Ria SchröderFDP - Bildung und Forschung
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Bildungsministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Oma lebte immer nach der Idee, dass ihre Kinder es einmal besser haben sollten. In unserer von neuen Krisen geprägten Zeit teilen viele diesen Leitgedanken nicht mehr. Finanzkrise, Klimakrise, Coronakrise: Manche haben den Glauben an das Aufstiegsversprechen für die nächste Generation verloren und andere sogar den Anspruch daran. Kinder und Jugendliche standen gerade in der Pandemie oft an letzter Stelle. Das muss sich ändern, und das werden wir ändern, meine Damen und Herren.
(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
112 Tage waren die Schulen im letzten Winter zwischen Dezember und Mai geschlossen, während die Fußballstadien schon wieder voll waren. Wenn sich Jugendliche dann mal mit Freunden im Park trafen, konnte es ihnen passieren, dass sie von der Polizei durchs Gebüsch gejagt wurden, wie im Hamburger Jenischpark. Wo sind wir denn gelandet? Was geben wir denn den jungen Menschen heute mit auf den Weg? Die Folgen dieser Politik waren verheerend: unaufholbare Lernrückstände, häusliche Gewalt, psychische Krankheiten bis hin zu Suizidversuchen. Die neue Ampelkoalition und die Bundesbildungsministerin haben hier einen klaren Richtungswechsel eingeleitet. Mit uns werden die nächsten vier Jahre der Bildungspolitik vom Ziel geprägt sein, jedem jungen Menschen in diesem Land Aufstiegschancen zu ermöglichen. Endlich!
(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Ich freue mich ja über die große Zustimmung von der Union. Das alles hätten Sie zwar in den letzten 16 Jahren schon umsetzen können, aber Sie haben es versäumt. Frau Schön, Sie haben die letzte Bildungsministerin, Frau Karliczek, erwähnt, aber nicht das Desaster, das sie für die Bildungspolitik in diesem Land war. Ich erinnere mich zum Beispiel daran, dass sie nicht einmal darüber nachgedacht hat, das BAföG als Krisenschutz für Azubis und Studierende zu öffnen, nicht einmal, als die Jugendorganisationen der demokratischen Parteien – die Jungen Liberalen, auch die Junge Union war dabei – sie darum gebeten haben. Sie hat auf den gemeinsamen Brief nicht einmal geantwortet. So viel Desinteresse und Ignoranz gegenüber den jungen Menschen darf nicht noch einmal die Bildungspolitik in diesem Land bestimmen.
(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Wir wollen aber nicht nur aufräumen, was Sie versäumt haben. Wir wollen nicht weniger, als allen Kindern und Jugendlichen unabhängig vom Elternhaus, vom Wohnort, von Hautfarbe, Geschlecht oder Religion oder auch vom Bundesland exzellente Bildung zu bieten; denn das ist die Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben, meine Damen und Herren.
(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Daher werden wir das BAföG elternunabhängig machen. Wir werden den Digitalpakt verbessern und mit dem Digitalpakt 2.0 ein neues Digitalisierungsprogramm auf den Weg bringen. Wir werden mit dem „Startchancen“-Programm mehr als 4 000 Schulen zu Talentschulen mit einem Chancenbudget machen, das modernste Pädagogik und Ausstattung ermöglicht: von Endgeräten bis zu Kreativlaboren, mit besserer Schulsozialarbeit, Berufsorientierung und individueller Förderung. Die besten Schulen brauchen wir da, wo Armut und soziale Herausforderungen am größten sind.
(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Geben wir Kindern und Jugendlichen das Handwerkszeug mit auf ihren Lebensweg, mit dem sie in einer Welt voller Krisen nicht den Mut verlieren, sondern lernen, ihre individuellen Talente und Fähigkeiten zu nutzen, um die Herausforderungen der Zukunft anzupacken! Wir haben es in den nächsten vier Jahren in der Hand, diese Weichen zu stellen. Denn wenn ich einmal Oma bin, dann möchte ich sagen können: Wir haben dafür gesorgt, dass es unseren Kindern besser geht.
In diesem Sinne freue ich mich, Frau Ministerin, auf Ihre Arbeit, wünsche viel Fortune, freue mich auf die parlamentarische Debatte und danke für Ihre Aufmerksamkeit.
(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7533024 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 11 |
Tagesordnungspunkt | Bildung und Forschung |