17.02.2022 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 17 / Tagesordnungspunkt 11

Peter HeidtFDP - Ausbildungsoffensive in der Lehrkräftebildung

Lade Interface ...
Anmelden oder Account anlegen






Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das deutsche Bildungssystem ist nicht erst seit der Coronapandemie aus der Zeit gefallen. Ohne einen modernen Bildungsföderalismus und ein Kooperationsgebot – und das fordern wir Freie Demokraten in der Tat schon lange – können wir unseren Kindern kein adäquates Bildungsangebot mehr machen.

Insofern geht Ihr Antrag durchaus in die richtige Richtung; aber er reicht eben nicht. Mit Blick auf das Kooperationsgebot und das derzeit noch bestehende Kooperationsverbot hat unsere Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger gestern im Ausschuss für Bildung und Forschung Stellung genommen und gesagt, dass jetzt ein Gesprächsangebot an die Länder geht. Das deutsche Schulsystem wird so, wie es ist, den neuen Lebensverhältnissen nämlich nicht mehr gerecht. Das müssen und das werden wir ändern. Liebe Frau Gohlke, wir sind nun wirklich erst ein paar Tage in Amt und Würden. Deshalb: Die Zeit dürfen Sie uns schon zubilligen.

Bund und Länder müssen sich vernetzen, um zumindest in Teilgebieten wirklich zusammenzuarbeiten. Wir Freie Demokraten wollen insgesamt eine Stärkung des Lehrerberufs. Für erfolgreiches Lernen sind der Lehrer und sein Umfeld entscheidend. Hochqualifizierte und engagierte Lehrerinnen und Lehrer sind damit einer der wichtigsten Chancenmotoren für die Zukunft unserer Kinder.

Es mangelt aber in Deutschland schon an der Basis, in Kindergärten und Grundschulen. Corona hat die Situation nur noch verschärft. Deutschland fehlen nun in der Tat Zehntausende von Lehrern; wir haben da viel nachzuholen. Noch aus der Opposition heraus haben wir Freie Demokraten viele Anträge, viele Vorschläge unterbreitet; diese gilt es nun schnellstmöglich umzusetzen.

An den Schulen gibt es eine enorme Vielfalt von Bedürfnissen, Talenten, Interessen, von Begabungen, aber auch sozialen Problemen. Nur durch einen konstruktiven Umgang mit all diesen Diversitäten und die individuelle Förderung aller Kinder kann eine Bildungsgerechtigkeit erreicht werden. Lehrkräfte benötigen hierfür die Unterstützung durch professionelle Fachkräfte. Die Schule der Zukunft muss ein Ort der multiprofessionellen Teams werden. Durch den dauerhaften Einsatz der Teams können die Kinder bestmöglich gefördert werden, eventuelle Problemlagen gemildert bzw. vermieden werden. Die Zusammenarbeit dieser multiprofessionellen Teams erfordert immer ein gemeinsames Arbeiten. Essenziell ist zudem die Unterstützung der Schulleitung durch die Bereitstellung dieser Ressourcen und Strukturen.

Unsere Lösung ist ein Vierstufenmodell für die beste Lehrerqualität, um Lehrkräfte dabei zu unterstützen, noch besser zu unterrichten, und die besten Absolventen für den anspruchsvollen Lehrerberuf zu gewinnen. Wir brauchen attraktive Arbeitsbedingungen, eine spitzenmäßige Aus- und Fortbildung, transparente Aufstiegsmöglichkeiten sowie eine Bezahlung, die eben Engagement belohnt. Mit unserem Vierstufenmodell für beste Lehrerqualität wollen wir den wichtigsten Job für Bildung auch zum begehrtesten Job der Republik machen.

(Beifall bei der FDP)

Eine Dauerbaustelle der Schulpolitik bleibt die praxisferne Lehrerausbildung. 60 Prozent der angehenden Lehrer fühlen sich nicht auf die digitalen Anforderungen von Schule vorbereitet. Über 30 Prozent wollen nach ihrem Studium nicht in einer Schule arbeiten. Das heißt, wir müssen die Attraktivität des Lehrerberufs deutlich und dauerhaft verbessern.

Angehende Lehrerinnen und Lehrer haben das Recht, besser auf ihren Beruf vorbereitet zu werden. Digitalkompetenzen, die Chancen der künstlichen Intelligenz für Lernprozesse und digitale Lern- und Lehrmethoden müssen fester Bestandteil der Lehrerausbildung werden. Digitale Anwendungen können Routineaufgaben schnell und einfach erledigen. Der DigitalPakt ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber der Digitalpakt 2.0 muss jetzt folgen.

Nicht zuletzt wollen wir duale Professuren für das Lehramtsstudium einrichten. Durch ein duales Lehramtsstudium, in dem sich Theorie und Praxis abwechseln, könnte das Referendariat entfallen. Außerdem könnte ein berufsbegleitender Studiengang Quereinsteiger passgenau qualifizieren. Gerade Quereinsteiger können mit unverstelltem Blick innovative Impulse in das Schulsystem bringen.

Ihren Antrag lehnen wir ab; er ist zu kurz gedacht. Die Ampel ist heute schon viel weiter.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Thomas Jarzombek [CDU/CSU]: Der beliebteste Beruf? Ich wäre da vorsichtig! Die Kinder wollen alle Influencer werden und nicht Lehrer!)

Zu seiner ersten Rede im Deutschen Bundestag erteile ich das Wort Holger Mann, SPD-Fraktion.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7533753
Wahlperiode 20
Sitzung 17
Tagesordnungspunkt Ausbildungsoffensive in der Lehrkräftebildung
00:00
00:00
00:00
00:00
Keine
Automatisch erkannte Entitäten beta