur noch ein paar da!)
– Die Linken interessieren sich nicht dafür; aber ich fände es schön, wenn Sie zuhören würden!
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Oliver Grundmann [CDU/CSU]: Die wenigen, die da sind, hören nicht zu!)
Bei der Grundsteinlegung eines neuen Studentenwohnheimes merkte der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann richtigerweise an, dass Stadt, Land, Hochschulen und Studentenwerke zusammenarbeiten müssen.
(Manfred Grund [CDU/CSU]: Ganze sechs Linke haben es ausgehalten! Unglaublich!)
Auf dem Frankfurter Riedberg wird das Gebäude auf einem erbpachtfreien Grundstück mit zinsfreien Krediten der Stadt Frankfurt finanziert. Das ist vielleicht ein Vorbild für andere Städte. Das Motto des Frankfurter Oberbürgermeisters lautet immer „Bauen, bauen, bauen!“ – Da kann ich ihm nur voll zustimmen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, dank Ihres Antrages konnten wir einiges klarstellen. – Natürlich wollen auch wir Wohnungsnot, Mietsteigerungen und Mietwucher in Hochschulstädten bekämpfen; aber wir wollen das nicht nur in Hochschulstädten, sondern auch auf anderen angespannten Wohnungsmärkten. Wir wollen nicht nur etwas machen, sondern wir tun bereits eine Menge, um Wohnen bezahlbar zu machen; aber wir wissen auch, dass gemeinsame Anstrengungen aller nötig sind. Bund, Länder und Kommunen zusammen können es schaffen.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit. – Von dieser Stelle aus möchte ich einen kurzen Gruß an meinen Sohn Moritz schicken, der heute 27 wird.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Dem schließen wir uns alle an. – Als nächster Redner hat der Kollege Karsten Möring das Wort.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/3996817 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 61 |
Tagesordnungspunkt | Wohnungsnot in Hochschulstädten |