Wolfgang StefingerCDU/CSU - Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Deutschland ist wirtschaftlich stark. Das liegt auch daran, dass wir ein starkes Berufsausbildungssystem haben. Unser betriebliches Ausbildungssystem ist jedem anderen überlegen. Nicht Länder mit hohen Akademikerquoten verfügen über eine hohe Wirtschaftskraft und eine geringe Jugendarbeitslosigkeit, sondern Länder mit einem betrieblichen Berufsausbildungssystem wie die Bundesrepublik Deutschland.
Deutschland hat die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit in Europa. Die Vorteile unseres Systems liegen auf der Hand; das ist schon gesagt worden. Die Ausbildungsinhalte richten sich nämlich nach dem betrieblichen Bedarf. Das heißt: Was gebraucht wird, wird auch vermittelt. Praxis und Theorie stehen gleichermaßen im Mittelpunkt der Ausbildung.
Unser Ziel ist es, junge Menschen für eine betriebliche Berufsausbildung zu begeistern. Wir wollen motivieren, unterstützen und vor allem aufzeigen, dass mit einer Berufsausbildung alle Wege offenstehen. Bei uns gibt es keinen Abschluss ohne Anschluss. Das ist die Realität in Deutschland.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Vor wenigen Wochen habe ich wieder als Gastdozent an der Hochschule München ein Seminar im Studiengang Unternehmensführung gehalten. Der Studiengang ist gemeinsam mit der Handwerkskammer für München und Oberbayern entwickelt worden. 25 hochmotivierte Handwerker aus allen Bereichen, Techniker und Fachwirte, bilden sich fort. Sie studieren ohne Abitur. Ich muss Ihnen sagen: Ich finde es großartig – von der Werkbank in den Hörsaal, in Deutschland alles möglich.
Wir sprechen von der Gleichwertigkeit der beruflichen und akademischen Bildung. Wir haben bereits eine BAföG-Reform für Schüler und Studenten beschlossen. Jetzt ist die berufliche Bildung an der Reihe. Die Aufstiegsfortbildungsförderung, kurz: das Meister-BAföG, wird verbessert, angehoben und entbürokratisiert. Wir halten damit Wort: Die berufliche Aus- und Weiterbildung ist uns genauso wichtig wie die Hochschulbildung.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Das unterstreicht nicht nur der heute vorliegende Gesetzentwurf, sondern auch der fast parallel zu dieser Debatte stattfindende Besuch der Bundeskanzlerin auf der Internationalen Handwerksmesse in meinem Münchener Wahlkreis, auf der sich über 1 000 Aussteller aus über 60 Gewerken präsentieren und die nicht nur über ihre teils innovativen Produkte, sondern auch über mögliche Berufe und Karrierewege informieren.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Das Meister-BAföG ist eine beeindruckende Erfolgsgeschichte. In den letzten 20 Jahren wurden 1,7 Millionen Menschen mit rund 7 Milliarden Euro gefördert. Ohne diese Förderung hätten wir heute zigtausend weniger Techniker und Meister in unserem Land und damit niemanden, der unsere kleinen und mittelständischen Betriebe führen könnte. Wir wollen diesen Erfolg fortsetzen. Deshalb ist die vorliegende Reform so wichtig.
Durch den Geburtenrückgang und die gestiegene Studienneigung kommt das Berufsausbildungssystem immer stärker unter Druck. Wir müssen deshalb weg von dem Bild, dass in erster Linie akademische Abschlüsse anzustreben sind. Es muss das Motto gelten: Lieber eine ordentliche Berufsausbildung als ein schlechtes Studium.
(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wollen aber nicht das Studium schlechtreden, oder?)
Wir erleben bereits heute, dass Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben. Unternehmen bekommen teilweise nicht eine einzige Bewerbung auf ausgeschriebene Lehrstellen. Gleichzeitig arbeitet jeder fünfte europäische Akademiker in einem Beruf, für den kein Studium notwendig wäre. Bis 2020 fehlen bis zu 1,4 Millionen Fachkräfte im technischen Bereich. Deswegen stärken wir mit dieser Reform das Berufsausbildungssystem. Wir motivieren, wir setzen Anreize, wir schaffen Erleichterungen durch Flexibilisierung, wir geben mehr Unterstützung, wir erhöhen die Förderung für das Meisterstück, und wir setzen Anreize durch einen Erfolgsbonus bei Bestehen der Prüfung.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Wir erhöhen auch den Unterhaltsbetrag und den Zuschuss für die Kinderbetreuung und berücksichtigen die Pflege von Angehörigen.
Die beruflichen Aussichten für Lehrberufe sind gut, sie sind sogar sehr gut. Tausende Betriebe suchen in den nächsten Jahren einen Nachfolger. Wenn wir die Einkommensentwicklung bei Handwerksmeistern anschauen, dann stellen wir fest, dass der alte Satz stimmt: Das Handwerk hat goldenen Boden.
Heute ist ein guter Tag für unser Land, ein guter Tag für die berufliche Ausbildung in Deutschland. Wir stärken die berufliche Bildung und sorgen dafür, dass Deutschland stark bleibt.
Vielen Dank.
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/6598455 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 159 |
Tagesordnungspunkt | Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz |