Elisabeth MotschmannCDU/CSU - Geschlechtergerechtigkeit in Kultur und Medien
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auch im Kultur- und Medienbereich, der sich so gerne fortschrittlich gibt, uns gerne kritisiert, haben Frauen schlechtere Chancen als Männer. Das gilt für Honorare und Gehälter, für Auftritts- und Ausstellungsmöglichkeiten, für die Vergabe von Preisen und Stipendien oder für die Besetzung von Führungspositionen in Kultureinrichtungen. Qualifizierte Frauen gibt es im Kunst- und Kulturbereich genug – man blicke nur auf die Kunsthochschulen und Universitäten.
Kommen wir zum Medienbereich. Auch hier fehlt es nicht an kompetenten Frauen; nur: Sie sind oft nicht sichtbar. Sowohl in der Besetzung der Führungsämter als auch in den Positionen vor der Kamera fehlen sie. Frauen sind schlichtweg unterrepräsentiert.
(Zuruf von der AfD: Maischberger!)
Daran würde sich übrigens auch nichts ändern, wenn ARD und ZDF fusionierten, wie es sich eine Gruppe meiner Partei wünscht. Aber darüber unterhalten wir uns dann zu einem anderen Zeitpunkt.
(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Genau, so machen wir das!)
Noch immer sehen wir überwiegend männliche Gäste und Experten in den Nachrichtensendungen und Talkshows. Sie erklären uns die Welt. Bestes Beispiel: unser Kollege Karl Lauterbach. Rund 50 Auftritte wurden inzwischen in Sachen Corona gezählt: bei Maischberger, „Markus Lanz“ – gestern Abend zuletzt –, „Anne Will“, oder „Hart aber fair“.
(Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Abends bei Lauterbach!)
Ein fleißiger Kollege und Abgeordneter, ohne Frage. Aber es gibt doch inzwischen genügend weibliche Expertinnen und erst recht weibliche Mediziner – übrigens auch in diesem Parlament. Ich verstehe nicht, warum die nicht auch einmal eingeladen werden, sondern immer nur der Gleiche.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN)
Frauen moderieren – immerhin –, und die Zahl der Kommentatorinnen, zum Beispiel in den Tagesthemen, ist zuletzt gestiegen.
(Margit Stumpp [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist mit Philipp Amthor?)
Aber kann es wirklich sein, dass nur jeder dritte Hauptakteur im Bereich der Nachrichten weiblich ist? Das zumindest zeigt eine Studie der Uni Rostock. Die Ergebnisse dieser Studie zur Geschlechtergerechtigkeit in den Medien sind schon schockierend. Seit 20 Jahren hat sich leider nur sehr wenig verändert.
Schauen wir auf einen anderen Bereich: die Spielfilme. Kommen Frauen vor, sind sie meist vor allem hübsch und jung. Frauen sind gerne gesehen, sofern es um Liebe, Beziehung und Partnerschaft geht. Und: Sie sind nicht älter als 30 Jahre. Der Graben zwischen Männern und Frauen bricht ab 35 Jahren auf,
(Zuruf von der AfD: Unfug!)
je älter, desto weniger Frauen auf dem Bildschirm. Ab 50 Jahren sind dann nur noch ein Viertel der Protagonistinnen weiblich.
(Lachen bei der AfD)
Zahlen lügen nicht. Was müssen wir also tun? Wir müssen speziell an die Programme des öffentlich-rechtlichen Rundfunks besonders strenge Maßstäbe anlegen.
Zweitens. Um mehr Frauen auf die Podien und als Sachverständige vor die Kamera zu bringen, brauchen wir eine Expertinnendatenbank, und zwar nicht nur für das Fernsehen, sondern für alle kulturellen Sparten.
Drittens. Jurys und Aufsichtsgremien des Rundfunks sind ausgewogen zu besetzen.
Viertens. Zur fairen Bezahlung von Künstlerinnen werden Honorarempfehlungen in den Förderrichtlinien angelegt.
Natürlich sind Frauen nicht in allen Kultursparten benachteiligt, auch das gehört zur Wahrheit. Die Buch- und Verlagsbranche zum Beispiel ist deutlich weiblicher als andere; eine Ausnahme, die die Regel bestätigt. Denn an anderer Stelle muss man beispielsweise Dirigentinnen und Intendantinnen mit der Lupe suchen. Das kann doch wohl nicht wahr sein!
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der LINKEN)
Wir alle müssen an einem Bewusstseinswandel arbeiten. An Anstößen hat es in den letzten Jahren wahrlich nicht gefehlt, sei es von den ProQuote-Verbänden, der MaLisa Stiftung, dem Deutschen Kulturrat oder auch der Wissenschaft. Staatsministerin Monika Grütters ist tatkräftig vorangegangen. Die BKM hat die Geschlechtergerechtigkeit in der Kultur zu einem Schwerpunktthema der EU-Ratspräsidentschaft gemacht. Jurys und Gremien, auf die sie Einfluss hat, sind bereits weitgehend paritätisch besetzt. Und sie hat wissenschaftliche Studien finanziert.
Ich fasse zusammen: Kunst, Kultur und Medien müssen zeigen, dass sie mit Blick auf das Thema Geschlechtergerechtigkeit endlich besser werden. Männliche Netzwerke und Machtsicherungssysteme müssen der Vergangenheit angehören, auch in Kunst, Kultur und Medien. Unser Antrag zeigt, wie es gehen kann.
Vielen Dank.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Das Wort geht an Dr. Marc Jongen von der AfD-Fraktion.
(Beifall bei der AfD)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7504435 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 212 |
Tagesordnungspunkt | Geschlechtergerechtigkeit in Kultur und Medien |