Michael EspendillerAfD - Digitalpakt Schule
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Zuschauer im Saal und bei YouTube! Die Magentasozialisten von der FDP haben wieder einen Antrag zum hippen Thema „Digitalisierung in der Bildung“ rausgehauen. Ich muss leider sagen, liebe Kollegen von der FDP: Ihr habt den Schuss echt noch nicht gehört! Dieser Antrag geht nämlich völlig an der Realität unserer Schulen vorbei. Der Antrag geht sogar voll am Thema Digitalisierung vorbei; denn das Hauptproblem bei Corona waren ja nicht fehlende Endgeräte oder Ideen für Konzepte, sondern fehlendes WLAN, überlastete Netze und fehlendes Krisenmanagement.
(Beifall bei der AfD)
Aber ginge es nach euch, liebe Magentas, würden wir in unseren Schulen nur noch Vollidioten heranziehen, die ein paar Online-Erklärvideos auf den Tablets schauen und das dann lernen nennen.
(Michael Theurer [FDP]: Die wählen dann alle AfD, Herr Kollege!)
Wir sind gerade dabei, eine Kultur des mimimi zu etablieren, anstatt Leistung zu fordern.
Zu Ihrem Antrag: Sie stellen die steile These auf, dass die Mittel aus dem DigitalPakt Schule nur deshalb nicht abgerufen werden, weil die Vorschriften zu kompliziert sind. Deswegen beantragen Sie, dass die entsprechenden Vorschriften bis Ende 2021 nicht angewendet werden sollen. Ich habe mir das einmal angesehen, und ich muss sagen: Wenn die Schulen es tatsächlich nicht schaffen würden, online zu gehen, sich ein paar Seiten durchzulesen, die Anforderungen zu erfüllen, dann sollte man sie auch nicht auf unsere Kinder loslassen.
(Beifall bei der AfD – Dr. Jens Brandenburg [Rhein-Neckar] [FDP]: Sie haben offensichtlich keine Ahnung, wie das läuft!)
Ich kenne unsere Schulleiter, und ich kenne unsere Schulen, und ich weiß ganz genau, dass das hier nicht das Problem ist. Da sind Sie nämlich voll auf dem Holzweg, liebe FDP, und das auch schon seit Beginn dieser Legislaturperiode. Seit zwei Jahren erzähle ich Ihnen zu diesem Thema, dass wir unsere Schulen und Lehrer mit einem Berg an Aufgaben und Arbeit alleine lassen. Einige Beispiele: Statt Förderschulen zu stärken, sollen unsere Lehrer eine falsche Vorstellung von Inklusion vorantreiben. Sie sollen nebenbei die Hauptlast der Integration schultern. Die Lehrer sollen demnächst auch Ökopropaganda betreiben; das nennen sie dann schön „Bildung für nachhaltige Entwicklung“, und das soll in jedem Fach eingebaut werden.
(Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Und dann soll natürlich die Digitalisierung dazukommen.
Meine werten Kollegen Politiker, Sie müssen vollkommen verrückt sein.
(Beifall bei der AfD)
Wir haben in allen Schulformen Lehrermangel, zu große Klassen und einen mangelhaften Betreuungsschlüssel. Das sind die Probleme, an die wir ranmüssen. Jetzt rede ich seit mittlerweile zwei Jahren hier zu diesem Thema, und es passiert nichts.
(Beifall bei der AfD)
Wir bekommen nicht mehr Lehrer. Unsere Lehrer bekommen nicht mehr Zeit für die Unterrichtsvorbereitung oder für die Weiterbildung. Wir brauchen mehr Personal! Wann geht das endlich in Ihre Köpfe rein? Sie können nicht immer mehr Aufgaben übertragen und gleichzeitig das Personal nicht aufstocken.
Gerade in der Coronakrise haben wir Schulen und Lehrer erlebt, die sich von jetzt auf gleich auf die Socken gemacht haben, um ihren Unterricht bestmöglich auf die Bedingungen einzustellen, und das digital. Und auch hier wurden sie wieder mal alleine gelassen, weil es weder in den Ministerien in den Ländern noch im Bund Notfallpläne gab, wie man mit so einer Situation umzugehen hat.
(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sind Sie jetzt für oder gegen Digitalisierung? Gibt es Corona, oder gibt es Corona nicht? Wie ist denn jetzt Ihre Haltung?)
Trotzdem haben die Lehrer das Beste daraus gemacht. Ja, es gab auch ein paar schwarze Schafe, und es lief auch bei Weitem nicht perfekt; aber den Digitalisierungssprung in der Bildung, den wir dadurch gemacht haben, können wir aktuell alle sehen. Und dafür braucht auch niemand die liebe FDP.
(Beifall bei der AfD)
Vielleicht haben Sie deshalb in Ihrem Antrag auch nicht ein einziges Wort des Dankes für unsere Lehrer übrig, die in der Coronakrise vor Ort massive Arbeit geleistet haben, oder für die Lehrer, die die Doppelbelastung des Homeoffice und Homeschooling gleichzeitig geschultert haben.
Grundsätzlich – das will ich noch anfügen – können wir uns gerne über digitale Lernkonzepte unterhalten. Aber wir von der AfD wollen, dass unsere Schüler zuerst in den traditionellen Kulturtechniken des Lesens, Schreibens und Rechnens sattelfest sind.
(Matthias Seestern-Pauly [FDP]: Das eine schließt das andere nicht aus!)
Gleichberechtigt daneben soll dann Informatik gerne als vierte Kulturtechnik antreten. Dafür brauchen wir aber mehr denn je eine starke Präsenzkultur an den Schulen und genügend motivierte Lehrer. Den Antrag der FDP lehnen wir deswegen ab.
Danke.
(Beifall bei der AfD – Matthias Seestern-Pauly [FDP]: Wieder eine Offenbarung!)
Vielen Dank. – Nächste Rednerin ist für die Fraktion der SPD die Kollegin Marja-Liisa Völlers.
(Beifall bei der SPD)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7455562 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 170 |
Tagesordnungspunkt | Digitalpakt Schule |