28.09.2023 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 125 / Tagesordnungspunkt 9

Reinhard BrandlCDU/CSU - Nationale Datenstrategie der Bundesregierung

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Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Also diesen Tag heute vermerke ich mir im Kalender als das große Nebelkerzenfest der Ampel.

(Beifall bei der CDU/CSU – Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Sehr richtig! – Maximilian Funke-Kaiser [FDP]: Da sind eher Sie Experte!)

Und manchmal – ich kann sagen: das passiert sehr selten – schaffen Sie es fast, mich sprachlos zu machen.

(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Das will was heißen!)

Ich will den geneigten Zuhörern auf der Tribüne und vielleicht vor den Bildschirmen einmal mitteilen, was hier gerade parallel abläuft. Hier im Plenum des Deutschen Bundestages feiert sich die Ampel als die Fortschrittskoalition,

(Dr. Johannes Fechner [SPD]: Zu Recht!)

die mit ihrer Datenstrategie unser Land voranbringt. Gleichzeitig, 100 Meter weiter, sitzt im Haushaltsausschuss Minister Volker Wissing. Und ich will Ihnen mal kurz darlegen, was er gerade im Haushaltsausschuss präsentiert.

(Dunja Kreiser [SPD]: Ach, Sie sind dabei?)

Erstens. Es wird kein Digitalbudget geben,

(Zurufe von der FDP)

obwohl die Ampel im Koalitionsvertrag mehr Geld für Digitalisierung versprochen hat. Dieses Versprechen wird die Ampel nicht einhalten.

(Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe der Abg. Maik Außendorf [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] und Maximilian Funke-Kaiser [FDP])

Zweitens. In seinem eigenen Haushalt kürzt er im Bereich Digitales 25 Prozent.

(Maximilian Funke-Kaiser [FDP]: Das sind Nebelkerzen!)

Der Rasenmäher geht drüber: über 5 G, über KI, über Breitband. Weniger Geld für Digitalisierung ist die Realität.

Drittens – das ist jetzt der eigentliche Hammer –: Die Bundesregierung löst das Sondervermögen „Digitale Infrastruktur“ auf.

(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Was?)

Das hört sich jetzt ein bisschen technisch an. Aber was verbirgt sich dahinter?

(Maik Außendorf [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wollten das doch immer auflösen!)

Das Sondervermögen „Digitale Infrastruktur“ wurde gespeist aus den Erlösen der Mobilfunkfrequenzvergaben: 4,2 Milliarden Euro zweckgebunden für Breitbandausbau und den DigitalPakt Schule. Die Ampel schüttet diesen Topf jetzt aus. Finanzminister Lindner freut sich über 4,2 Milliarden Euro Einnahmen im Bundeshaushalt,

(Zuruf des Abg. Maximilian Funke-Kaiser [FDP])

und gleichzeitig nimmt er nur 2,7 Milliarden Euro als Vorsorge für Digitales. Das heißt 1,5 Milliarden Euro werden verfrühstückt, gehen für irgendwas im Haushalt drauf.

(Maximilian Funke-Kaiser [FDP]: Das Geld ist gebunden, Herr Kollege!)

Damit kommt unser Land nicht nach vorne.

(Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe von der SPD)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir werden Jahre, wenn nicht Jahrzehnte brauchen, um diese Ampeldelle wieder auszugleichen.

(Dr. Volker Redder [FDP]: So ein Quatsch!)

Denn das Geld ist jetzt weg. Wo soll es denn herkommen? An das grüne Wirtschaftswunder glaubt im Land niemand mehr.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Und Sie sind so dreist, während das im Haushaltsausschuss stattfindet, diese Debatte hier zu führen und die Ampel mit ihrer Datenstrategie zu feiern.

(Maximilian Funke-Kaiser [FDP]: Unglaublich!)

Lassen Sie mich ein paar Worte zu dieser Datenstrategie verlieren. Da stehen viele richtige und schöne Sätze drin. Aber Worte allein reichen nicht. Ich will Ihnen mal ein paar Beispiele nennen.

Erstens. Sie beschreiben vollmundig die Potenziale von Datennutzung auch für Unternehmen. Die Realität ist, dass die Unternehmen, wenn ich sie besuche, dann nicht über die Potenziale von Datennutzung reden, sondern über den enormen bürokratischen Aufwand für Datenschutz.

(Zuruf des Abg. Leon Eckert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Das kostet die Unternehmen Geld. Jetzt schreiben Sie in Ihrer Strategie: Wir wollen den Datenschutz praktikabler machen. – Aber an keiner Stelle werden Sie konkret, wie Sie es machen wollen. Das wäre eigentlich die Aufgabe einer solchen Strategie.

Zweitens: digitale Verwaltung. Sie wollen eine datengetriebene digitale Verwaltung erreichen. Dazu brauchen Sie aber moderne Register. Die letzte Koalition hat 2021 ein Registermodernisierungsgesetz beschlossen. Sie setzen es nicht um, weil Sie sich über technische Fragen von Identifiern nicht einigen können.

(Maximilian Funke-Kaiser [FDP]: Stimmt doch gar nicht! Sie sollten sich besser informieren, Herr Kollege! – Dr. Volker Redder [FDP]: Völlig falsch!)

Jetzt haben Sie sich im Juni darauf verständigt, zumindest laut Presseberichten, dass es einen Kompromiss zwischen Grünen, FDP und SPD gibt, was man jetzt als ID in den Registern verwendet. In der Datenstrategie lese ich dazu kein einziges Wort. Das wäre ein Ort gewesen, wo Sie es auch mal hätten umsetzen können.

(Maximilian Funke-Kaiser [FDP]: Wir setzen um! Im Gegensatz zu Ihnen!)

Drittens. In Ihrer Strategie steht kein einziges messbares Ziel; es ist nur eine Roadmap. Es gibt keine einzige klare Verantwortlichkeit, an der wir Sie in Zukunft messen können.

(Zuruf der Abg. Tabea Rößner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Meine Damen und Herren, es wird mit der Datenstrategie genauso enden wie mit Ihrer Digitalstrategie: heiße Luft, nichts dahinter. Aber wir lassen Ihnen das nicht durchgehen. Unser Anspruch als CDU/CSU ist, unser Land voranzubringen. Mit Ihnen fallen wir zurück. Das ist schade für Deutschland. Wir haben mehr verdient.

Danke.

(Beifall bei der CDU/CSU – Maik Außendorf [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wäre vor zwei Jahren eine gute Rede gewesen!)

Für die SPD-Fraktion hat das Wort der Kollege Armand Zorn.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7591058
Wahlperiode 20
Sitzung 125
Tagesordnungspunkt Nationale Datenstrategie der Bundesregierung
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