Aydan ÖzoğuzSPD - 5. Jahrestag des Vertrages von Aachen
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist noch gar nicht so lange her – Sie werden sich alle daran erinnern –, dass wir in der Assemblée nationale gemeinsam das Jubiläum des Élysée-Vertrages begehen konnten. Dieser Vertrag zeigte ja gerade, dass zwei Staaten, die ehemals so verfeindet waren, eine Grundlage dafür gelegt haben, dass wir jahrzehntelang und über Generationen Frieden und Freundschaft miteinander leben können. Das betrifft uns alle, und ich glaube, in diesen Zeiten sollten wir uns auch klarmachen, wie dankbar wir dafür sein können.
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Michael Georg Link [Heilbronn] [FDP])
Deutschland und Frankreich verbindet so vieles. Oft denken wir dabei zuerst an die politischen und wirtschaftlichen Dimensionen; Herr Laschet ist darauf sehr ausführlich eingegangen. Aber der Vertrag von Aachen unterstreicht ja gerade auch die kulturelle Dimension unserer Partnerschaft und die Wichtigkeit der kulturellen Dimension, weil Kultur eben so wichtig für Verständigung ist. Deswegen möchte ich diesen Aspekt auch hervorheben.
Als Ziele werden im Vertrag unter anderem die Schaffung eines gemeinsamen Kultur- und Medienraums genannt und der Ausbau der Austauschprogramme, das heißt direkt mit den Menschen vor Ort. Hinzu kommt der Erwerb der Partnersprache und die stärkere Vernetzung im Bereich der Bildung.
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Michael Georg Link [Heilbronn] [FDP])
Der Aachener Vertrag hat in puncto kultureller Zusammenarbeit vor fünf Jahren natürlich nicht bei null angefangen; vieles ist zum Teil ja schon seit Jahren oder Jahrzehnten gelebte Praxis. Aber ich möchte schon noch kurz nennen, was der Aachener Vertrag tatsächlich neu angestoßen hat in dieser Zeit.
Da ist zunächst einmal der Deutsch-Französische Bürgerfonds, den Staatsministerin Lührmann schon zu Recht erwähnt hat; denn er fördert zivilgesellschaftliche und kommunale Partnerschaften. Dieser Fonds erfreut sich einer außerordentlich regen Nachfrage, so sehr, dass seit April 2020 mehr als 2 000 Projekte gefördert werden konnten, neue gesellschaftliche Gruppen erreicht wurden und das Budget deshalb noch mal aufgestockt wurde. Wir sollten doch dankbar und froh dafür sein, dass wir einen so tollen Mechanismus haben, der die Menschen zusammenbringt.
(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Ebenfalls erfolgreich gestaltet sich die Schaffung von integrierten deutsch-französischen Kulturinstituten. Die Idee dahinter ist ja, dass Deutschland und Frankreich dem Ausland gegenüber in Gemeinschaft auftreten und sich gemeinsam präsentieren. Das erste deutsch-französische Kulturinstitut wurde im Juni 2021 in Palermo eröffnet. Es folgten Institute in Atlanta und in Ramallah im Westjordanland. Weitere Eröffnungen stehen jetzt an in Erbil, in Córdoba, in Bischkek und in Glasgow. Getragen werden diese Einrichtungen auf unserer Seite vom Goethe-Institut und auf französischer Seite vom Institut français. Das alles sind ganz großartige Entwicklungen, die dieser Aachener Vertrag noch mal angestoßen hat.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Neben all diesen wertvollen Initiativen bleibt das Wichtigste der Spracherwerb. Ich habe das damals auch schon in der Assemblée nationale ansprechen dürfen. Wir haben im Jahr 2022 eine umfassende Strategie zur Förderung der Nachbarsprache gesehen – gegenseitig –, die bereits in der Umsetzung ist. Wir wollen doch alle gemeinsam diesen Trend des abnehmenden gegenseitigen Spracherwerbs umdrehen, vielleicht gerade weil beide Sprachen – sowohl Deutsch als auch Französisch – nun wirklich nicht die leichtesten Sprachen sind, die man lernen kann. Genau deshalb sollten wir da noch mal eine besondere Unterstützung deutlich machen.
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)
Wie wichtig die deutsch-französische Partnerschaft in Zeiten wachsender außenpolitischer Herausforderungen und Bedrohungen ist, wird uns in diesen Zeiten nun besonders bewusst. Zu einer von der gesamten Zivilgesellschaft – das ist doch das Wesentliche und Besondere: von der gesamten Zivilgesellschaft – beider Länder getragenen Partnerschaft gehört auch die gegenseitige Fähigkeit der Verständigung. Genau dazu trägt der Aachener Vertrag bei. Ich danke allen, die diese deutsch-französische Freundschaft mit Leben füllen, und ich hoffe, wir werden das heute noch ganz oft hören: Vive l’amitié franco-allemande! Es lebe die deutsch-französische Freundschaft!
Vielen Dank.
(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7605578 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 147 |
Tagesordnungspunkt | 5. Jahrestag des Vertrages von Aachen |