24.10.2019 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 121 / Tagesordnungspunkt 17

Heiko HeßenkemperAfD - Wohnraum für Studierende

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Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Die hier vorliegenden Anträge der Fraktion Die Linke und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Zusammenhang mit den Wohnheimplätzen für Studenten lassen immer wieder dieselbe Struktur erkennen: Die Auswirkungen einer ideologiegetriebenen Politik sollen mit erheblichen Steuermitteln repariert werden. – Ich empfehle beiden Fraktionen, sich vielleicht auch einmal mit markwirtschaftlichen Aspekten von Angebot und Nachfrage auseinanderzusetzen. Vielleicht sollte man sich vom Kenntnisstand Lenins mit seinem Zitat: „Die Lehre von Marx ist allmächtig, weil sie wahr ist“, einfach einmal lösen.

(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Mann, ist das billig!)

Geschichte entwickelt sich nämlich weiter.

Und nun im Detail. Wir haben eine katastrophale, völlig verfehlte Bildungspolitik vorliegen, die bisher immer das Ziel verfolgt hat, möglichst viele Schüler zum Abitur und damit auch zum Studium zu bringen. So hat sich die Studienanfängerquote von 35,6 Prozent im Jahr 2006 auf 60 Prozent im Jahr 2014 erhöht. Man entzieht dem erfolgreichen dualen Bildungssystem auch die Substanz, wenn man der Ideologie „Alle sind gleich“ folgt, statt dem berechtigten Ansatz „Alle sollten ähnliche oder gleiche Chancen haben“ zu folgen.

(Beifall bei der AfD)

Das Ziel, möglichst viele zum Abitur zu bringen, erreicht man durch ein Absenken des Bildungsniveaus, womit die rot-grüne Ideologie Erfahrung hat,

(Marianne Schieder [SPD]: Oje, oje!)

wie Sie einer Veröffentlichung aus dem Jahr 2016 über den Bildungsstand in den verschiedenen Bundesländern entnehmen können. Da schlagen sich die rot-grün regierten Länder immer um die Spitzenabstiegsplätze, also Bremen, Berlin, Nordrhein-Westfalen usw.

(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Nordrhein-Westfalen ist von CDU und FDP regiert, leider!)

Und da, wo Sie kurzfristig an die Macht gekommen sind, in Baden-Württemberg, wird ein Artikel überschrieben mit: Baden-Württemberg schmiert ab.

Aber nun sind all diese Studierwilligen, aber nicht unbedingt Studierfähigen nun einmal da und erzeugen diesen Nachfrageüberhang. Hier sollen wieder Milliarden ausgegeben werden, wobei das Instrument völlig untauglich ist.

(Ulli Nissen [SPD]: Auch Auszubildende brauchen Wohnungen!)

Eigentlich sollte den beteiligten Fraktionen in den Ausschusssitzungen, zum Beispiel zum Strukturstärkungsgesetz, klar geworden sein, dass wir das Bürokratiemonster nicht unter Kontrolle haben. Und selbst wenn im Bundestag die Gelder freigegeben würden, sind die entsprechenden Institutionen und Kommunen verwaltungstechnisch gar nicht in der Lage, diese Gelder in Wohnraum umzusetzen. Darüber hinaus wird die Produktionskapazität gar nicht ausreichend sein, da ja der Innenminister noch nicht einmal in der Lage ist, schon für die Normalbevölkerung eine verabredete Anzahl an Neubauwohnungen zur Verfügung zu stellen. Daraufhin jetzt noch 50 000 neue Wohnheimplätze zu fordern, ist tatsächlich sehr realitätsfern und muss einfach als linkspopulistische Klientelpolitik klassifiziert werden.

(Beifall bei der AfD – Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Marianne Schieder [SPD]: Ogottogott!)

Es ist sicherlich unzweifelhaft, dass in manchen Regionen Problemsituationen existieren. Es sollten innovative Lösungsmöglichkeiten angedacht werden:

(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Der Rede der Kollegin Gohlke haben Sie nicht zugehört! Nicht eine Sekunde!)

In der Ihnen ideologisch sehr nahestehenden DDR hatte man Wohnheimplätze, wo sich mehrere Studenten eine Wohnung geteilt haben, was übrigens auch in Moskau bei Wohnheimplätzen der Fall ist. Diese Wohnheimplätze wurden dann durch Luxussanierung in Einzelzimmerwohnungen vernichtet. Mit relativ einfachen Mitteln könnte man dies wieder aufbauen.

Darüber hinaus wäre eine Erhöhung der Wohnkostenpauschale beim BAföG vielleicht ein probates Mittel, weil man damit auch auf die Eigeninitiative und Kreativität der jungen Leute setzen könnte. Das war häufig notwendig, um staatliches Versagen zu korrigieren, zum Beispiel in Westberlin in den 1980er-Jahren mit den Kinderläden. Mit einer Erhöhung der Wohnkostenpauschale könnten sich die Studenten Alternativmöglichkeiten erschließen.

(Marianne Schieder [SPD]: Oje, oje!)

Es bleibt auch unerfindlich, warum der Steuerzahler, der all dies bezahlen soll, während seiner Arbeit auf Großbauplätzen zum Beispiel monatelang in einer Containerwohnung leben muss, was aber für Studenten nicht akzeptierbar erscheint, um zumindest die schlimmste Not zu lindern und Zeit zu gewinnen.

Auch die Bildung von Wohngemeinschaften könnte eine sehr spannende soziale Erfahrung sein,

(Ulli Nissen [SPD]: Was meinen Sie, wie viele das machen?)

insbesondere für ausländische Studenten, weil das die Integration und das Einleben erleichtern würde.

Zusammengefasst: Das sind offensichtlich klientelgesteuerte, populistische Anträge

(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Das wird durch Wiederholung nicht besser, Herr Kollege!)

– ja, merken Sie sich das für die Zukunft –,

(Zuruf von der LINKEN: Das ist nun mal so, auch im Kapitalismus!)

die wieder auf Kosten des Steuerzahlers, des normalen Arbeitnehmers gehen sollen, die daher abzulehnen sind, erstens, weil damit die Ursache, nämlich eine verfehlte Bildungspolitik, nicht beseitigt wird, und zweitens, weil es realistischere, effizientere und kostengünstigere Möglichkeiten gibt, mit dem Wohnraumproblem umzugehen.

Auch das Ausweichen in die umgebende ländliche Region ist eine Option. Schließlich muss der normale Arbeitnehmer das tägliche Pendeln auch auf sich nehmen. Auch das ist, glaube ich, den Studenten zumutbar. Sie haben sicherlich keinen Anspruch darauf, in ihren hippen Großstädten noch öffentlich finanzierten Wohnraum zu bekommen.

(Beifall bei der AfD)

Aus diesem Grund lehnen wir diese Anträge ab.

Vielen Dank.

(Beifall bei der AfD – René Röspel [SPD]: Wie feiern die eigentlich Weihnachten? – Gegenruf der Abg. Ulli Nissen [SPD]: Die Frage war gut!)

Danke schön, Herr Heßenkemper. – Nächste Rednerin: für die SPD-Fraktion Ulli Nissen.

(Beifall bei der SPD – Zuruf von der AfD: Oh, jetzt wird es rot!)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7397389
Wahlperiode 19
Sitzung 121
Tagesordnungspunkt Wohnraum für Studierende
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