11.05.2023 | Deutscher Bundestag / 20. EP / Session 103 / Tagesordnungspunkt 6

Wiebke EsdarSPD - Akademische und berufliche Bildung

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Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir wollen die berufliche Bildung stärken, weil sie oft besser ist als ihr Ruf und weil man mit einer dualen Ausbildung so viele verschiedene erfüllende Berufe ergreifen kann, die ein richtig gutes Leben ermöglichen. Und wir wollen die berufliche Bildung auch stärken, weil wir sie einfach in ganz vielen Bereichen brauchen. Der Fachkräftemangel ist da. Mich hat er heute Morgen das erste Mal um 6.30 Uhr ereilt, als ich in der Kita-Whatsapp-Gruppe lesen musste, dass wieder Notbetreuung ist, weil Personalmangel in den Kitas herrscht. All die Eltern, die Kinder in Kitas haben, werden das kennen. Aber da hilft kein Lamentieren, da hilft auch kein Achselzucken. Wir müssen ran an das Thema, und wir arbeiten daran; ich komme darauf später zurück.

(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Niklas Wagener [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Es geht in dem vorliegenden Antrag darum, so der Titel, akademische und berufliche Bildung gleichzustellen. Aber uns ist an der Stelle wichtig, dass wir, anders als es im vorliegenden Antrag der Fall ist, das eine nicht gegen das andere ausspielen, sondern dass wir beides verzahnen, wie meine Kollegin Jessica Rosenthal es am Anfang des Jahres schon gesagt hat. Es geht darum, Brücken zu bauen, Brücken zwischen den Säulen der beruflichen und der akademischen Bildung und Brücken, über die die jungen Menschen auf ihre Bildungspfade kommen.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und der Abg. Dr. Anja Reinalter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Zum vorliegenden Antrag muss ich leider sagen: Wer noch nicht einmal das Gesetz richtig ausschreiben kann, um das es sich handelt, der hat sich wahrscheinlich mit dessen Inhalt erst recht nicht auseinandergesetzt.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

Das AFBG ist das Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz. Genauso wenig lässt der Antrag erkennen, dass sich die AfD mit der Sachlage beschäftigt hat.

(Nicole Höchst [AfD]: Sie haben im Bundesrat zugestimmt!)

Denn anders als Sie behaupten, leidet die Berufsausbildung an sich gerade nicht aufgrund der akademischen Bildung unter mangelnder Attraktivität. Von denjenigen, die sich aussuchen können, ob Studium oder Ausbildung, tendieren immer mehr junge Menschen dazu, eine Ausbildung zu machen.

Wir müssen bei den Ausbildungsstellen und dem Fachkräftemangel außerdem genau differenzieren. Warum werden Stellen nicht besetzt? Wer sich das genau anguckt, der kann ziemlich schnell erkennen, dass es von den Punkten der Entlohnung, der Attraktivität der Arbeitsbedingungen und der Frage der Perspektive, also ob man sich damit ein gutes Leben aufbauen kann, abhängt, ob es einen Bewerbermangel gibt oder nicht.

(Beifall bei der SPD)

Richtig ist aber auch, meine Damen und Herren, dass die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge rückläufig ist, dass in den letzten zehn Jahren ein Rückgang zu verzeichnen ist. Darum ist der Knackpunkt, dass wir die jungen Menschen, die keine Hochschulreife haben, sondern einen Hauptschulabschluss, die Mittlere Reife oder keinen Abschluss haben oder die sich in Übergangsmaßnahmen befinden, in eine Ausbildung bekommen. Da ist der Unterstützungsbedarf am größten.

(Beifall der Abg. Katrin Zschau [SPD])

Es gab 2020 tatsächlich 2 Millionen junge Menschen, die sich weder in Arbeit noch in Ausbildung befanden. Um die müssen wir uns kümmern; denn die Folgekosten trägt, wenn wir das nicht hinbekommen, die Gesellschaft. Jede und jeder Einzelne von diesen jungen Menschen ist es wert, dass wir ihre Talente fördern.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)

Wir bauen jetzt schon ganz viele Brücken, von denen ich einige aufzählen will. Wir haben mit dem 27. BAföG-Änderungsgesetz das BAföG für deutlich breitere Schichten geöffnet. Mit dem AFBG werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Maßnahmen der beruflichen Aufstiegsfortbildung durch Kostenübernahme der Bildungsmaßnahme und durch Beiträge zum Lebensunterhalt besser unterstützt. Wir werden beim Aufstiegs-BAföG noch mal nachlegen und es entsprechend reformieren.

Die AFBG-Förderleistungen sind in den letzten Jahren gestiegen. Darum haben wir zu Recht in den Mittelansätzen wesentlich mehr Geld bereitgestellt. Die Geförderten haben auch den Heizkostenzuschuss bekommen. Übrigens ist der am meisten geförderte Beruf im Aufstiegs-BAföG der der staatlich anerkannten Erzieherinnen und Erzieher. Das freut mich besonders aus familien- und bildungspolitischer Sicht, weil wir in diesem Bereich schon mitten im Fachkräftemangel stecken.

Das Weiterbildungsgesetz mit der Ausbildungsgarantie – die Kollegin hat es bereits angesprochen – mit dem Rechtsanspruch auf einen außerbetrieblichen Ausbildungsplatz haben wir auf den Weg gebracht. Dazu gehören auch ein gefördertes Berufsorientierungspraktikum und der Mobilitätszuschuss. Die Mittel aus dem Startchancen-Programm, dessen Konzept wir seit der letzten Woche vorliegen haben, sollen zu 20 Prozent an Berufsschulen gehen. Das finde ich total wichtig. Außerdem machen wir uns stark für einen Hochschulpakt.

(Beifall bei der SPD)

Kommen Sie bitte zum Schluss.

Schlussendlich sind auch die Arbeitgeber/-innen gefordert, mehr und besser auszubilden. Vor allem bei der Entlohnung muss so nachgelegt werden, dass man sich das WG-Zimmer in der Stadt leisten kann, in der man seine Ausbildung macht.

Meine Damen und Herren, wir bauen Stein auf Stein die Brücken für die Ausbildung der jungen Menschen. Weil die AfD weder die Sachlage noch das zugehörige Gesetz verstanden hat, werden wir den Antrag ablehnen.

Danke schön.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

Für die Unionsfraktion hat das Wort die Kollegin Katrin Staffler.

(Beifall bei der CDU/CSU)

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Electoral Period 20
Session 103
Agenda Item Akademische und berufliche Bildung
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