09.11.2022 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 65 / Tagesordnungspunkt 35

Hansjörg DurzCDU/CSU - Mittelstandspolitik

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Als ich die Überschrift dieses Antrags erstmals gelesen habe, habe ich mich zunächst auf die Debatte gefreut. Denn in der Tat: Unser Mittelstand ist systemrelevant, und das zeigt sich auch in der ganzen Breite dieses Hauses.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Und ja, diese Regierung müsste eigentlich deutlich mehr tun und vor allem schneller handeln, damit dieser Wohlstandsmotor in der derzeitigen Krise keinen Schaden nimmt. Der Mittelstand steht massiv unter Druck.

Ich hätte gerne den Großteil meiner Redezeit auf die Mittelstandspolitik des grünen Ministers verwendet: das Vergessen, das der Mittelstand bei den bisherigen Hilfspaketen erfahren musste – absolut unverständlich –,

(Beifall bei der CDU/CSU)

die Weigerung, in der Energiekrise alle verfügbaren Ressourcen ans Netz zu bringen, um den Angebotsschock zu bekämpfen – rein ideologisch –, die viele Zeit, die im Sommer für die Erarbeitung wirksamer Hilfsmaßnahmen bestand – völlig verbummelt –, das Versprechen zur Ausweitung des Energiekostendämpfungsprogramms auf den Mittelstand – längst gebrochen –, Maßnahmen zur Vermeidung der Winterlücke bei der Unterstützung kleiner und mittelständischer Unternehmen bei den Energiekosten, gerade im Januar und Februar – Fehlanzeige. Ihr Antrag jedoch ist ein populistischer Giftpfeil auf die demokratische Debattenkultur unseres Landes.

(Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe von der AfD: Was?)

Statt über die Politik dieser Regierung zu reden, zwingen Sie mich, die Widersprüche Ihres Antrags aufzudecken.

Sie verweisen in Ihrem Antrag auf die hohen Steuern für Unternehmen; darüber muss man reden. Als Beleg dafür verweisen Sie auf einen Zeitungsartikel aus dem „Münchner Merkur“. Doch beim nächsten Mal sollten Sie solche Artikel lieber mal durchlesen; denn in dem Zeitungsartikel wird die Steuerlast von Durchschnittsverdienern in Deutschland beschrieben und mit den Durchschnittsverdienern anderer Länder verglichen. Über Unternehmensteuern verliert der Artikel nicht ein einziges Wort; vom Mittelstand ist dort überhaupt nicht die Rede.

(Beatrix von Storch [AfD]: Eine Verschwörungstheorie!)

Dabei hätten wir gerade heute über Steuerpolitik bestens diskutieren können. Der Vorschlag des Sachverständigenrates zu Steuererhöhungen böte dazu allen Anlass, und noch mehr die Kritik daran vom deutschen Mittelstand. Denn gerade in Zeiten horrender Energiekosten braucht unser Mittelstand Investitions- und Innovationskraft, aber keine zusätzlichen Belastungen.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Nächster Punkt. Um herzuleiten, dass der Mittelstand besonders unter der Energieknappheit leidet, zitieren Sie den BDI. Doch wenn Sie schon den BDI als Kronzeugen für Ihre Positionen nutzen, dann schauen Sie doch mal, was der BDI zu Corona zu sagen hat. Er äußert deutlich, dass nicht nur die Energiekrise eine Gefahr für das produzierende Gewerbe ist, sondern auch die Personalausfälle durch Corona zum Problem werden. Im Gegensatz zu Ihrem rückwärtsgewandten Blick auf die Pandemie nimmt der Mittelstand Corona sehr ernst.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Hilfreich wäre drittens eine schlüssige Argumentationskette. Auf der einen Seite beschweren Sie sich in diesem Antrag darüber, dass die Bundesregierung den Mittelstand bei der Konstruktion der Hilfsprogramme nicht berücksichtigt; das habe ich auch schon erwähnt. Gleichzeitig schreiben Sie – Zitat –: „Er“ – der Mittelstand – „hat es nicht nötig, durch einen Wust von staatlichen Hilfs- und Förderprogrammen aufgepäppelt zu werden.“

(Enrico Komning [AfD]: Korrekt! Wenn vernünftige Politik gemacht würde, hätte er es nicht nötig!)

Heute aber haben Sie im Wirtschaftsausschuss dem ERP-Wirtschaftsplangesetz auch zugestimmt und damit einem Förderprogramm für den Mittelstand. Ja, was denn jetzt?

(Beifall bei der CDU/CSU)

Ein weiterer Widerspruch: Sie beklagen in Ihrem Antrag die Abhängigkeit von Gas aus Russland. Dabei wollten gerade Sie Gas aus Russland beschaffen. Am 19. November 2020 wurde im Bundestag ein Antrag der AfD debattiert; der Titel lautete „Energiesicherheit gewährleisten – Nord Stream 2 unterstützen“.

(Enrico Komning [AfD]: Das sind doch zwei verschiedene Paar Schuhe!)

Widerspruch über Widerspruch! Aber erkennen Sie vor allem endlich an, dass die Energiekrise allein ein Mann im Kreml zu verantworten hat!

(Beifall bei der CDU/CSU)

Die deutsche Geschichte lehrt uns, dass Appeasement-Politik nicht die richtige Antwort auf den ersten Angriffskrieg in Europa seit 1945 ist.

(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Da hat er recht!)

Das sieht übrigens auch der Mittelstand so. Das deutsche Handwerk unterstützt explizit die Verteidigung freiheitlicher Werte und auch die aktuelle Sanktionspolitik. Nehmen Sie sich daran ein Beispiel!

(Beifall bei der CDU/CSU)

Für Bündnis 90/Die Grünen hat das Wort die Kollegin Dr. Anne Monika Spallek.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7547784
Wahlperiode 20
Sitzung 65
Tagesordnungspunkt Mittelstandspolitik
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