31.03.2023 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 95 / Zusatzpunkt 5

Peter BeyerCDU/CSU - 75 Jahre European Recovery Plan (Marshall Plan)

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Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Repräsentanten des German Marshall Fund of the United States! Danke, Amerika! Danke für über 75 Jahre Leben in Freiheit, Sicherheit und Wohlstand! Danke auch für den damals schier unfassbaren Vertrauensvorschuss, den die Amerikaner in den ehemaligen Kriegsfeind Deutschland gesetzt haben, der nur wenige Jahre zuvor nicht nur Europa, sondern die Welt mit einem schwarzen Vorhang des Todes und der hässlichen Fratze der Entmenschlichung zugedeckt hatte.

Verehrte Kolleginnen und Kollegen, vor wenigen Jahren durfte ich einen Termin in Washington wahrnehmen, ein politisches Gespräch im Eisenhower Executive Office Building, direkt neben dem Weißen Haus. Ich kam in einen sehr ehrwürdigen, mit dunklem Holz ausgestatteten Saal. Ich bin heute noch dankbar, dass mir die Ehre zuteilwurde, diesen Saal kennenlernen zu dürfen, jenen Raum, in dem am 3. April 1948 der damalige US-Präsident Harry S. Truman das European Recovery Program – vulgo hinterher benannt als Marshallplan – unterzeichnet hatte. Meine amerikanischen Freunde hatten es extra dem deutschen Gast ermöglicht, diesen Raum kennenzulernen. Dafür bin ich sehr dankbar.

Sehr geehrte Damen und Herren, die Geburtsstunde des Marshallplans war aber nicht der 3. April 1948, sondern wir müssen noch fast ein Jahr zurückgehen. Anfang Juni 1947 hatte George C. Marshall, der damalige US-Außenminister, an der Harvard-University die Vision eines Wiederaufbaus eines gesamten Kontinents, nämlich Europas, skizziert und präsentiert. Das war das erste Mal, dass davon in der Öffentlichkeit Kenntnis genommen werden konnte.

An diesem Tag wurde mit dieser visionären Vorausschau und auch mit viel Mut der Grundstein zum Wiederaufbau des Kontinents Europa gelegt. Wir fragen uns heute: Kann das wiederholt werden angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine? Ich sage: Ja, das kann, das muss wiederholt werden; „leider“, muss ich hinzufügen. Besser wäre es, wenn wir in Europa erst gar nicht in diese Situation gekommen wären. Aber wir können es schaffen, wenn wir alle zusammenhalten. Und das ist das Mindeste, was wir auch den Ukrainerinnen und Ukrainern an Hilfe und Unterstützung bieten können. Denn wir müssen begreifen: Wenn wir die Ukraine allein lassen, haben auch wir keine Zukunft.

Verehrte Damen und Herren, die transatlantische Freundschaft – wie Freundschaften insgesamt – braucht Pflege. Die Verbindungen, die im Laufe der Jahre, der Jahrzehnte innerhalb der transatlantischen Familie entstanden sind, haben sich weiterentwickelt, sind gereift. War es früher noch so, dass wir existenziell die USA brauchten, ist es heute so, dass wir einander brauchen. Wir sorgen gemeinsam für unsere Sicherheit, was auch eine faire Lastenteilung voraussetzt, und zwar nicht nur im Militärischen – das 2-Prozent-Ziel, das wir uns im Rahmen der NATO-Verpflichtungen gegeben haben –, sondern auch bei der politischen Führungsverantwortung, liebe Freundinnen und Freunde. Das Konzept des Partners in Leadership ist heute dringender und aktueller denn je.

Deswegen sage ich zum Schluss meiner Rede, sehr verehrte Frau Präsidentin: Transatlantische Verbindungen sind aktuell. Sie sind lebendig, und, ja, sie sind zuweilen auch Herausforderung. Aber – da wiederhole ich mich bewusst – ohne transatlantische Verbindungen, diese Säule unserer Sicherheit, unserer Freiheit, unseres Friedens, unseres Wohlstandes, ist eine Zukunft für uns in Europa und in Deutschland nicht denkbar. Deswegen ist eine neue und erneuerte transatlantische Freundschaft unser Garant für ein Leben in Freiheit, Sicherheit und Wohlstand.

Danke, Amerika.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)

Das Wort hat Robert Farle.


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7552445
Wahlperiode 20
Sitzung 95
Tagesordnungspunkt 75 Jahre European Recovery Plan (Marshall Plan)
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