Lukas KöhlerFDP - Aktuelle Stunde - Warnung der Wissenschaft vor gravierenden Folgen des Klimawandels
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der IPCC-Sonderbericht, der jetzt gerade herauskam, hat sehr viele spannende Arbeiten, die die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den letzten Jahren zusammengetragen haben, aufbereitet. Vieles von dem, was wir darin lesen können, haben die Debattenbeiträge, die wir bisher gehört haben – zumindest die allermeisten – schon sehr klug und ausdifferenziert dargestellt.
Der IPCC-Sonderbericht ist Grundlage für eine ganze Reihe von Berechnungen. Unter anderem gab es in „Nature“ gerade einen Artikel von Professor Meinshausen, in dem er durchgerechnet hat, ob wir mit dem aktuellen globalen Budget das, was wir uns eigentlich im Pariser Abkommen vorgenommen haben, nämlich erst mal das 2-Grad-Ziel zu erreichen, schaffen. Er sagt: Ja, mit dem, was wir aktuell an sogenannten Pledges haben, also mit dem, auf das die Staaten sich geeinigt haben, was sie bei den COPs vorbringen, werden wir die 2 Grad einhalten können. Das ist eigentlich schon mal gut. Aber er führt auch sehr genau aus, dass wir auch einhalten müssen, was wir zusagen, dass wir die Ziele, die wir uns geben, auch erreichen müssen. Dazu braucht es jede Menge Dinge, insbesondere – das ist ein sehr spannender Teil des IPCC-Berichts – braucht es dazu innovative, neue Technologien, mit denen wir Dinge umsetzen können und mit denen wir in Zukunft nicht nur CO2 in der Produktion reduzieren, sondern es auch einsparen.
(Beifall bei Abgeordneten der FDP)
Der IPCC-Bericht macht noch auf etwas anderes aufmerksam. Er spricht darüber: Wie ist es eigentlich um das globale Budget bestellt? Wie viel globales Budget haben wir noch zur Verfügung, um – und das ist ja unser Ziel – das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen? Es geht also nicht um 2 Grad, sondern – darauf hat sich diese Bundesregierung committet und das meiner Meinung nach auch völlig zu Recht – wir müssen möglichst das 1,5‑Grad-Ziel erreichen. Das Interessante an diesem IPCC-Bericht ist, dass er diese Methodik noch mal neu aufgreift und zu einem anderen Ergebnis als die vorhergehenden Berichte kommt. Er sagt nämlich, dass wir nicht – wie laut seinem Vorgängerbericht – 2068 weltweit treibhausgasneutral sein müssen; er schiebt das auf die Mitte der 2070er-Jahre.
In der letzten Zeit gab es ein paar Pressestimmen, in denen es hieß: Mensch, super! Dann haben wir quasi mehr Zeit und können mehr erreichen. – Ich halte das für einen ganz gewagten Trugschluss. Ich glaube, die Ukrainekrise zeigt die Notwendigkeit auf, jetzt schnell Maßnahmen zu beschließen, Maßnahmen auch in der Regierung schnell umzusetzen und Deutschland darauf vorzubereiten. Dieser Krieg sorgt aktuell dafür, dass wir alles überdenken müssen, was mit der Versorgung mit Gas, Öl und Kohle in den letzten Jahrzehnten zusammenhängt. Er zeigt, dass wir jetzt handeln müssen und dass wir jetzt vor allen Dingen schnell dafür sorgen müssen, dass Dinge einfach umgesetzt werden.
Wir stehen vor einer ganzen Reihe von Herausforderungen. Eine betrifft die erneuerbaren Energien. Es stellt sich die Frage: Wie schnell kommen wir da vorwärts? Wie schnell schaffen wir es, den Ausbau zu forcieren? Und ja, weltweit sind erneuerbare Energien – das zeigen zum Beispiel Berechnungen der IEA – beinahe – nicht nur beinahe, sondern in vielen Ländern sind sie es jetzt schon – konkurrenzfähig, sind sogar günstiger als fossile Energien. Das ist ein gutes Signal, ein gutes Zeichen.
In Deutschland sehen wir aber, dass große Probleme darin liegen, dass wir Bürokratie aufgebaut haben, dass wir dafür gesorgt haben, dass zu wenig Flächen zur Verfügung stehen, dass wir an den Stellen, an denen es nötig wäre, nicht schnell gut vorwärtskommen. Wir als Koalition und Bundesregierung haben uns auf den Weg gemacht, diese Hürden abzubauen. Ich glaube, dass das jetzt ganz zentral ist. Denn – meine Vorrednerin hat es so schön ausgedrückt – was wir jetzt tun müssen, ist, der Welt zu zeigen, dass alle Menschen davon profitieren: durch Wachstum, durch Vorankommen, dadurch, dass sie neue, billigere Energiequellen haben. Das tun wir nur durch innovative Leistung. Das tun wir nur dadurch, dass wir beweisen, dass wir Wirtschaftswachstum und CO2-Ausstoß voneinander entkoppeln und dass die Menschen in anderen Ländern Perspektiven haben. Ich glaube – deswegen bin ich für diesen Beitrag so dankbar –, wenn wir das beweisen können, ist viel geschafft.
Aber es gibt einen Teil – darüber müssen wir, glaube ich, noch mal sehr intensiv mit der Bevölkerung reden –, den dieser IPCC- wie kein anderer Bericht davor hervorhebt, und das ist die Rolle der Negativemissionen. Wir müssen CCS nutzen. Wir müssen dafür sorgen, dass Wälder weiter ausgebaut werden, dass nachhaltige Holznutzung passiert und dass Böden ertüchtigt werden, mehr CO2 zu binden. Wir müssen vor allen Dingen CO2 nicht nur reduzieren, sondern auch speichern, und das zeigt dieser Bericht.
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Dr. Andreas Lenz [CDU/CSU]: Bravo!)
Ich bin sehr froh, dass unsere Ministerin im BMBF, dass aber auch das Wirtschaftsministerium, dass die ganze Regierung sich auf diesen Weg macht. Ich freue mich darauf, das noch weiter auszugestalten. Das wird auf jeden Fall spannend. Ich glaube, wir sind auf einem sehr guten Weg, meine Damen und Herren.
Vielen Dank. Ich glaube, wir schaffen das zusammen.
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Der nächste Redner in der Debatte: Dr. Andreas Lenz, Fraktion CDU/CSU.
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7535507 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 30 |
Tagesordnungspunkt | Aktuelle Stunde - Warnung der Wissenschaft vor gravierenden Folgen des Klimawandels |