Lena StrothmannCDU/CSU - Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das deutsche Handwerk begrüßt die Verbesserungen zum Meister-BAföG sehr.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)
Ich will jetzt nicht alle Punkte noch einmal aufzählen; vieles ist schon gesagt. Aber mir als Handwerksmeisterin sind drei Punkte besonders wichtig.
Der erste Punkt ist die Verbesserung der Unterhaltsförderung inklusive der Förderelemente, damit auch Familienangehörige einbezogen werden können. Im Handwerk nehmen traditionell sehr viele an den Vollzeitlehrgängen teil. Die Absicherung des Familieneinkommens ist oft ausschlaggebend, damit junge Menschen überhaupt an einem Lehrgang teilnehmen.
Zweiter Punkt. Wichtig ist auch die Erhöhung des Zuschusses zu den Unterhaltskosten auf 50 Prozent wie bei den Studenten. Die Gleichwertigkeit der beruflichen und akademischen Bildung muss eben auch gelten, wenn es um die finanzielle Förderung geht.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)
Der dritte Punkt ist die Erhöhung des maximalen Förderbeitrages für das Meisterstück. Denn das Meisterstück ist oft nicht nur sehr teuer in seiner Anfertigung; es ist auch für jeden Meister von hohem ideellen Wert.
(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])
Bei so manchem Tischler steht heute noch sein Meisterstück im Wohnzimmer. Ich muss gestehen: Auch ich habe mein Meisterstück voller Stolz viele Jahre getragen.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Volker Kauder [CDU/CSU]: Was war es denn? – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Jetzt wird es aber spannend!)
– Das erzähle ich Ihnen später.
Meine Damen und Herren, heute ist ein guter Tag für das Handwerk. Denn wir verbessern heute nicht nur das Meister-BAföG; wir stärken auch die duale Ausbildung. Sie verbindet die Theorie mit der Praxis und erleichtert so den jungen Menschen den Einstieg in den Arbeitsmarkt. Die duale Ausbildung ist damit auch der Garant für unsere niedrige Jugendarbeitslosigkeit im europäischen Vergleich.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Ich kann deswegen das Vorgehen der EU-Kommission überhaupt nicht nachvollziehen. Auf der einen Seite bewertet sie das duale System als Best Practice und empfiehlt es den südeuropäischen Ländern zur Bekämpfung der hohen Jugendarbeitslosigkeit. Auf der anderen Seite stuft sie den Meisterbrief aber als Hemmnis für den Berufszugang und für den Binnenmarkt ein.
Meine Damen und Herren, zur dualen Ausbildung in Deutschland gehört der Meisterbrief.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)
Er ist und bleibt die Krönung der beruflichen Ausbildung. Das muss auch Brüssel begreifen. Im deutschen Handwerk werden 371 000 junge Menschen von Meistern ausgebildet. Deswegen müssen wir auch weiterhin für den Meisterbrief kämpfen. Ich bin froh, dass wir uns in diesem Hohen Haus einig sind. Ich erinnere an unseren gemeinsamen Antrag zum Meisterbrief, den Antrag zur Transparenzinitiative und den Antrag zur Binnenmarktstrategie.
Aber, meine Damen und Herren, wir müssen auch im eigenen Land noch ein bisschen mehr für die duale Ausbildung tun. Ich finde es fatal: In Europa wird unser System hoch gelobt. Aber im eigenen Land verliert es an gesellschaftlicher Akzeptanz, ganz nach dem Motto „Der Prophet gilt nichts im eigenen Land“. Denn für viele Schulabgänger und Eltern ist die duale Ausbildung leider nur noch zweite Wahl. Fast 60 Prozent der jungen Menschen eines Jahrgangs streben ein Hochschulstudium an, Tendenz steigend. Wir rechnen damit, dass es 2020 ungefähr 80 Prozent sind.
Darum fehlen uns im Handwerk geeignete Auszubildende, während die Unis unter dem großen Andrang stöhnen. Bachelor und Meister sind auf dem Papier gleichgestellt. Dafür haben wir hart gekämpft. Aber das muss noch in den Köpfen von Lehrern, Eltern und Schülern ankommen.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)
Der akademische Berufsweg ist eben nicht immer der Königsweg. Gerade in den technischen Studiengängen haben wir hohe Abbrecherquoten. Zur Wahrheit gehört auch – und das muss auch einmal gesagt werden –, dass ein Meister oder Facharbeiter oft mehr verdient als manch junger Akademiker. Was mich noch mehr erschüttert, ist, dass viele jungen Menschen in unserem Land die unterschiedlichen Berufsbilder und Karrieremöglichkeiten im Handwerk nicht kennen.
(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Ja, das stimmt!)
Das Handwerk bietet mehr als 130 Ausbildungsberufe. Das Handwerk ist innovativ. Das Handwerk ist kreativ, und das Handwerk ist vor allem Hightech. Da ist für jeden etwas dabei. Es gibt viele individuelle Karrieremöglichkeiten von der Ausbildung bis hin zum Studium oder zu der Chance, ein eigenes Unternehmen zu gründen, Stichwort: „Karriere mit Lehre“. Hier muss die Berufsorientierung unbedingt noch mehr leisten, vor allen Dingen an den Gymnasien.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)
Meine Damen und Herren, wir fördern mit den Verbesserungen beim Meister-BAföG auch den Weg in die Selbstständigkeit. Das ist für das Handwerk, aber auch für die gesamte deutsche Wirtschaft von großer Bedeutung. Denn leider ist die Neigung der jungen Menschen zur Selbstständigkeit in den letzten Jahren stark rückläufig.
Das Handwerk braucht nicht nur Auszubildende und Fachkräfte, sondern auch junge Unternehmer, die zum Beispiel einen Betrieb übernehmen. Denn sonst brechen uns mit jeder Betriebsaufgabe Arbeits- und Ausbildungsplätze weg. Das hat dramatische Folgen. Denn nach einer Umfrage des Zentralverbands des Deutschen Handwerks aus dem vergangenen Jahr stehen bis zum Jahr 2020 hochgerechnet 180 000 Unternehmen zur Übergabe an, weil die Unternehmer in den Ruhestand gehen. Deswegen ist es so wichtig, dass wir heute das Meister-BAföG verbessern. Wir brauchen mehr junge Menschen, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagen.
Mein Fazit: Wir können mit diesem Gesetz sehr zufrieden sein. Es ist ein großer Schritt in die richtige Richtung, ein deutlicher Beitrag zur Gleichstellung von beruflicher und akademischer Bildung. Unser nächstes gemeinsames Ziel sollte dann die vollständige finanzielle Gleichstellung sein. Darüber sollten wir in Zukunft reden.
Herzlichen Dank.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)
Ich erteile das Wort dem Kollegen Ernst Dieter Rossmann für die SPD-Fraktion.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/6598445 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 159 |
Tagesordnungspunkt | Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz |