09.10.2020 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 184 / Tagesordnungspunkt 28

René RöspelSPD - Förderung der MINT-Bildung

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Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich glaube, im grundlegenden Ziel sind wir uns heute alle einig. Wir wollen die MINT-Berufe und -Ausbildungen noch stärker fördern, als das in den letzten Jahren getan wurde. Das ist auch gut so. Ich will aber ausdrücklich sagen: Das darf auch nicht zulasten von politischer Bildung oder sozial- oder geisteswissenschaftlicher gehen, weil die genauso bedeutend sind für unser Land.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Wir haben in den letzten Jahren wahrgenommen, dass die FDP sich redlich bemüht, den Eindruck einer innovativen Partei zu erwecken. Wenn man die Anträge liest, sieht man auch, dass eine ganze Menge toller Begriffe eingeflossen sind: Maker Spaces, Lernlabore, Virtual Reality, CRISPR/Cas in die Schulen bringen, Holografieräume.

(Jan Korte [DIE LINKE]: Das ist echt knallermäßig!)

Allerdings reicht nicht aus, all dies zu nennen, sondern man muss sich auch wirklich anschauen, was schon in den letzten Jahren passiert ist und wie sinnvoll das tatsächlich ist.

(Jan Korte [DIE LINKE]: Genau! Wie wahr!)

Wer – wie wahrscheinlich viele Kolleginnen und Kollegen – einmal den nanoTruck oder das Science Mobil im Wahlkreis hatte, hat gentechnische Experimente mit Schülern machen können. Ich will einmal ausdrücklich in Frage stellen, ob die teure CRISPR/Cas-Technologie für Schüler oder Kinder, wie Sie schreiben, wirklich einen didaktischen Wert hat, sie vom Konsumenten dieser Technologie dadurch zu Gestaltenden werden, dass sie ein paar Pipetten benutzen und Lösungen ansetzen, und sich dadurch ein Wandel ergibt. Von daher, glaube ich, ist das eine eher aufgesetzte Forderung,

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

und man muss sich genau anschauen, ob man denn das Ziel erreicht, das man damit verfolgt.

(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])

Als ich die vielen interessanten Forderungen las, habe ich irgendwann gedacht: An wen sind diese Anträge eigentlich adressiert? Das ist doch eigentlich Länder- und Kommunalaufgabe. Und was hat der Bund damit zu tun? Dann kam mir das Bild vor Augen, dass vor etwa eineinhalb Jahrzehnten die FDP bei den Diskussionen in der Föderalismuskommission der Hoheitswahrer des Bildungsföderalismus war. Da wurde ausdrücklich immer – jedenfalls für den Bildungsbereich – postuliert: Der Bund muss sich raushalten aus Bildung. Es darf auch kein Geld fließen. Die Länder sind zuständig, und das bleibt so. – Vielleicht hat es ja da schon einmal einen Erkenntnisgewinn gegeben. Das fände ich sinnvoll. Wir als SPD jedenfalls finden ausdrücklich, dass der Bund da, wo er Hilfe leisten kann und muss, Hilfe leisten sollte.

(Beifall bei der SPD)

Den Eltern ist es ziemlich egal, wer dafür verantwortlich ist, dass ihre Schule schlecht aussieht.

(Zurufe von der FDP)

Wir als SPD sind übrigens seit 1998 als verlässlicher Partner an der Seite der Eltern, Schulen und Kommunen: angefangen mit dem Ausbau der Ganztagsgrundschulen

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

bis hin zu dem, was die Ministerin und viele Kolleginnen und Kollegen zum DigitalPakt Schule und zur MINT-Bildung ausgeführt haben.

Nun ist die FDP immer dabei, nachvollziehbar auch Prüfkriterien für Handeln anzulegen: Key Performance Indicators, KPI – nicht Kommunistische Partei Italiens, aber so kann ich mir das merken.

(Jan Korte [DIE LINKE]: Die war nicht schlecht!)

Deswegen muss sich die FDP auch einmal einer solchen Prüfung unterziehen. Da liegt es nahe, dorthin zu schauen, wo sie in der Realität wirklich Verantwortung trägt. Nun bin ich Nordrhein-Westfale und kann das auch aus der Praxis relativ gut beurteilen, weil in den letzten 15 Schuljahren meiner Kinder 8 davon unter schwarz-gelber Regierungsführung gelaufen sind. Und ich will ausdrücklich gerade zu den letzten Jahren sagen – von Unterrichtsausfall will ich gar nicht reden –: Wenn es nicht rot-grüne Vorgängerprojekte gegeben hätte wie Talentscouting und anderes,

(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)

wäre als Bilanz wirklich wenig zu sehen.

Herr Sattelberger hat im Ausschuss richtigerweise gesagt: Die Mittel für die Endgeräte müssten nach anderen Zahlen als nach Bevölkerungsanteilen verteilt werden, nämlich nach Bedürftigkeit. Es war die FDP-Ministerin Gebauer aus Nordrhein-Westfalen, die das abgelehnt hat. Also müssten Sie unter diesem Gesichtspunkt einmal richtig handeln.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Jetzt kommt der zweite Prüfaspekt: Ihre Liste liest sich ganz interessant, aber sie liest sich ziemlich teuer für Länder und Kommunen. Dann ist die Frage: Wie wird das eigentlich finanziert? Erst gestern stellte die FDP ihre Forderung, Unternehmensteuern müssen sinken, die 10 Prozent der Reichsten dürfen keinen Soli zahlen. Das kostet locker 10 Milliarden Euro, 4 Milliarden Euro für die Länder, 1,5 Milliarden Euro für die Kommunen, die weniger Geld für solche Maßnahmen, die sie eigentlich durchführen müssten, zur Verfügung hätten.

(Zurufe von der FDP)

Deswegen sind Ihre Anträge nicht innovativ, sondern im ganzen Handeln scheinheilig.

Wir als SPD und als Koalition stehen weiterhin an der Seite der Kommunen und der Schülerinnen und Schüler.

Vielen Dank.

(Zuruf von der FDP: Aber nicht mehr lange!)

– Abwarten!

(Beifall bei der SPD)

Vielen Dank. – Letzte Rednerin in der Debatte ist für die Fraktion der CDU/CSU die Kollegin Katrin Staffler.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7476325
Wahlperiode 19
Sitzung 184
Tagesordnungspunkt Förderung der MINT-Bildung
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